Das Altpapier am 30. Oktober 2017 Ausgeruhte Sturmwindanalysen

Kakophonien bei den Öffentlich-Rechtlichen. Was soll das eigentlich immer mit dem Quotendenken? Die AfD will sensible Daten von Journalisten, ach ne, doch nicht. Neben Demogorgons bei Netflix tummeln sich auch andere dunkle, unheimliche Mächte in unserer Medienbubble und es gibt Serien-Kritiken, damit Binge-Watchern über die Feiertage nicht langweilig wird. Ein Altpapier von Nora Frerichmann.

Ein Hoch auf die am Wochenende Produktiven! Während einige Leute sich bei dem Herwart-Mistwetter vor dem Fernseher verkrochen und die neue Staffel Stranger Things gesuchtet haben (ich geb‘s zu, ich gehör dazu), haben andere ausgeruhte Texte über den Auftrag und Strukturgedöns bei den Öffentlich-Rechtlichen veröffentlicht:

In der Neuen Züricher Zeitung fand Viola Schenz am Wochenende allerhand Synonyme für die Debatte hier bei uns im großen Kanton: Sturmwind, Kakophonie, Streit und Ärger gehören dazu. Mit etwas Abstand (dieser und ein wirklich ausgeruhter Text, das sind ja eher Seltenheiten in unserer Mediennachrichtenbubble) wirft sie nochmal einen Blick auf eine Debatte, in der sich wirklich jeder zu Wort melden will:

"Das Gute an öffentlichrechtlichen Systemen ist, dass sie vielen die Möglichkeit geben mitzureden. Das Schlechte an öffentlichrechtlichen Systemen ist, dass sie vielen die Möglichkeit geben mitzureden. Beim öffentlichen Rundfunk in Deutschland reden derzeit sehr viele mit, vor allem sehr durcheinander."

Eine Diskussion, in der momentan jeder seine eigenen Interessen durchsetzen will, statt das große Ganze im Blick zu behalten und eventuell die Nutzerinteressen über ein alibihaftes Maß hinaus zu bedenken (an dieser Stelle einen Gruß an den BDZV, den VPRT, Rainer Robra und Konsorten, den Spiegel aber natürlich auch an die Rundfunkanstalten selbst!). "Im Kern dreht sich der Streit um den üblichen Dreiklang: Geld, Einfluss, Macht", schreibt Schenz und ruft uns nochmal einige Forderungen in Erinnerung:

"Mal waren die Sparbemühungen der Sender zu kläglich (Bodo Ramelow, Ministerpräsident Thüringen, Die Linke). Mal wurde den Sendern die Schuld am Aufstieg der AfD in die Schuhe geschoben (Joachim Herrmann, Innenminister Bayern, CSU). Mal sollen ARD und ZDF zusammengelegt werden (Horst Seehofer, Ministerpräsident Bayern, CSU)."

Auch Altpapier-Autor Klaus Raab wirft bei Zeit Online einen ausgeruhten, analytischen Blick auf die Debatte und vergleicht die Öffis mit der EU:

"Beide werden als teure Bürokratiemonster verhöhnt, die viele blödsinnige Vorhaben verfolgen und zu stark in den Markt eingreifen. In beiden Fällen würden viele vielleicht erst bemerken, was sie an diesen Institutionen haben, wenn sie nicht mehr da wären. Was fehlt, ist eine positive Vision für das öffentlich-rechtliche System."

Programmplatz Geisterstunde

Trotz vieler wichtiger, qualitätsjournalistischer Inhalte der Anstalten – die vielen guten Dokus, verschiedene Nachrichten- und Magazinformate und auch die ein oder andere Serie – gibt es immer wieder massive Kritik an der Programmpolitik der Anstalten: Nicht nur an den Inhalten mit all den Musikantenstadels, den teilweise horrenden Ausgaben für Sportrechte, den Herzkino- und Pilcherabenden, den lahmen Provinzkrimis und schmalztriefenden Telenovelas, sondern auch an deren Platzierung. Verteidigungsargumente der Öffis sind dabei meistens die Quoten (in diesem und diesem Altpapier schon mal kritisiert). Raab fordert aber:

"Weg mit der Quotenausweisung! Anders als die werbefinanzierten Privatsender (…)  brauchen die Öffentlich-Rechtlichen sie nicht: Die Quote zeigt kein Gesellschaftsbild, sondern nur die Interessenverteilung derer, die sich ohnehin vom Programm angesprochen fühlen. (…) Von ihnen auf die Gesamtheit des potenziellen Publikums und dessen Vorlieben zu schließen, ist ein Fehler. Die Anstalten machen sich selbst zu Getriebenen eines Marktes, nach dessen Kriterien sie gar nicht spielen sollten."

Mehr Mut zur eigenen Linie, schärfere Themensetzung, mehr Offenheit und Experimenten würde den Anstalten besser stehen als eine Abschiebung interessanter Formate und Serien in die hier-kann-uns-nix-passieren-Sparten-Kanäle One oder ZDFneo zur hier-kann-uns-nix-passieren-Uhrzeit nach 22.45. Oder, wie Schenz es in der NZZ formuliert: "Anspruchsvolle Inhalte finden erst kurz vor der Geisterstunde ihren Programmplatz."

Dementsprechend wundert sich Heike Huppertz bei FAZ.net in einer Kritik der Serie Bruder – Schwarze Macht: "Warum läuft dieses starke Fernsehstück nur bei ZDFneo?" Sie ist begeistert, lobt die Autoren, denen es gelinge zu zeigen, was Terrorideologien attraktiv machen könne. Die Serie sein genau recherchiert, nah an den Figuren und in "hochwertiger Thrillerserienästhetik" umgesetzt (weitere Meinungen zu der Serie unten im Altpapierkorb).

"Es ist ein Jammer, dass diese exzellent geschriebene und herausragend gespielte, richtungsweisend relevante Serie nur auf dem Spartensender ZDFneo und nicht im ZDF läuft. Sie zeigt uns nämlich nahezu exemplarisch die Radikalisierung zweier junger Männer, die sich, einmal in die Fänge eines salafistischen Predigers geraten, mit Hilfe von subkulturell verbreiteter IS-Hiphop-Musik und krasser Videos als Teil einer abgefahrenen Jugendprotestkultur von großer psychischer Anziehungskraft glauben, nie gekanntes Gruppengefühl erleben und schließlich zu willigen Werkzeugen eines IS-Anführers werden."

Man möchte die Programmverantwortlichen bei den Öffis einfach mal auf ein Herrengedeck in der Eckkneipe einladen und sagen: Hömma Jungs, et wird Zeit jetzt! Oder vielleicht startet jemand mal eine Postkartenlawine an Volker Herres und Norbert Himmler mit solch kitschigen Ermutigungs-Sprüchen…

Tausche sensible Daten gegen Akkreditierung

Die gefühlte Runde Nr. 127 im Kampf der AfD gegen die "Systemmedien" ist eigeläutet und zum Glück auch schon fast wieder vorbei. Ursprünglich hatte die Partei für die Akkreditierung ihres Parteitags im Dezember das Recht gefordert, verschiedene Auskünfte über Journalisten einzuziehen. "Dabei sollten die Medienvertreter auch der Nutzung von sogenannten 'besonderen Daten' zustimmen", berichtet der Deutschlandfunk.

Erwähnt ist in von der Partei geforderten Einverständniserklärung explizit Paragraph 3 des Bundesdatenschutzgesetzes. Zu den dort unter Absatz 9 aufgeführten besonderen Daten zählen auch "Angaben über die rassische und ethnische Herkunft, politische Meinungen, religiöse oder philosophische Überzeugungen, Gewerkschaftszugehörigkeit, Gesundheit oder Sexualleben."

Der Deutsche Journalisten-Verband habe die AfD aufgefordert, das Formular umgehend zu überarbeiten, schreiben die Stuttgarter Nachrichten. "Das ist eine unzulässige Einmischung in die Privatangelegenheiten von Journalisten", sagte DJV-Sprecher Hendrik Zörner. Welche politische Meinung ein Journalist habe, spiele bei der Zulassung zur Berichterstattung keine Rolle und sei Privatsache. 

Der Staatsrechtler und Rektor der Deutschen Hochschule für Verwaltungswissenschaften in Speyer, Joachim Wieland, sagte dem Handelsblatt, er sehe darin einen klaren Verstoß gegen das Grundgesetz.

AfD-Pressesprecher Christian Lüth machte am Samstag bei Twitter einen Rückzieher (Trump lässt grüßen) und bezeichnete das bisherige Akkreditierungsformular mit der Einwilligung in die Datenerhebung als "Testversion". Diese sei geändert worden und Journalisten könnten sich nun über die richtige Anmeldemaske eintragen.

Die Frage ist: Was wollte die Partei damit denn eigentlich testen? Wie weit Journalisten gehen? Sollte der Journaille damit vor Augen gehalten werden, dass sie eben durch den Reifen springen muss, wenn Sie das Leckerli haben will? Dass das Informationsgeschäft mit der AfD ein Kuhhandel nach dem Motto "Zeig mir Deins, dann zeig ich dir Meins" ist? War das nur ein weiterer Aufmerksamkeitshack, um in den Nachrichten zu landen oder einfach Dilettantismus?

Im Deutschlandfunk diskutierten am Wochenende – nicht mit direktem Bezug zu den Akkreditierungsrichtlinien aber doch passend dazu – die Publizistin und Juristin Liane Bednarz und der Jurist und Moderator Michel Friedman, ob man die AfD behandeln sollte, wie jede andere Partei.

Bednarz ist dafür: "Was die Präsenz in den Medien anbetrifft, sollte man die AfD insofern wie jede andere Partei behandeln, als man sie zu Themen einlädt, zu denen sie sich äußert. Umgekehrt besteht kein Anspruch der AfD darauf, in den Medien besonders präsent zu sein. Wichtig ist es, im Gegensatz zu einer Totalstigmatisierung, die AfD inhaltlich zu stellen. (…) Man muss darüber aufklären, was die Partei in ihrem Programm schreibt, wo Pappkameraden aufgebaut werden, was nicht überzeugend ist.

Friedman argumentiert dagegen: "Die AfD ist demokratisch gewählt, damit hat sie einen Anspruch, als solche auch behandelt zu werden, aber nein: Sie ist keine Partei wie alle anderen, denn sie arbeitet mit rassistischen Narrativen, sie arbeitet mit antisemitischen Überlegungen. (…) Wenn sie im Parlament arbeitet, dann hat sie einen Anspruch darauf, dass man sie demokratisch begleitet. Das gilt auch für uns, die Medien. Nur: Sie damit salonfähig zu machen, den Eindruck zu erwecken, dass das der Alltag der Zukunft sei, davor warne ich."

Mit solch verschiedenen Sichtweisen werden in Redaktionen künftig sicher noch viele Diskussionen ausgetragen werden müssen. Wichtig wird dabei aber auf jeden Fall sein, eventuelle Hintergedanken der AfD zu reflektieren, bevor man auf dem Reichweiten-/Quotenzug aufspringt und sich der Aufmerksamkeitsökonomie beugt.

Einmal Zusammenlegen, bitte

Was machen eigentlich die Funkes so – oder eigentlich die Beckers und Grotkamps, wenn man die die Verlegerinnen beachtet? Aufregung gab es ja zuletzt um die Rolle von des ursprünglichen Medienministers Stephan Holthoff-Pförtner (CDU) in der Laschet-Regierung in NRW (aka. Eigner von 17-Prozent der Funke-Anteile). Wir erinnern uns an den sehr spät bemerkten Interessenskonflikt hier und hier im Altpapier genauer nachzulesen und von der taz im Sommer genauer aufgedröselt…

Für die Süddeutsche Zeitung (bei SZPlus und für 79 Cent bei Blendle) hat sich jedenfalls Benedikt Müller den Wandel der "größten Verlagsgruppe des Ruhrgebiets" genauer angeschaut. Im August hatte die Mediengruppe ja überraschenderweise den Kauf der beiden Frauenzeitschriften Donna von Burda und Myself von Condé Nast angekündigt.

"Jetzt steht die Frauenzeitschrift im Funke-Portfolio neben Blättern wie Echo der Frau oder Das Goldene Blatt, die gerade wieder dafür kritisiert wurden, wie viele falsche Promi-Baby-Gerüchte sie in die Welt setzten. Wie passt das zusammen: Myself und Die Aktuelle?", fragt sich Müller.

Neben den beiden vergleichsweise eher höherklassigen Magazinen (euphemistischer kann ich es hier grade nicht beschreiben, denn beide Titel gehören auf jeden Fall zur Kategorie der Blätter, die Frauen gerne irgendwelche Schönheits- oder Persönlichkeitsmakel einreden um sich selbst und Anzeigen zu verkaufen) hat die Funke Mediengruppe aber auch verschiedenen andere Zeitschriften gekauft und neu rausgebracht: Ein Kochmagazin, ein Reisemagazin, ein Youtuber-Magazin, ein Hamburg-Magazin, ein Fahrradmagazin… Funke-Geschäftsführer Manfred Braun verfolgt damit folgende Strategie:

"Jahr für Jahr soll das Zeitschriften-Portfolio um zwei bis drei Titel wachsen, fordert der Funke-Chef, ansonsten stimmten die Zahlen nicht. 'Der Absatz einzelner Titel mag zwar rückläufig sein‘' sagt Braun, 'aber wir halten den Umsatz mit Zeitschriften insgesamt und konsequent auf einem stabilen Niveau.' Den Weg dorthin beschreibt er so: Preise erhöhen, neue Titel entwickeln - oder eben zukaufen."

Zittern also bald auch Deutschlands Magazinredakteure vor Funke? Denn hinter dem ganzen PR-Sprech steckt ja meist der Plan, Redaktionen zusammenzulegen, mit möglichst wenig Aufwand möglichst viele Inhalte über möglichst viele Kanäle auszuspielen, ähnlich wie bei den Funke-Regionaltiteln. Rationalisierung und so. Das will ich jetzt auch gar nicht per se verteufeln. Wenn hier aber mit den Mitarbeitern umgegangen wird wie bei anderen Funke-Titeln – Mitarbeiter entlassen, Mitarbeiter entlassen, Mitarbeiter in der Luft hängen lassen und sich auf den eigenen Job neubewerben lassen – hat das leider wenig von Innovation und viel von WTF?!

Zusammengelegt werden soll jedenfalls "mittelfristig" auch bei den Frauenzeitschriften:

"'Wir werden für Donna und Myself eine gemeinsame Redaktion in München bilden'‘', sagt der Funke-Chef (…). Sie soll Themen wie Mode, Reise oder Ernährung nicht nur für die beiden Zeitschriften entwickeln. Auch die Zeitungen der Mediengruppe sollen für ihre Service-Rubriken auf deren Themen zugreifen können."

Mehr zu Funke gab es übrigens in diesem und diesem Altpapier.

Altpapierkorb (Schwarze Mächte im TV, Fake News, Schwedens Rundfunkbeitrag, UEFA-Nations-League, #metoo):

+++ Zuerst die versprochenen weiteren (nicht so überschwänglichen) Kritiken zur ZDFneo-Serie Bruder – Schwarze Macht: Ronen Steinke von der Süddeutschen "möchte sich eigentlich freuen über diese Miniserie", findet sie dann aber doch zu pädagogisch.  Kevin Henning kritisiert bei dwdl.de vier Folgen seien zu wenig für komplexe Themen wie Radikalisierung, Islamismus und Terrorismus. Thomas Gehringer schreibt für den Tagesspiegel gar: "Viel lebendiger als in Vorabendserien geht es in Hamburg-Wilhelmsburg vorerst nicht zu."

+++ Ja, es geht auf Halloween zu. Deshalb hier zu der schwarzen Macht auch noch eine unheimliche Macht: Handelsblatt-Chefredakteur Svent Afhüppe griff am Freitag nochmal den Spiegel-Artikel über "Die unheimliche Macht" von ARD und ZDF auf: "Abgesehen davon, dass der öffentlich-rechtliche Rundfunk in Deutschland im Vergleich zum Staatsfunk in China oder Russland ungefähr so unheimlich ist wie der Kinderkanal Kika im Vergleich mit dem konservativen Propagandasender Fox News: ARD und ZDF sind, bei aller Wertschätzung der journalistischen Arbeit, nicht jene Konkurrenten, die das Geschäftsmodell der Verlagshäuser bedrohen. Die Wettbewerber, die tatsächlich in der Lage sind, die klassischen Zeitungen aus dem Markt zu drängen, sitzen im Silicon Valley und heißen Amazon, Facebook und Google."

Und der Deutschlandfunk zeigte sich bei Twitter erstaunt, den Titel "unheimliche Macht" nun nicht mehr tragen zu dürfen.

+++ Bei Piqd warf Alexander von Streit am Samstag einen Blick nach Oxford zum Reuters Institute und fand qualitative Erkenntnisse über den Umgang von Nutzern mit Fake News: Auch schlechten Journalismus sehen viele Menschen als Fake News an. Die Diskussion darüber habe auch mit dem geringen Vertrauen in Nachrichtenmedien, Politiker und Plattformen zu tun.

+++ Bei einem Blick nach Schweden kommen sicher auch die Öffis hierzulande in Gruselstimmung: In der NZZ schreibt schrieb Christoph Walter am Samstag über die bröckelnde Zahl der Rundfunkbeitragszahler. Die Lösung der Schweden: Den Beitrag abzuschaffen und "durch eine moderat progressive und plafonierte Steuer zu ersetzen."

+++ Nächstes Gruselthema: Angestoßen vom #metoo schreibt Linda Tutmann in der taz über Sexismus im Journalismus und eigene Erfahrungen mit Kollegen und Vorgesetzten: "Mit Erstaunen beobachte ich die aktuelle Diskussion. Die Empörung meiner männlichen Kollegen, auch die Art, wie wir berichten. Wir lassen Opfer zu Wort kommen, geben Tipps, wie man sich gegen Sexismus wehren kann. (…) Über uns sprechen wir nicht. Als hätte das alles nichts mit uns und unserem Alltag in den Redaktionen zu tun. Besonders meine männlichen Kollegen scheinen davon überzeugt. Sind sie wirklich so blind? (…) Und es macht mich wütend, wenn Kollegen in diesen Tagen sagen, es sei doch langsam mal gut mit diesem Thema. Dass wir aufhören sollten darüber zu sprechen und zu schreiben. Weil doch alles gesagt wäre. Ich finde, wir sollten nicht aufhören. In den Redaktionen haben wir noch gar nicht damit angefangen."

+++ Der Grusel-Tatort vom Wochenende kommt bei den Kritikern nicht so gut davon. Die Macher "können sich nicht entscheiden, ob das Schauerstück eine Persiflage oder eine ernst gemeinte Genreübung sein soll", heißt es in der taz. Für Ersteres fehle die Selbstironie – Letzteres scheide sowieso aus. Auch FAZ, Süddeutsche und Spiegel können dem Krimi nicht wirklich was abgewinnen.

+++ "Impro-Filme mit viel Dialekt, Ausflüge ins Porno-Gewerbe und nun eine Spukhausgeschichte: Viele Zuschauer ärgern sich über zu häufige Experimente beim Tatort. Dem Wildwuchs wird nun Einhalt geboten", schreibt der Tagesspiegel. Denn die ARD hat angekündigt, sich bei dem Traditions-Krimi nicht so häufig auf Experimente einzulassen. ARD-Programmchef Volker Herres befürchtete schon nach dem Babbeldasch-Tatort, dass ein Wettlauf der Redaktionen entstehen könne, wer den abgedrehtesten Film produziert. Mehr dazu auch bei FAZ.net und dwdl.de.

+++ Der vergangenen Woche immer wieder (hier und hier) angeteaserte Kauf der UEFA-Nations-League-Rechte durch ARD und ZDF ist am Freitag endgültig durch die zuständigen Aufsichtsgremien fix gemacht worden. "Gute Quoten sind den Sendern damit sicher", schreibt Timo Niemeier für dwdl.de. Ob Quotenmaximierung bei den Anstalten ein Irrweg ist, wurde in diesem und jenem Altpapier schon mal hinterfragt. Die genaue Summe, die die Öffis für die Rechte locker machen ist noch nicht bekannt. Gemunkelt wurde aber von bis zu 122 Millionen Euro.

+++ Während die Öffentlich-Rechtlichen in Kritiken mittelmäßig davonkommen gibt es Fanfaren für Netflix. Die zweite Staffel der 80er-Hommage Stranger Things erntet viel Jubel unter den Kritikern. Julian Dörr lobt in der Süddeutschen: "Stranger Things kann all das, was nur das Kino kann. In Serie." Bei Zeit Online würde Dirk Peitz am liebsten wegen all der totzitierten 80er-Referenzen verzweifeln, findet die zweite Staffel aber mindestens genauso gut wie die erste. "Geschickt spielen die Duffer-Brüder mit vielen Versatzstücken und Zitaten der Horrorfilme der 80er-Jahre und schaffen so eine angespannte Atmosphäre", jubelt Ludwig Jocanovic weiter in der Rheinischen Post. Bei SpOn lobt Hannah Pilarczyk den "sensationell gut" inszenierten Aufbau des Spannungsbogens zur Krise, wundert sich aber über das Nichtvorhandensein von Sexualität in dem Teenager-Plot.

Neues Altpapier gibt’s wieder am Mittwoch.