Überfluteter Ort Dernau im Ahrtal 2021
Die Hochwasserkatastrophe im Jahr 2021 hinterließ in vielen betroffenen Ortschaften eine ungekannte Zerstörung. (Archiv) Bildrechte: imago images/Future Image

Kathastrophe Ein Jahr nach dem Hochwasser - Die Jahrundertflut in Zahlen

13. Juli 2022, 10:36 Uhr

Die Bilder des Hochwassers in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen im Sommer 2021 gingen um die Welt. Mehr als 180 Menschen verloren durch die Flutkatastrophe ihr Leben. Doch es gibt noch mehr erschreckende Zahlen.

Es war eine der schwersten Naturkatastrophen in Deutschland: Am Donnerstag jährt sich das Jahrhunderthochwasser in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen mit mehr als 180 Toten zum ersten Mal. Sintflutartige Regenfälle hatten am 14. und 15. Juli des vergangenen Jahres zu Überflutungen geführt, die ganze Landstriche verwüsteten. Ein Überblick über die Katastrophe in Zahlen:

150 Liter Regen pro Quadratmeter

Sturmtief "Bernd" sorgte im vergangenen Juli für anhaltenden Starkregen im Süden und Westen Deutschlands. In den Flutregionen fiel innerhalb von nur zwei Tagen mehr Niederschlag als durchschnittlich im gesamten Monat Juli. Über das kurze Zeitfenster stürzten laut dem Deutschen Wetterdienst teils hundert bis 150 Liter Regen pro Quadratmeter auf Rheinland-Pfalz Nordrhein-Westfalen herab.

Infolgedessen kam es zu Sturzfluten und Überschwemmungen. Der Pegel der Ahr erreichte mit über fünf Metern ein historisches Rekordhoch. Das kleine Flüsschen Erft schwoll stellenweise auf vier Meter Tiefe an und trat über die Ufer. Eine Kiesgrube in Erftstadt-Blessem stürzte infolge der Überflutung ein, zahlreiche Häuser wurden in die Tiefe gerissen.

Im Bild eine Ortschaft an der Straße zwischen Dernau und Walporzheim, die von den Fluten auf einem Abschnitt einfach mitgerissen wurde.
Beschauliche Ortschaften wurden durch die Flutkatastrophe verwüstet. (Archiv) Bildrechte: imago images/Future Image

Mehr als 180 Tote und Hunderte Verletzte

Durch das Hochwasser wurden etliche Gemeinden verwüstet, tausende Häuser beschädigt oder zerstört und ganze Brücken weggerissen. In Rheinland-Pfalz kamen insgesamt 135 Menschen ums Leben, 766 weitere wurden teils schwer verletzt. Zwei Menschen werden immer noch vermisst.

Im besonders stark betroffenen Ahrtal hinterließen reißende Wassermassen eine 40 Kilometer lange Schneise der Verwüstung. In Nordrhein-Westfalen starben 48 Menschen. Darunter waren auch zwölf Bewohner eines Behindertenwohnheims in Sinzig, die nicht mehr in Sicherheit gebracht werden konnten und hilflos ertranken. Ganze Ortschaften waren nach der Katastrophe von der Außenwelt abgeschnitten.

Tausende Helfer im Einsatz

Bis heute sind in den Flutgebieten Hilfsorganisationen und ehrenamtliche Helfende im Einsatz. In den Tagen und Wochen nach der Hochwasserkatastrophe halfen täglich tausende Einsatzkräfte und Freiwillige in den zerstörten Regionen, zudem wurden zeitweise 2.000 Soldatinnen und Soldaten der Bundeswehr entsandt.

Zur Menschenrettung, für Aufräumarbeiten und zum Wiederaufbau der wichtigsten Infrastruktur waren in der Spitze allein vom Technischen Hilfswerk täglich rund 4.000 ehren- und hauptamtliche Helfer im Einsatz. Hinzu kamen tausende Freiwillige aus ganz Deutschland, die zum Teil mit Shuttlebussen anreisten.

30 Milliarden Euro für den Wiederaufbau

Im vergangenen August brachten Bund und Länder einen gemeinsamen Fonds für Wiederaufbauhilfe auf den Weg, der mit insgesamt 30 Milliarden Euro gefüllt ist. Für das Land Nordrhein-Westfalen stehen 12,3 Milliarden Euro zur Verfügung, für das Nachbarland Rheinland-Pfalz 15 Milliarden.

Innerhalb eines Jahres wurde erst ein Bruchteil dieser Summe abgerufen: In Nordrhein-Westfalen wurden bis Juli 2022 rund 1,6 Milliarden Euro ausgezahlt beziehungsweise bewilligt, in Rheinland-Pfalz war es rund eine halbe Milliarde Euro. Das Geld kommt sowohl Privatpersonen als auch Kommunen, Unternehmen und der Land- beziehungsweise Forstwirtschaft zugute.

8,5 Milliarden Euro von den Versicherungen

Im Jahr nach der Katastrophe erhielten Flutbetroffene 8,5 Milliarden Euro von Versicherungen. Nach Angaben des Gesamtverbands der Deutschen Versicherungswirtschaft ist ein Viertel aller Versicherungsfälle noch offen. Allein im Kreis Ahrweiler habe der durchschnittliche Schaden pro Wohngebäude 210.000 Euro betragen. Das war der höchste jemals gemessene Schadensdurchschnitt.

Insgesamt verzeichneten die Versicherer 213.000 Schadensfälle - darunter 40.000 beschädigte Autos, 54.000 Versicherungsfälle in der Hausratversicherung, 91.000 beschädigte Wohngebäude und 28.000 Firmen, die durch die starken Regenfälle Sachschäden und Betriebsunterbrechungen meldeten.


BRISANT/dpa/afp

(Dieser Beitrag wurde am 11.07.2022 erstmals veröffentlicht.)

Dieses Thema im Programm: Das Erste | BRISANT | 13. Juli 2022 | 17:15 Uhr

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