Ingeborg Krabbe: Eine Vollblutkomödiantin

18. März 2017, 17:00 Uhr

Die Schauspielerin Ingeborg Krabbe war besonders dem Ostpublikum vertraut, wirkte sie doch in rund 300 DDR-Fernsehproduktionen, meist in heiteren Rollen, mit. Doch auch nach der Wende setzte sich ihr Erfolg nahtlos fort. Zwischen Hamburg und München stand sie auf den Brettern, die die Welt bedeuten.

Ingeborg Krabbe wurde am 13. Juni 1931 in Leipzig als Tochter eines Schlossers geboren. Der Weg zur Schauspielerei schien für sie vorgezeichnet. Schon in der Schulzeit hatte ihre Deutschlehrerin ihr Talent erkannt und sie bei einem Vortragsabend aufs Podium gestellt. Im Zuschauerraum saß damals auch Lotte Molter, Schauspielerin des Städtischen Theaters Leipzig, und sagte: "Die gehört auf die Bühne!" Das nahm sich die junge Ingeborg Krabbe zu Herzen und büffelte für die Aufnahmeprüfung für das Schauspielstudium. Von 287 Bewerbern wurden vier angenommen – sie gehörte dazu. 1949 begann ihre künstlerische Ausbildung an der Staatlichen Hochschule für Musik und Darstellende Kunst in Leipzig. Dort startete sie 1951, noch während des Schauspielstudiums, ihre Theaterkarriere an den Städtischen Bühnen Leipzig. Rasch wurden für die 1,60 m kleine Frohnatur die Weichen in Richtung heitere Muse gelegt, ihre Ader für komödiantische Rollen entdeckt. Mit anderen kabarettinteressierten jungen Schauspielern des "Theaters der Jungen Welt" tat sie sich zusammen und gründete ein eigenes Ensemble. So entstand 1954 das Leipziger Kabarett "Pfeffermühle". Sie selbst spielte an der Pfeffermühle nur ein halbes Jahr mit, da die Belastung neben dem Studium und der Theaterarbeit einfach zu groß wurde. Dann wechselte sie nach Berlin an das Theater der Freundschaft (heute Theater an der Parkaue), wo sie zehn Jahre lang spielte.

Komödiantisches Talent

Daneben begann in den 60er-Jahren ihre Karriere als Schauspielerin beim Fernsehen der DDR (DFF). Zunächst überwiegend im Fach der heiteren Dramatik besetzt, zeigte sie auch auf dem Bildschirm ihr kabarettistisches Talent und stand in den kommenden Jahren für viele Schwänke und Lustspiele vor der Kamera. Besonders populär wurde sie Ende der 70er-Jahre in den heiteren Episoden um den Ur-Berliner "Maxe Baumann" oder auch 1984 als eine der "Drei reizenden Schwestern". Dabei kam ihr auch ihre Begabung für Dialekte zugute. Die "sächsische Gusche" wurde ihr in die Wiege gelegt, die "Berliner Schnauze" kam dann auch noch hinzu. Quotenrenner waren außerdem die DDR-Serien "Bereitschaft Dr. Federau" (1988) und "Polizeiruf 110", in denen sie mehrfach mitspielte. Insgesamt wirkte Ingeborg Krabbe bis zum Ende des DFF in rund 300 Produktionen mit.

"Ich höre nie auf anzufangen"

Die Wende bedeutete für die Schauspielerin nicht den großen Bruch, wie für so viele andere ostdeutsche Künstler. Sie konnte erfolgreich Fuß fassen, arbeitete zunächst im Synchronstudio und wurde sehr schnell wieder eine viel beschäftigte Theater- und Fernsehdarstellerin, spielte erneut in Serien wie "Der Bulle von Tölz", "Siska" und "Polizeiruf 100". Sie hatte großes Glück, wie sie selbst sagte, als Jürgen Wölffer sie alsbald an die Komödie und das Theater am Kurfürstendamm holte. Engagements am Grenzlandtheater Aachen, der Komödie in Dresden, dem Winterhuder Fährhaus Hamburg und dem Hamburger Operettenhaus an der Reeperbahn folgten. Mit humorvollen Soloprogrammen - etwa "Wie reizend sind die Frauen" - und Komödien, wie "Der Witwenklub" oder "Balduin der Geisterseher" tourte die Volksschauspielerin durch viele deutsche Städte. Und selbst bei dem viel beachteten Musical "Ich war noch niemals in New York" basierend auf Liedern von Udo Jürgens wirkte sie 2007 bis 2009 in einer Hauptrolle mit. Sie lebte nach dem Motto: "Ich fange nie an aufzuhören, und ich höre nie auf anzufangen."

Für ihre schauspielerischen Leistungen erhielt sie den Kurt-Siedler-Preis der Stadt Aachen (2003) wurde außerdem mehrfach vom Publikum zum Fernsehliebling gewählt.

2010 gab Ingeborg Krabbe ihrem langjährigen Lebensgefährten Kurt Müller das Ja-Wort. Es ist ihre zweite Ehe - bis 1984 war sie über 30 Jahre lang mit dem Buchlektor Eberhard Simmich verheiratet. Aus dieser geschiedenen Ehe stammen ihre beiden Töchter. Gemeinsam mit Kurt Müller lebte sie in Berlin. In ihrer Freizeit werkelte sie am liebsten in ihrem Garten in Berlin-Pankow oder beschäftigte sich mit ihren Enkeln und Urenkeln.

Am Abend des 17. März 2017 erlag Ingeborg Krabbe in Berlin einem Krebsleiden. Sie wurde 85 Jahre alt.

Über dieses Thema berichtet das MDR-Fernsehen auch am 25. März 2017: "Lebensläufe: Ingeborg Krabbe"