Fronleichnamsprozession im Grossen Garten.
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Religion und Staat Die katholische Kirche in der DDR

21. Juni 2010, 12:16 Uhr

Das Verhältnis der katholischen Kirche zum Staatssozialismus war ein besonderes und auch nicht frei von Widersprüchen: Während man den Slogan "Kirche im Sozialismus" ablehnte, hatte man mit dem Fahneneid der NVA keine Probleme.

Im Gegensatz zur evangelischen Kirche war der Umgang der katholischen Amtskirche mit der SED-Diktatur von viel weniger Dynamik geprägt. Nach dem Erlass von Kardinal von Preysing (1947) war der Handlungsspielraum der Geistlichkeit wie auch der Gemeinden im Umgang mit staatlichen Stellen stark reglementiert. Nur die Bischöfe waren berechtigt, Erklärungen jedweder Art abzugeben. Damit verstärkte sich der Eindruck, dass sich die Katholiken aus allen gesellschaftlich relevanten Problemen heraushielten.

"Wir haben immer Nein zum Sozialismus gesagt"

In der Tat übte die katholische Kirche eine politische Abstinenz - mit dem Ziel, sich auf keinen Fall vom SED-Staat vereinnahmen zu lassen. Hauptaugenmerk der Bischöfe war es, die Teilung Deutschlands in keiner Weise zu akzeptieren und sich weitgehend der ideologischen Vereinnahmung durch die Kommunisten zu entziehen. "Kirche im Sozialismus" - eine solche Idee war von katholischer Seite undenkbar. So erklärten die Bischöfe die Jugendweihe als unvereinbar mit dem Glauben. Kein Problem aber hatte die Berliner Ordinarienkonferenz mit dem Fahneneid der NVA: Dieser sei eine staatsbürgerliche Verpflichtung, kein weltanschauliches Bekenntnis. Bischof Sterzinski erklärte 1990 zurückblickend: "Wir haben immer 'Nein' zum Sozialismus gesagt und wir haben 'Nein' gesagt zu Bemühungen um eine Verbesserung des Sozialismus."

Zurückhaltend oppositionelles Verhalten

Trotz selbstverordneter Zurückhaltung der Amtskirche bei politischen Konflikten gab es bei vielen Kirchenmitgliedern oppositionelles Verhalten. Gemeinsam mit Protestanten engagierten sie sich in Umwelt- und Friedensbewegungen, marschierten bei den Montagsdemonstrationen mit. Nach dem Sieg der Friedlichen Revolution übernahmen viele Katholiken, Laien und Geistliche politische Verantwortung an den Runden Tischen und bei der Neugestaltung nach den ersten freien Wahlen.