Kurt Drummer und Rainer Kroboth Die Fernsehköche der DDR

Kochen gehörte auch im DDR-Fernsehen zum Standardprogramm. Allerdings ging es nicht um die Präsentation möglichst exotischer Rezepte. Die Devise lautete: Schmackhaft kochen, was es in HO und Konsum zu kaufen gab.

Was für den Westen Clemens Wilmenrod, das war für den DDR-Fernsehzuschauer Kurt Drummer. Was beide unterschied: Der Westkoch war ein begabter Amateur, von Haus aus Schauspieler, Drummer hingegen hatte das Kochen von der Pieke auf gelernt. Er war kein begnadeter Entertainer wie sein Westkollege, sondern trat immer betont sachlich mit korrekt sitzender Kochmütze auf. Seine Karriere begann er in Chemnitz, weiter ging es über Hotels in Eisenach, Weimar, Erfurt. 1955 ging er wieder zum "Chemnitzer Hof" zurück. 1958 startete er seine Karriere als "Fernsehkoch". Im 14-Tages-Rhythmus hieß es fortan jeweils für eine halbe Stunde "Der Fernsehkoch empfiehlt." Die Sendung wurde zur Legende, lief in 25 Jahren bis zu ihrem Ende 1983 650 Mal über den Bildschirm. Mehr als 2.000 Rezepte führte Drummer in dieser Zeit vor.

Lecker kochen – aber was?

Drummer präsentierte jeweils vier bis fünf Gerichte. Aber entscheidend war bei der Auswahl der Rezepte immer: Was ist tatsächlich im Laden erhältlich? Dazu wurden vor der Sendung oft sogar die zuständigen Behörden zu Rate gezogen. Weil seine Rezepte so beliebt waren und er als die Nr. 1 der DDR-Köche galt, fungierte er neben seiner Arbeit beim Fernsehen seit 1956 auch als Chefkoch der Interhotel-Kette. Sein prominentester Auslandseinsatz im Dienste der DDR-Gastronomie: Er bekochte Jürgen Sparwasser und Co. 1974 bei der Fußball-WM in der Bundesrepublik.

Rudolf Kroboth, der Fischkoch

Seine Brötchen verdiente er eigentlich als Werbeleiter der Staatlichen Fischindustrie in Rostock-Marienehe. Bis es im Frühjahr 1960 zu einem DDR-typischen Problem kam: In Rostock war ein große Ladung "Strömlinge in Tomatensoße" aus der Sowjetunion angekommen und auf die Geschäfte der DDR verteilt worden. Dort blieben die Delikatessen allerdings in den Regalen liegen: Die Angaben auf den Konservendosen waren in kyrillscher Schrift und kaum jemand konnte das lesen. So entstand die Sendung "Tipp des Fischkochs". Kroboth gab Tipps, wie man die Flossentiere raffiniert zubereiten konnte. Und schon wurden die Strömlinge aus den Regalen weggekauft. Von da an zeigte er immer dienstags kurz vor dem Sandmann, was man so alles mit frischem Fisch oder auch mit Konserven zaubern konnte. Allerdings immer unter Berücksichtigung der aktuellen Versorgungslage.

Sein Sohn Rainer, der die Sendung nach einer Erkrankung des Vaters ab 1970 im Fernsehen präsentierte, erinnert sich: "Wenn gerade die Kühlhallen mit Barsch überfüllt waren, mussten wir in den nächsten Sendungen die Barsche anpreisen. Damit sie die loswerden."

Kein Fisch – keine Sendung

Der "Tipp des Fischkochs" wurde letztlich ein Opfer der internationalen Seerechtspolitik. 1972 hatten die Ostseeanrainerstaaten Fischereischutzzonen neu ausgewiesen. Für die DDR bedeutete das: Ihre große Fischereiflotte musste sich das Recht, in fremden Gewässern zu fischen, mit Devisen erkaufen. Konsequenz: "Der Tipp des Fischkochs" verschwand vom Bildschirm. Rainer Kroboth zu den Hintergründen: "Das Geld für Fischereirechte fehlte und das Ministerium war der Meinung, die wenigen verbliebenen Fische auch ohne 'Werbung' loszuwerden."

(zuerst veröffentlicht am 08.01.2010)

Über dieses Thema berichtete der MDR auch im TV: Barbarossa: Fast vergessen! Der Fernsehkoch empfiehlt - Kurt Drummer | 11.03.2008 | 21:15 Uhr