Porträt Der Bildkünstler Thomas Billhardt

Geschichte und Gesichter

04. Januar 2016, 18:41 Uhr

Eines seiner berühmtes Fotos ist 1967 in Nordvietnam entstanden. Es zeigt einen großgewachsenen amerikanischen Piloten, der von einer zierlichen Vietnamesin mit aufgepflanztem Bajonett in die Gefangenschaft abgeführt wird. Das Foto, hundertfach abgedruckt, im Westen wie im Osten, schoss der damals 30-jährige Fotograf Thomas Billhardt.

Der Geruch von Fixiersalz und Entwicklerlösung war dem 1937 in Chemnitz geborenen Thomas Billhardt von Kindheit an vertraut. Seine Mutter, Maria Schmid-Billhardt, ist eine berühmte Porträtfotografin. Thomas will die DDR verlassen und in den Westen gehen. Doch die resolute Mutter ist dagegen. Sie verfügt: Ohne Beruf fährst du mir nicht in den Westen! Drei Jahre dauert die Lehre bei der Mutter. Nach zwei Anstellungen als Fotograf im Braunkohlentagebau Großkayna und in einer Kalenderdruckerei in Reichenbach beginnt Thomas Billhardt 1959 - wieder auf Drängen seiner Mutter - ein Fotografiestudium an der Hochschule für Grafik und Buchkunst in Leipzig.

Die Revolution fotografieren

Thomas Billhardt 1969 als Kriegs-Bildreporter in Hanoi, seine Kamera "Pentacon Six" umgehängt und mit einem Stahlhelm auf dem Kopf.
Thomas Billhardt 1969 als Kriegs-Bildreporter in Vietnam. Bildrechte: Thomas Billhardt

Doch ein Fotokünstler will Billhardt nicht werden. Ein Professor rät ihm, doch mal zum Zentralrat der Jugendorganisation FDJ zu fahren, dort suche man gerade Fotografen. Seine Fotos überzeugen die Jugendfunktionäre und ein knappes Jahr später, im Frühsommer 1961, fragt ihn Horst Schumann - damals Chef der Freien Deutschen Jugend - ob er nach Kuba fahren möchte, die Revolution fotografieren. Billhardt sagt begeistert zu. Der 24-Jährige hat Deutschland noch nie verlassen und ist begeistert vom Land in der Karibik. Er fotografiert wie im Rausch: Bauern, Revolutionäre, Alltagsszenen.

In Berlin überschlagen sich indes die Ereignisse: Walter Ulbricht hat in diesen Tagen den "antifaschistischen Schutzwall" errichten lassen. Der Weg in den Westen ist versperrt. Und Thomas Billhardt kehrt in die DDR zurück.

Da war meine letzte Chance zu sagen: Was ist? Zu Hause ist die Mauer, ich wusste das schon, dass das jetzt Scheiße ist zu Hause. Aber ich konnte das nicht. Ich konnte das nicht verraten, was ich dort so toll fand. Dieses arme Land, das jetzt einen eigenen Weg gehen wollte. Und so bin ich nach Hause. Und so komme ich in die DDR, in die Mauer rein.

Thomas Billhardt

Nach Vietnam

Die Kuba-Reise bezeichnet Billhardt später als sein "Erweckungserlebnis". Er hat sich selbst gefunden, weiß jetzt, was er fotografieren will. Thomas Billhardt arbeitet fortan als freiberuflicher Pressefotograf. Ein Auftrag führt ihn 1967 nach Vietnam. Während eines Ausflugs mit zwei Dokumentarfilmern gelingt Billhardt ein Foto, das zu einem Symbol dieses Krieges wird. Es zeigt einen abgeschossenen amerikanischen Bomberpiloten, der von einer zierlichen Vietnamesin mit vorgehaltenem Gewehr abgeführt wird. David gegen Goliath.