Zur Geschichte des DOK-Festivals in Leipzig Die Fünfziger | Der Blick über den Gartenzaun

19. November 2021, 13:13 Uhr

"1. Gesamtdeutsche Leipziger Woche für Kultur- und Dokumentarfilm" - das war die Idee, mit der das Leipziger Dokfilmfest in den 1950er-Jahren geboren wurde. Lesen Sie hier mehr über die Anfänge.

1955 - Ein gemeinsamer Anfang

Die Idee zur "1. Gesamtdeutschen Leipziger Woche für Kultur- und Dokumentarfilm" entsteht im Ostberliner "Club der Filmschaffenden der DDR": In Leipzig sollen Dokfilmproduktionen aus der DDR eine Plattform erhalten. Unter der Leitung von Wolfgang Kernicke findet das erste Filmfestival der DDR vom 11. bis 17. September 1955 statt. Hierbei steht zunächst der gesamtdeutsche Charakter im Vordergrund. Zur Eröffnungsveranstaltung im "Capitol" werden u. a. "Aladin mit der Wunderlampe" (DDR) und "Wunder der Bienenwelt" (BRD) gezeigt. Das kommt an beim Publikum. Allein am ersten Abend kommen 1.000 Besucher, darunter 37 ausländische Gäste.

Die Abteilung Kultur und schöne Literatur beim ZK der SED hat den Club der Filmschaffenden in Verbindung mit den DEFA-Studios für Dokumentar- und Populärwissenschaftlichen Film beauftragt, im Anschluss an die diesjährige Herbstmesse eine gesamtdeutsche Kultur- und Dokumentarfilmwoche in Leipzig durchzuführen. Der Rat der Stadt Leipzig hat beschlossen, daß das Festival zu einer ständigen Einrichtung, jeweils im Anschluss an die Leipziger Herbstmesse, gemacht werden soll.

Schreiben des Zentralkomitees der SED, Abteilung Kultur vom 31.08.1955

1956 - Zensur und Gartenzwerge

Ausländische Filme laufen nur noch nebenbei, vom Wettbewerb sind sie ausgeschlossen. Aber auch die anderen Filme haben es schwer. Viele müssen vor ihrer Ausstrahlung umgeschnitten werden, da sie angeblich zu pessimistisch sind. Sogar der Hauptpreisträger "Martins Tagebuch" von Heiner Carow (DDR) wird zensiert. Daneben verteilt die Jury "Gesamtdeutsche Gartenzwerge" für die schlechtesten Filme und fordert generell mehr Qualität.

1957 bis 1959: Keine Vorstellung

Das Festival findet nicht statt: 1957 begründet das Ministerium für Kultur den Ausfall mit der angeblich "verschlechterten Situation im westdeutschen Kulturfilmschaffen".

1958 kriseln die deutsch-deutschen Beziehungen: Die BRD tritt der NATO bei und die DDR dem Warschauer Pakt. Das Festival verliert seine eigentliche Funktion als "gesamtdeutsche Kultur- und Dokumentarfilmwoche" und fällt aus.

1959 soll eine "Kultur- und Dokumentarfilmwoche der sozialistischen Länder" etabliert werden. Gegen diese Idee spricht sich der Club der Filmschaffenden aus, das Festival findet wieder nicht statt.

Über dieses Thema berichtete der MDR im TV: 28.10.2019 | 23:05 Uhr