Begebenheiten und Anekdoten "Sigmund Jähn – einer von uns!"

16. Februar 2010, 10:29 Uhr

Was hätte die DDR Regierung gemacht, wenn Sigmund Jähns Raumflug schief gegangen wäre? Warum durfte der Kosmonaut kein Opa sein? Welchen Talisman trug er bei sich? Wodurch wurde Jähn nach der Wende noch einmal bekannt?

Drei geheime Umschläge

Der Weltraumflug Sigmund Jähns ist bis zum letzten Tag geheim gehalten worden. Und bei der Berichterstattung hatte die SED nichts dem Zufall überlassen wollen. Alles war bis ins Detail geplant.

Am Morgen des 26. August 1978 erhielten die Chefredakteure sämtlicher Zeitungen und Radiosender der DDR drei verschlossene und mit Nummern versehene Umschläge vom Zentralkomitee der SED, die erst auf telefonische Weisung hin geöffnet werden durften. Der erste Umschlag enthielt Fotos, Texte und eine Überschrift: "Der erste Deutsche im All – ein Bürger der DDR". Der komplette Wortlaut dieses Briefs ist überall in der DDR veröffentlicht worden.

Die anderen beiden Umschläge wurden später von Boten des Zentralkomitees der SED wieder abgeholt und vernichtet. Sie enthielten die Verlautbarungen für die Fälle, dass der Kosmonaut entweder tödlich verunglückte beziehungsweise das Raumschiff wegen technischer Probleme auf sogenanntem feindlichen Gebiet landen musste.

Großvater Jähn

Nur wenige Tage vor seinem Weltraumflug war Sigmund Jähn Opa geworden. Doch einen Großvater – so die Ansicht der SED-Strategen – konnte man nicht gut als einen sozialistischen "Himmelsstürmer" präsentieren. Und so durfte die Geburt von Jähns Enkelkind in den Medien nicht erwähnt werden.

Briefe der Töchter an Bord von Sojus 31

Sigmund Jähn hatte einige persönliche Gegenstände mit an Bord von Sojus 312 nehmen dürfen: Das Bild seiner großen, damals schwangeren Tochter Marina, und den Brief der kleineren Tochter. "Von Grit Jähn, Erde", stand darauf geschrieben.

Auch eine verkohlte Flugkarte hatte Jähn dabei. "Einmal musste ich mich per Schleudersitz aus einer MiG-17 katapultieren. Die Maschine zerschellte. Als ich zur Unfallstelle fuhr, fand ich zwischen den Trümmern das Stück Karte." Es sei sein Talisman auf dem Flug zu den Sternen gewesen, sagte Jähn.

Der verheiratete "Sandmann"

Im Gepäck hatte Siegmund Jähn auch den "Sandmann". Im Orbit sollte er im Auftrag des DDR-Fernsehens Filmaufnahmen für eine Kindersendung machen. Der "Sandmann" war deswegen sogar in einen eigens dafür angefertigten Raumanzug gesteckt worden. Der Kommandeur der Raumstation, Wladimir Kowaljonok, der seinerseits das russische Maskottchen, eine Braunbärin namens Mascha, dabei hatte, verfiel auf die Idee, seine Mascha mit Jähns "Sandmann" zu verheiraten. Jähn gefiel die Idee und die beiden Kosmonauten filmten die Hochzeits-Szene. Doch die Leute vom Kinderfernsehen waren später gar nicht begeistert, schließlich konnten sie den Kindern schlecht einen verheirateten Sandmann vermitteln. Die Episode wurde dann zwar gesendet, hatte aber keine weiteren Auswirkungen: der "Sandmann" blieb auch weiterhin solo.

Der Kommandeur der Raumstation, Wladimir Kowaljonok, der seinerseits das russische Maskottchen, eine Braunbärin namens Mascha, dabei hatte, verfiel auf die Idee, seine Mascha mit Jähns Sandmann zu verheiraten. Doch die Leute vom Kinderfernsehen waren gar nicht begeistert, schließlich konnten sie den Kindern schlecht einen verheirateten Sandmann vermitteln.
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"Mitesser in der Russenrakete"

In der Bundesrepublik war zum Teil massiv gegen den "ersten Deutschen im All" zu Felde gezogen worden. In der "Welt" wurde vom "Genossen Kolumbus aus Sachsen" gesprochen, der nichts weiter als "ein Mitesser in der Russenrakete" sei. Immerhin, so vermerkte die "Zeit" milde, spräche Jähn "kein Sächsisch, dass es einen schüttelt".