Aufmarsch von NVA-Soldaten zur Parade zum 40. Jahrestag der DDR 1989 in Berlin
Aufmarsch von NVA-Soldaten zur Parade zum 40. Jahrestag der DDR 1989 in Berlin Bildrechte: imago images/sepp spiegl

Einführung ab 1962 Allgemeine Wehrpflicht in der DDR

17. April 2024, 11:46 Uhr

Die Nationale Volksarmee war zunächst eine reine Freiwilligenarmee, denn bis 1962 existierte in der DDR keine allgemeine Wehrpflicht. Doch da die Freiwilligen für die Nationale Volksarmee (NVA) nicht ausreichten, verpflichtete ein neues Gesetz alle Männer zwischen 18 und 26 Jahren zum Grundwehrdienst von 18 Monaten. Einen zivilen Wehrersatzdienst gab es nicht, die einzige Alternative war, als "Bausoldat" den Dienst ohne Waffe abzuleisten.

Vorbereitend auf den Wehrdienst gab es in der Schule eine vormilitärische Ausbildung. Dafür wurde 1978 Wehrkundeunterricht ab der 9. Klasse eingeführt. Er umfasste acht Stunden pro Schuljahr und vermittelte Grundwissen über die NVA, zum Teil abgehalten von Reserveoffizieren der NVA. Zusätzlich übten die Jungen bei einem zweiwöchigen Wehrlager Handgranatenwurf, Schießen und Marschieren. Die Mädchen nahmen währenddessen an einem Lehrgang für Zivilverteidigung teil.

Verpflichtung schon in der 8. Klasse

Die Verpflichtung zum Wehrdienst stand ein bis zwei Jahre vor Schulabschluss auf dem Plan. Verweigerer mussten dies bei der Musterung im Wehrkreiskommando schriftlich erklären. Die einzige anerkannte Begründung war die religiöse Überzeugung. Aber auch Bausoldaten waren dem NVA-Regime untergeordnet: Sie trugen Uniform, waren in Kasernen untergebracht und mussten geloben, den militärischen Vorgesetzten zu gehorchen. Totalverweigerer, die auch diesen Wehrersatzdienst nicht ableisten wollten, mussten hohe Haftstrafen fürchten: Jährlich wurden etwa 150 Totalverweigerer zu Freiheitsentzug zwischen 18 und 22 Monaten verurteilt. Erst 1985 wurde diese Praxis ausgesetzt.

Studium nur mit mehrjährigen Wehrdienst möglich

Für junge Männer, die studieren wollten, war dies keine Alternative. Das Volksbildungsministerium hatte 1970 verlauten lassen, wer nicht bereit sei, sein Vaterland mit der Waffe zu verteidigen, sei es auch nicht wert, in der DDR zu studieren. Wer sich sogar für drei Jahre oder länger verpflichtete, wurde bei der Studienplatzvergabe bevorzugt. Da in den 80er-Jahren der Bedarf an qualifiziertem Führungspersonal in der NVA stieg, sollten Wehrbeauftragte in den Schulen Überzeugungsarbeit leisten. Sie stellten den jungen Männern eine berufliche Karriere oder Stipendien in Aussicht. Manchmal wurde auch lediglich die Möglichkeit zum Erwerb der Fahrerlaubnis versprochen. Ziel war es, jeden zweiten bis dritten als Unteroffizier auf Zeit zu gewinnen. Diese Umstände bei der Verpflichtung zum Wehrdienst übten einen enormen Druck auf die Jugendlichen aus.

Über dieses Thema berichtete der MDR auch im TV: MDR um Zwölf | 02.03.2004 | 12:00 Uhr

Dieser Artikel erschien erstmals 2018.