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Butter: So begehrt, dass sie zum lohnenden Geschäft für Diebe wird. Darum gibt es sie in diesem tschechischen Supermarkt nur noch persönlich an der Fleischtheke. Bildrechte: Twitter

Tschechien Butter wird zur Chefsache

09. Oktober 2017, 09:12 Uhr

Tumulte, Diebstähle und Proteste - alles wegen Butter. Nicht nur in Deutschland ist sie so teuer wie seit 50 Jahren nicht mehr. Auch in Tschechien müssen Kunden für das Milchprodukt mittlerweile tief ins Portmonee greifen. Und nun wird Butter sogar zum Politikum.

In Tschechien dreht sich gerade alles um eins: Butter. Genauer gesagt, um die hohen Butterpreise. So kommt es zu skurrilen Szenen: In tschechischen Supermärkten prügeln sich Menschen um reduzierte Butter. Ein Koch lässt heimlich 50 Kilogramm Butter aus seinem Restaurant mitgehen. Verbraucher können Butter in manchen Geschäften nur noch an der Fleischtheke kaufen - der Grund sind häufige Diebstähle.

Butter als Luxusprodukt

Der Preis für ein Stück Butter ist im Vergleich zum Vorjahr 2016 um mehr als 45 Prozent gestiegen, auf umgerechnet etwa 2 Euro, so das tschechische Statistikamt. Das führt nicht nur zu Tumulten, Diebstählen und Protesten in der Bevölkerung, sondern ruft sogar den tschechischen Ministerpräsidenten Bohuslav Sobotka auf den Plan. Butter wird nun also zur Chefsache: So wies Sobotka die Aufsichtsbehörden an, sich dem Preisanstieg anzunehmen.

Reaktion der Politik

Nach dem Willen des Ministerpräsidenten sollen die Kontrolleure nun checken, ob der hohe Preis wirklich durch gestiegene Produktionskosten gerechtfertigt ist oder die Händler den Butterpreis unnötig erhöhen, um so Profit daraus zu schlagen. Außerdem sollen sie kontrollieren, ob es Verschiebungen bei der Belieferung aus dem In- und Ausland gab.

Die Händler haben diese Initiative als populistischen Schritt unmittelbar vor den Parlamentswahlen bezeichnet. Der Preisanstieg liege nicht an zu hohen Margen. Sobotka entgegnet: "Ich verstehe nicht, warum der Einzelhandel die Information über die Kontrolle so negativ aufgenommen hat. Wenn sie in Sachen Butterpreis ein reines Gewissen haben, sollen sie doch die Karten auf den Tisch legen und sich nicht dagegen sperren, ihre Gewinnspanne öffentlich zu machen."

Warum die Butter so teuer ist?

Über die Gründe für die Butterkrise wird kräftig spekuliert. Wie in Deutschland ist auch in Tschechien der Bedarf an Milchprodukten in den letzten Jahren gestiegen. Auch international ist die Nachfrage nach europäischer Butter groß. Zudem, so berichtet das Online-Portal e15.cz, sei die Viehzucht für viele tschechischen Bauern aufgrund der niedrigen Milchpreise zu teuer geworden.

Vor allem den kleinen Landwirtschaftsbetrieben machte nicht zuletzt die Liberalisierung der europäischen Milchmärkte im Jahr 2015 und der damit verbundene Wegfall der Produktionsquoten zu schaffen. Das Angebot stieg, die Preise sanken. Viele konnten da nicht mehr mithalten. In Deutschland sieht das ähnlich aus. Hier erfahren Sie, warum Butter bei uns so teuer geworden ist.

In Bildern: die Butterkrise in Tschechien

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Anstehen für Butter: Bei diesen Schlangen müssen die Tschechen eine ganze Menge Geduld mitbringen. Bildrechte: Twitter
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Anstehen für Butter: Bei diesen Schlangen müssen die Tschechen eine ganze Menge Geduld mitbringen. Bildrechte: Twitter
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Und wer zu spät kommt, für den bleiben oft nur leere Regale. Bildrechte: Twitter
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Butter in Tschechien wird zur wertvollen Rarität - da schmiert sich manch einer lieber Kavier auf das Brötchen als Butter, witzelt ein Nutzer auf Twitter. Bildrechte: Twitter
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So wird die Butter in Tschechien zum Luxusgut. Bildrechte: Twitter
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Die Lösung: Entweder man weicht aus auf Alternativen für Analog-Butter und Margarine... Bildrechte: Twitter
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...oder macht einfach selber Butter. Bildrechte: Twitter
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Tschechen horten Butter

Weil reduzierte Butter so schnell vergriffen ist, kaufen einige Tschechen auf Vorrat. In einem Fall hat ein Mann aus Most in Nordböhmen 150 Stück Butter gekauft, um sie mit Gewinn weiterzuverkaufen. Der Präsident der tschechischen Lebensmittelkammer Miroslav Toman hat deshalb an die Bevölkerung appelliert, Butter nicht zu horten. Damit wurde der Druck auf den Butterpreis nur weiter erhöht. Gleichzeitig rief er die Molkereien dazu auf, die Ausfuhr von Butter ins Ausland einzuschränken und sich auf den Inlandsmarkt zu konzentrieren.

Nimm's mit Humor

Während vielerorts Menschen in Tschechien hektisch in langen Schlangen stehen, um günstige Butter zu ergattern, mehmen andere die Butterkrise mit Humor. So schreibt ein User auf Twitter: "Ich die öffne die Zeitung, Butter! Ich öffne das Internet, Butter! Ich mache das Radio an, Butter! Ich mache den Fernseher an, Butter! Ich mache den Kühlschrank auf und: endlich keine Butter!"

Margarine hingegen erfreut sich zunehmener Beliebtheit, der Verbrauch dieses Butterersatzes stieg um neun Prozent, so das Marktforschungsunternehmen Nielsen.

Über dieses Thema berichtet MDR AKTUELL auch im: Radio | 05.09.2017 | 06:30 Uhr