Zwischen Baby-Jesus und 12-Gänge-Menü Die Weihnachtszeit in Osteuropa

04. Dezember 2017, 17:22 Uhr

Weihnachten in Tschechien, Polen oder Russland - überall hat das Fest seine kleinen, aber feinen Eigenheiten. Wie unterscheidet sich der Heilige Abend dort von unserem? Und ganz wichtig: Wer bringt wann die Geschenke?

Bildkomposition aus blonder Moderatorin in rotem Kleid und verschiedenen weihnachtlichen Figuren 2 min
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Mo 04.12.2017 10:00Uhr 02:11 min

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Tschechien: Baby-Jesus bringt Geschenke

In Tschechien wird vor Heilig Abend den ganzen Tag gefastet, um am Abend das "Goldene Schweinchen" (zlaté prasátko) zu sehen. Diese Legende wird Kindern erzählt, damit die Kleinen das Fasten durchhalten. Am Abend können sie dann das "Goldene Schweinchen" über die Wand huschen sehen. Natürlich hat es noch nie jemand gesehen, aber es soll die Kinder motivieren, durchzuhalten. Etwas zu Essen gibt es dann erst nach Sonnenuntergang. Karpfen und Kartoffelsalat sowie Fischsuppe gehören zum klassischen Weihnachtsschmaus. Nach dem Essen kommt das Jesus-Kind (Ježíšek) und bringt Geschenke für die Kinder.

Polen: Erst stundenlang essen, dann beschenken

Wigilia, so heißt der Heilige Abend in Polen, ist das wichtigste Familienfest im katholischen Polen. Zur Tradition gehört es an diesem Abend, zwölf Gerichte aufzutischen, die auf diese Art nur am 24. Dezember zubereitet werden. Das Mahl ist fleischlos und besteht aus vielen Fischgerichten. Die zwölf Gänge symbolisieren die zwölf Monate des Jahres und auch die zwölf Apostel. Unter anderem gibt es Bohnensuppe mit Möhren, Karpfen in Gelee, Rote-Bete-Suppe oder Krauttaschen gefüllt mit Reis. Neben dem Essen wird auch noch ein zusätzliches Gedeck bereitgestellt, das an die Verstorbenen erinnern soll. Das Essen beginnt erst, wenn der erste Stern am Himmel steht. Im Anschluss teilt man sich in der Familie eine geweihte Oblate als Zeichen der Versöhnung, der Liebe, der Freundschaft und des Friedens. Das eigentliche Essen dauert Stunden, oft bis Mitternacht. Erst am Ende des Essens folgt die Bescherung.

Russland: Beschert wird am Silvestertag

Troll, Väterchen Frost und Schneeflöckchen im Wald
Väterchen Frost (hier mit einem Troll) - ohne Snegurotschka undenkbar Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

In Russland wird Heiligabend nicht wie bei uns am 24. Dezember gefeiert, sondern am 6. Januar. Der Grund ist, dass die russisch-orthodoxe Kirche die Feiertage nach dem julianischen Kalender bestimmt. In Deutschland nutzen wir den gregorianischen Kalender. Der Heilige Abend wird in Russland Sochelnik oder Koljadki genannt. In Moskau wird die Hauptmesse aus der Christ-Erlöser-Kathedrale sogar live im Fernsehen übertragen.

Genau um Mitternacht endet für gläubige Russen die strenge, 40 Tage lange Fastenzeit. Geschenke allerdings gibt es nicht, diese bringt Väterchen Frost schon am 31. Dezember. Eine Tradition, die bis in das Jahr 1700 zurückzuführen ist. In Altrussland fand der Jahreswechsel am 1. September statt. Erst 1699 befahl Zar Peter der Große, die Jahresrechnung wie in Westeuropa ab dem 1. Januar zu führen. Erst dann kamen der Christbaum und später auch Väterchen Frost, der von seiner Enkelin Snegurotschka begleitet wird.

Über dieses Thema berichtete der MDR auch im TV: Weihnachten in Prag | 24.12.2016 | 19:00 Uhr
Weihnachten in Lettland | 24.12.2015 | 19:00 Uhr