Moskau Prozess gegen "Lewada"-Institut

27. Oktober 2016, 09:51 Uhr

Mit einer Zahlung in Höhe von 300.000 Rubel, umgerechnet rund 4.400 Euro, hat ein Moskauer Gericht Russlands bekanntestes unabhängiges Meinungsforschungsinstitut "Lewada" belegt. Das Institut wird bestraft, weil es sich weigert, sich als "ausländischen Agenten" registrieren zu lassen. Das Justizministerium hatte das renommierte soziologische Institut Anfang September, kurz vor den Duma-Wahlen, entsprechend eingestuft. Das "Lewada"-Institut und sein Leiter, Lew Gudkow, wehren sich jedoch dagegen und wollen das Urteil nach Medienberichten nun auch anfechten. "Wenn es uns nicht gelingt, diese Entscheidung vor Gericht aufheben zu lassen, dann werden wir unsere politischen Umfragen nicht mehr machen können", sagte Gudkow im Vorfeld der Verhandlung.

Gleichbedeutend mit Verräter

Für die Forscher steht nach eigener Aussage die Existenz auf dem Spiel: Wer in Russland im Verdacht steht, ein "ausländischer Agent" zu sein, gerät schnell in Verruf. Zudem kann insbesondere ein Meinungsforschungs-Institut nicht auf brauchbare Umfrageergebnisse hoffen, wenn es unter diesem Verdacht steht: Ein "ausländischer Agent" zu sein ist für die meisten Russen gleichbedeutend mit "Verräter".

Meinungsforschungsinstitut Lewada in Moskau

Es gilt als Russlands einziges unabhängiges Meinungsforschungsinstitut. Bereits 1987 wurde das Zentrum unter dem Kürzel WZIOM gegründet. Nach staatlichem Druck - 2003 - verließ ein Teil der Soziologen das Institut und benannte die Neugründung nach dem bekannten russischen Soziologen Juri Lewada. Ende August - drei Wochen vor der Duma-Wahl - bescheinigte das Institut der Putin-treuen Partei "Einiges Russland" Umfrageverluste: Laut Lewada sanken die Umfragewerte von 39 auf 31 Prozent.