"Mutter" von Spejbl und Hurvinek gestorben

22. März 2017, 12:52 Uhr

Die "Mutter" von Spejbl und Hurvinek ist tot. Die tschechische Marionettenspielerin und Direktorin des Prager Puppentheaters Helena Stachova starb in der Nacht zum Mittwoch im Alter von 72 Jahren. Das gab ihre Tochter, Denisa Kirschnerova, bekannt.

Medienberichten zufolge starb Stachowa an Krebs. "Trotz einer langen schweren Krankheit hat sich meine Mutter bis zuletzt mit dem Theater beschäftigt, dem sie ihr ganzes berufliches und privates Leben gewidmet hat. Wir werden uns bemühen, dass unsere kleine hölzerne Familie weiterhin ihr Theater-Leben führen kann", sagte die Tochter der Zeitung "Deník". Stachova hat insgesamt 50 Jahre ihres Lebens den Marionettenfiguren des Spejbl-und-Hurvinek-Theaters gewidmet. In einem Interview sagte sie einmal, "Ich würde diesen gemeinsamen Weg gegen nichts in der Welt tauschen wollen."

Liebe mit Hindernissen

Stachova kam am 18. November 1944 zur Welt. In den Sechziger Jahren absolvierte sie ein Studium an der Theaterfakultät der Akademie der Musischen Künste in Prag. Noch während des Studiums trat sie ins Prager Puppentheater ein, wo sie die Puppenfigur der Manicka, einer Kameradin von Hurvinek, zum Leben erweckte. Dort traf sie auch die Liebe ihres Lebens, den Theaterdirektor Milos Kirschner. Kirschner hatte die bereits in den Zwanziger erfundenen Marionettenfiguren Spejbl und Hurvinek in die heute bekannte Richtung entwickelt. Die Bekanntschaft mit der 17 Jahre jüngeren Stachova brachte sein Privatleben durcheinander. Der Theaterdirektor war damals schon verheiratet und hatte sogar kleine Kinder. Erst nach sieben Jahren konnten die Beiden heiraten. Eigens für seine Frau schuf Kirschner die Rolle der Oma Hovorkova. Nach seinem Tod im Jahr 1996 übernahm Stachova die Leitung des Puppentheaters.

Schwere Schicksalsschläge

1984 überlebte Stachova wie durch ein Wunder einen schweren Verkehrsunfall. Nachdem ein anderer Fahrer ihr die Vorfahrt genommen hatte, kam es zu einem Zusammenprall, bei dem Stachova durch die Frontscheibe aus ihrem Wagen herausgeschleudert wurde. Durch die Glassplitter wurden ihre Lippen und Nase buchstäblich amputiert. Aufgrund von Verletzungen verlor sie außerdem vorübergehend das Augenlicht. Ihr Gesicht war so schlimm entstellt, dass die Ärzte ihr eine Zeitlang verbaten, sich im Spiegel anzuschauen. Am Ende hatte Stachova jedoch unglaubliches Glück, den Medizinern gelang es, ihr Gesicht wieder zu rekonstruieren.

Vor wenigen Jahren musste sie außerdem ihre Bühnenauftritte aufgeben. Die Arbeit mit den relativ schweren Puppen hatte ihrer Gesundheit zugesetzt, so dass sie über starke Rücken- und Nackenschmerzen klagte. "Puppenspiel ist echte körperliche Plackerei. Einige Marionetten können sogar fünf Kilo wiegen. Versuchen Sie mal, einen Fünf-Kilo-Sack zwei Stunden am Stück in den Armen zu halten!", sagte sie in einem Interview.

Vielseitige Künstlerin

Stachova war aber nicht nur als Marionettenspielerin tätig, sondern auch als Regisseurin, Drechbuchautorin, Sängerin und Synchronsprecherin. Unter anderem gab sie in der tschechischen Version der Zeichentrickserie "Die Simpsons" der Tochter Lisa ihre Stimme. Gemeinsam mit ihrem Mann nahm sie unzählige Schallplatten, Audiokassetten und CDs auf.