"Kleinrussland": Ostukrainische Separatisten rufen neuen Staat aus

15. Dezember 2017, 13:37 Uhr

Es klingt wie eine Posse, scheint aber durchaus ernst gemeint: Die "Republik Donezk" in der Ostukraine hat einen neuen Staat ausgerufen: "Kleinrussland". Er soll das gesamte ukrainische Territorium umfassen.

Seit Dienstag gibt es in Europa einen neuen Staat.  Zumindest wenn es nach dem Rebellenführer Aleksander Sachartschenko im ostukrainischen Donezk geht. Dort wurde am Morgen der Gründungsakt des neuen Föderalstaates Malorossia (Kleinrussland) verlesen, dem sich auch Vertreter von 19 ukrainischen Regionen angeschlossen haben sollen. "Wir, Vertreter ehemaliger Regionen der Ukraine, verkünden die Gründung eines neuen Staates, der Rechtsnachfolger der Ukraine ist. Wir erklären uns damit einverstanden, dass der neue Staat Malorossia  genannt wird, da der Name Ukraine sich selbst diskreditiert hat", heißt es im Papier.  

Große Pläne

Der Anspruch der Staatsgründer ist gewaltig. Die Hauptstadt Kleinrusslands soll Donezk sein, wo neben Luhansk nach den Maidanprotesten die einzig legitime Macht erhalten geblieben sei. Die Verbrechen der aktuellen ukrainischen Staatsführung müssten vor Gericht aufgearbeitet werden, sagte Sachartschenko. Um den Übergang zu neuen Strukturen zu erleichtern, soll ein dreijähriger Ausnahmezustand inklusive Parteienverbot eingeführt werden. Dazu habe es bereits Beratungen mit Vertretern der Verwaltung und Wirtschaft der ukrainischen Regionen gegeben, so Sachartschenko. Der neue Staat sei eine reale Chance, friedlich aus dem aktuellen Konflikt auszusteigen. Sachartschenko rief die internationale Gemeinschaft dazu auf, diesen anzuerkennen. "Das ist unser erstes und letztes Angebot", sagte er.     

Nur eine Posse?

Ob die Proklamation über eine politische Posse hinausgeht, bleibt abzuwarten. Zumal selbst die Führung der ebenfalls abtrünnigen "Volksrepublik Luhansk" sich später am Tag überrascht gezeigt hat. Sie habe von der Initiative aus den Medien erfahren und halte sie für verfrüht. Ob der Schritt eine einseitige Aufkündigung des Minsker Abkommens seitens der Donezker "Volksrepublik" bedeutet, ist ebenfalls zunächst unklar geblieben.

Sachartschenko: Ein Mann großer Worte

Aleksander Sachartschenko ist schon früher durch großspurige Äußerungen aufgefallen. Beispielsweise sagte er Ende 2016 in einem Interview, dass erst die vollständige Unterwerfung Großbritanniens das Schicksal Russlands zum Besseren wenden würde. Denn das Vereinigte Königreich sei der Grund allen Übels der russischen Bevölkerung.   

Der Name "Kleinrussland" ist nicht neu. Bereits im russischen Zarenreich war er ein Synonym für die Ukraine.  

Über dieses Thema berichtete MDR AKTUELL auch auch im TV: MDR | 07.07.2017 | 17:45 Uhr