Vor dem Hotel Jantar im polnischen Szczecin (Stettin) warten Fahrschüler aus Deutschland auf ihre Fahrstunde.
Ein polnisches Fahrschulauto mit den typischen L. Bildrechte: picture alliance/dpa | Patrick Pleul

Polen: Führerschein-Prüfung 84 Mal durchgefallen!

10. Mai 2017, 18:03 Uhr

Es ist wohl Polens traurigster Rekord: ganze 84 Mal ist ein Fahrschüler durch die theoretische Prüfung gefallen. Krass. Doch solche Fälle mehren sich.

"Er gibt die Hoffnung nicht auf", heißt es in polnischen Medien, wenn von dem Prüfling aus Wola Uhruska die Rede ist. In seiner Fahrschule ist er kein Unbekannter, doch er will lieber anonym bleiben. Denn: Seit 2013 versucht er nun die theoretische Führerscheinprüfung am Computer zu bestehen. Letzte Woche scheiterte er auch beim 84. Versuch.

Es wird teuer: Die Theorieprüfung kostet in Polen 30 Zloty, umgerechnet etwa 7 Euro. Der polnische Fahrschüler hat damit allein für die Prüfung bereits 2.500 Zloty hingeblättert, das macht rund 600 Euro. Und die Praxis steht ihm noch bevor.

Ursache liegt tiefer

Wie kann man 84 Mal durch eine Theorieprüfung fallen? Ist sie in Polen einfach zu schwer? Slawomir Malinowski, Leiter der Prüfungsstelle in Warschau, hat dazu eine klare Meinung: "Ich kann es nicht verstehen, warum ein Schüler so oft durch diese Prüfung rasselt. Es ist schwer zu sagen, zumal alle Musterfragen zur Theorieprüfung auf unserer Internetseite zu finden sind. Man muss nur auswendig lernen. Sein Scheitern muss also eine tiefere Ursache haben."

Kein Einzelfall

Doch das Beispiel des Prüflings aus der 4000-Seelen-Gemeinde ist kein Einzelfall. Auch in Warschau hat eine Frau acht Jahre für ihre Führerscheinprüfung gebraucht. Den Durchbruch schaffte sie nach insgesamt 32 Theorieprüfungen und 40 praktischen Fahrprüfungen.

Durchfallquote steigt

Im polnischen Szczecin (Stettin) startet ein Fahrschüler aus Deutschland mit seinem Fahrlehrer zu einer Unterrichtsstunde.
Unterrichtsstunde im polnischen Szczecin (Stettin). Bildrechte: picture alliance/dpa | Patrick Pleul

Der Grund für solche Negativ-Beispiele liege in einer Gesetzesänderung von vor zwei Jahren, erklärt Malinowski von der Warschauer Prüfungsstelle. In Polen wurde im Januar 2015 eine neue Führerscheinregelung eingeführt. Die Schüler entscheiden seitdem selbst, wie sie sich auf eine Theorieprüfung vorbereiten. Sie können entweder zu Hause, in Lerngruppen oder nach dem "E-Learning"-Prinzip online büffeln. Der theoretische Unterricht an den Fahrschulen ist also nicht mehr obligatorisch.

Das gehe so nicht, meint Malinowski: "Der Theorieunterricht gehört einfach dazu, weil bei den Seminaren mehr hängen bleibt." Seine Einschätzung schlägt sich auch in harten Zahlen nieder: Bis 2013 lag die Durchfallquote bei rund 30 Prozent, nach der Gesetzesänderung stieg die Quote auf 50 Prozent.

Verschärfte Prüfung am PC

Hinzu kommt, dass mit dem neuen Gesetz auch die Prüfungsanforderung verschärft wurde: Der Fragenkatalog umfasst jetzt 32 Aufgaben, statt 18. Die müssen die Prüflinge an einem Computer beantworten, innerhalb von 25 Minuten.

Kein Ende in Sicht

Der Rekordhalter aus Wola Uhruska will es trotz der vielen Fehlversuche nun so lange versuchen, bis es klappt. Und die Fahrschule wechseln, auch das kommt für ihn nicht in Frage.

Über dieses Thema berichtete der MDR auch im TV: 02.03.2010 | 20:15 Uhr