Ein Bus der Dresdner Verkehrsbetriebe
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Polnischer Bus-Riese mit deutschem Know-how

23. November 2016, 14:15 Uhr

Solaris zählt zu den stärksten Unternehmen Polens. Der Bushersteller wurde mit deutschem Know-how aufgebaut: Firmengründer Krzysztof Olszewski eignete sich sein Fachwissen in Berlin an.

In Warschau betrieb Krzysztof Olszewski eine Autowerkstatt. 1981 ist er auf Geschäftsreise in West-Berlin. Als in seinem Heimatland das Kriegsrecht verhängt wird, entscheidet der 30-Jährige, nicht nach Polen zurückzukehren. Stattdessen findet er eine Anstellung beim Omnibus-Unternehmen Neoplan und arbeitet sich bis zum Leiter des Werks in Berlin-Spandau hoch.

Start mit der eigenen Tochterfirma

Nach der Wende kehrt Olszewski nach Polen zurück. Über seine eigene Tochterfirma Neoplan Polska will er Busse verkaufen – sein erster Kunde werden die Warschauer Verkehrsbetriebe. 1994 gilt seitdem als Gründungsjahr von Solaris.

Nach dem Ende des Sozialismus sind die polnischen Straßen mit Schlaglöchern übersät und besonders im Winter schwer befahrbar. Olszewski lässt seine Busse deshalb aus rostfreiem Stahl fertigen und mit stärkeren Federungen ausstatten. Getriebe und Dieselmotoren kommen aber weiter von deutschen Herstellern.

Aus Neoplan Polska wird Solaris

Die Stadt Poznan wird auf Olszewskis Busse aufmerksam und vergibt einen Großauftrag. Die Bedingung: Die Fahrzeuge müssen in der Region gefertigt werden. Daraufhin übernimmt Olszewski ein ehemaliges Fabrikgelände im Dorf Bolechowo, nur 15 Kilometer von der Stadt entfernt.

Um auch nach Westeuropa exportieren zu dürfen, kauft Olszewski im Jahr 2000 die Prozentanteile der Berliner Mutterfirma an Neoplan Polska auf. Im selben Jahr wird Neoplan von MAN übernommen. 2001 wird Neoplan Polska in Solaris umbenannt. Bald darauf folgt der erste Großauftrag aus Deutschland: 2004 ordern die Berliner Verkehrsbetriebe 260 Solaris-Busse.

600 Städte auf vier Kontinenten

Schon bald stammt jeder vierte in Polen zugelassene Bus aus dem Stammwerk in Bolechowo. Innerhalb weniger Jahre steigt Solaris zum größten Bus-Exporteur nach Deutschland auf.

2008 lässt Olszewski den Vorstandsvorsitz hinter sich und wechselt in den Aufsichtsrat. Laut Firmenangaben fahren Solaris-Busse mittlerweile in 600 Städten auf vier Kontinenten – auch in Mitteldeutschland. Inzwischen setzt das Unternehmen verstärkt auf Hybrid-Technik. Zudem werden auch Straßenbahnen gefertigt.

Busse und Bahnen von Solaris

Polnische Solaris-Busse fahren in 600 Städten auf vier Kontinenten. Ein Bushersteller in Bildern.

E-Bus Solaris Urbino
'Solaris' und Polen lassen an Stanislaw Lems Science-Fiction Roman von 1961 denken. In Sachen Bekanntheit könnte ein Bushersteller Lem vielleicht bald den Rang ablaufen: Solaris ist seit 1994 eine polnische Erfolgsgeschichte. Für das Unternehmen charakteristisch ist die asymmetrische Frontscheibe. Bildrechte: DVB AG
E-Bus Solaris Urbino
'Solaris' und Polen lassen an Stanislaw Lems Science-Fiction Roman von 1961 denken. In Sachen Bekanntheit könnte ein Bushersteller Lem vielleicht bald den Rang ablaufen: Solaris ist seit 1994 eine polnische Erfolgsgeschichte. Für das Unternehmen charakteristisch ist die asymmetrische Frontscheibe. Bildrechte: DVB AG
Oberleitungsbus
Neben diesel- und hybridbetriebenen Bussen produziert Solaris mit der Reihe "Trollino" auch Oberleitungsbusse. Die Elektromotoren bringen bis zu 250 kW Leistung und sind nicht so laut wie Verbrennungsmotoren. Bildrechte: Solaris Bus & Coach S.A.
E-Bus Solaris Urbino
Auf der Internationalen Automobilausstellung Nutzfahrzeuge in Hannover wurde der Elektrobus Solaris Urbino electric 12 im September als Stadtbus des Jahres 2017 ausgezeichnet. Bildrechte: DVB AG
E-Bus Solaris Urbino
2015 wurde Sachsens erste rein elektrische Buslinie eingeweiht: Seitdem bedient ein Solaris Urbino 12 im Dresdner Stadtteil Übigau die Quartierbuslinie 79 Mickten. Der E-Bus von Solaris zeichnet sich dadurch aus, dass seine Batterie sowohl per Kabel über eine "Steckdose" an der Seite als auch mittels eines Pantografen (Scherenstromabnehmer) auf dem Dach aufgeladen werden kann. So kann bei vorhandener Ladestation auch unterwegs an der Endhaltestelle "getankt" werden. Bildrechte: DVB AG
Austellung
Solaris bietet auch Sonderanfertigungen an. Ob für Flughafenpassagiere, zum Blutspenden – oder wie in diesem Fall: als fahrbarer Kosmetik-Salon. Bildrechte: Solaris Bus & Coach S.A.
Eine Straßenbahn
Solaris produziert auch Straßenbahnen. Unter deutschem Namen transportiert der "Tramino Braunschweig" Fahrgäste. Die Straßenbahn wurde speziell für das Braunschweiger Straßennetz gebaut. Bildrechte: Solaris Bus & Coach S.A.
Straßenbahn
Die erste polnische Straßenbahn auf dem deutschen Markt rollte allerdings in Mitteldeutschland. Jena bestellte fünf "Tramino Jena" – ebenfalls den Gegebenheiten der Stadt angepasst. Bildrechte: Solaris Bus & Coach S.A.
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Oberleitungsbus
Neben diesel- und hybridbetriebenen Bussen produziert Solaris mit der Reihe "Trollino" auch Oberleitungsbusse. Die Elektromotoren bringen bis zu 250 kW Leistung und sind nicht so laut wie Verbrennungsmotoren. Bildrechte: Solaris Bus & Coach S.A.