Organ- und Gewebehandel in Osteuropa Ware Mensch

15. Juli 2016, 15:12 Uhr

Wenn ein Deutscher eine künstliche Hüfte eingesetzt bekommt, kann es gut sein, dass der notwendige Knochendübel dazu von einem Bulgaren stammt. Weil es immer neue Methoden gibt, um defekte Körperteile eines Menschen zu ersetzen und zu heilen, steigt der Bedarf an Spenderorganen und Gewebeteilen. Ein florierender Handel ist entstanden, der viel Geld bringt und oft nicht legal ist.

Eine Niere für 50.000 Euro, eine Achillessehne für 1500 Euro, befruchtete Eizellen für 10.000 Euro – mit genügend Geld ist auf dem Markt der menschlichen Ersatzteile eigentlich alles zu haben. Und oft kommen diese Ersatzteile aus dem Osten Europas. Denn dort ist zum einen die Gesetzeslage in vielen Bereichen nicht so streng wie in Deutschland. Frauen können in der Ukraine beispielsweise ganz legal ihre Eizellen spenden, embryonale Stammzellen dürfen für Therapien verwendet werden. Organentnahmen bei Verstorbenen sind fast überall in Osteuropa auch ohne explizite vorherige Zustimmung möglich.

Auf der anderen Seite werden die osteuropäischen Ärzte schlecht bezahlt, was die Motivation für illegale Operationen an reichen Westeuropäern und den Einsatz wenig getesteter Therapien steigen lässt. Armut treibt Menschen dazu, eigene Organe zu verkaufen. Nieren beispielsweise sind eine beliebte Handelsware in der Ukraine. In Deutschland warten 2016 über 10.000 Menschen auf eine neue Niere, aber nur ein Drittel dieser Menschen erhält tatsächlich eine Transplantation. In der Ukraine gibt es viele Menschen, die für 50.000 Euro eine Niere verkaufen würden. Da das auch in der Ukraine illegal ist, werden viele Operationen im Ausland durchgeführt. Wie hoch die Dunkelziffer illegaler Nierentransplantationen ist, weiß niemand.

Ein menschlicher Körper ist heute eine europaweit, sogar weltweit gehandelte Ware. Ein Millionengeschäft, das auf der Hoffnung verzweifelter Patienten beruht, die bereit sind für ihre Gesundheit viel Geld auszugeben.