Buchstadt-Chronik 1594-1764 Leipziger Buchmesse überrundet Frankfurt/Main

25. Januar 2011, 18:28 Uhr

1594

Der erste Leipziger Mess-Katalog mit den Buch-Neuerscheinungen kommt heraus. Die Frankfurter Buchmesse lässt schon seit 1564 solche Mess-Kataloge drucken. Doch im 17. Jahrhundert verliert die Freie Reichsstadt Frankfurt/Main zunehmend an Bedeutung als Buchmessestadt. Vor allem wegen der rigiden Zensur der kaiserlichen Bücherkommission im katholischen Frankfurt, die gegen reformatorische Schriften vorgeht.

1632

Erstmals übersteigt die Anzahl der zur Buchmesse in Leipzig angebotenen Titel die der Frankfurter Messe.

1650

Zwei Jahre nach Ende des Dreißigjährigen Krieges bringt der Drucker Timotheus Ritzsch in Leipzig die erste Tageszeitung der Welt heraus: die "Einkommenden Zeitungen". Zwischen 1660 und 1663 gibt es in Leipzig sogar zwei Tageszeitungen. Die erste Tageszeitung außerhalb von Leipzig erscheint erst zwei Jahrzehnte später in Breslau. Zeitungen gibt es in Leipzig schon seit der Jahreswende 1633/34 - mit bis zu fünf Ausgaben in der Woche.

1682

Erstmals kommt die lateinische Gelehrten-Zeitschrift "Acta Eruditorum" heraus. Es ist die erste überregional beachtete Zeitschrift Mitteleuropas überhaupt. Leipzig wird bald zum wichtigsten deutschen Druckort für Zeitschriften. Während der Aufklärung kommen bis zu einem Drittel dieser Publikationen von hier.

1688

Christian Thomasius bringt in Leipzig seine "Monatsgespräche" heraus, die erste Zeitschrift in deutscher Sprache. Bekannt wird sie vor allem wegen der polemischen Grundhaltung. Thomasius ist Schöpfer des meinungsbetonten Journalismus in Deutschland.

1700

Auch bei der Zahl der Neuerscheinungen hat Leipzig inzwischen Frankfurt weit überholt. Während am Main 54 Bücher in deutscher und 34 in lateinischer Sprache herauskommen, bringt man es an der Pleiße auf 192 deutsche und 84 lateinische Bücher.

1764

Gründung der "Zeichnungs-, Mahlerey- und Architectur-Academie". Erster Direktor war der Dresdner Maler Adam Friedrich Oeser, ein Lehrer Goethes und Winckelmanns. Mit Leipzigs Aufstieg zur Metropole des deutschen Verlagsbuchhandels wächst der Bedarf an Kupferstichen. Deshalb steht die Zeichen-Ausbildung im Vordergrund.

Auf der Frankfurter Fastenmesse erklärt der Leipziger Verleger Philipp Erasmus Reich, Wortführer der norddeutschen Buchhändler und Verleger, er und seine Berufsgenossen würden Frankfurt künftig nicht mehr besuchen. Schon 1750 war der Frankfurter Messkatalog eingestellt worden.

Über dieses Thema berichtet MDR KULTUR auch im ... Radio | 24.03.2017 | 12:40 Uhr