Buchstadt-Chronik 1765-1834 Conversationslexikon und "Leipziger Platz"

25. Januar 2011, 18:30 Uhr

1765

Unter der Leitung des Leipziger Verlegers Philipp Erasmus Reich schließen sich 56 Verleger zur "Buchhandlungsgesellschaft" zusammen, der ersten in Deutschland. Die zunächst lose Vereinigung bekämpft den Raubdruck und will den Tauschhandel durch Ware-Geld-Beziehungen ("Netto-Handel") ablösen. Außerdem kann Reich durchsetzen, dass Interessenvertreter des Buchhandels in die Bücherkommission aufgenommen werden. Nach Reichs Tod nimmt sich der 1797 gegründete "Buchhändlerverein" dieser Sache an.

1792

Zum ersten Mal findet eine Buchhändler-Börse statt. Jeweils am Sonntag Kantate, dem vierten Sonntag nach Ostern, rechnen die Buchhändler für das zurückliegende Jahr ab.

Bis ins 18. Jahrhundert wurden die ungebundenen Bücher Bogen gegen Bogen getauscht ("verstochen"). Nun setzt sich die Bezahlung mit Geld durch, wegen der unterschiedlichen Währungen im Deutschen Reich ein kompliziertes Geschäft.

1797

Für die Buchhändler-Börse wird nun ein Hörsaal der Theologischen Fakultät im Paulinum angemietet. Bei der jährlichen Abrechnung geben die Buchhändler nicht verkaufte Neuerscheinungen, die sie von den Verlagen auf Kommission übernommen hatten, zurück, ("Remittenden"). Außerdem werden gemeinsame Probleme der Branche diskutiert.

1807

Friedrich Hofmeister gründet in Leipzig seinen Musikverlag. Schon seit 1719 hat der älteste Musikverlag der Welt seinen Sitz, gegründet von Johann Gottlob Breitkopf, dem Erfinder des Notendrucks mit beweglichen Typen. 1814 kommt C. F. Peters hinzu, in dessen weltbekannter Edition Peters später über 1000 Musikwerke erschienen. Die Noten von mehr als der Hälfte der gesamten Musikliteratur der Welt werden in Leipzig gedruckt. Neun Zehntel aller deutschen Notenstecher haben hier ihren Arbeitsplatz.

Zu den bedeutendsten deutschen Verlegern, die sich im 19. Jahrhundert in Leipzig ansiedeln, gehören B. G. Teubner, F. A. Brockhaus Justus Perthes, E. A. Seemann, Baedeker.

1825

Gründung des Börsenvereins der Deutschen Buchhändler zu Leipzig durch sechs Leipziger und 95 auswärtige Firmen. Erster über die damaligen Ländergrenze hinweg tätiger Berufsverband. Als Interessenvertreter des gesamten Berufsstandes engagiert sich der Börsenverein sich gegen die Zensur, für die Urheberrechte und später auch feste Buchpreise. Die angemieteten Räume in der Universität sind für die Börse längst zu klein geworden ist. 1836 erhält die Buchhändlerbörse ein eigenes Gebäude in der Ritterstraße, gegenüber der Nikolaikirche, inmitten des alten Leipziger Verlags- und Buchhändler-Viertels.

1826

Brockhaus führt als erster in der Stadt die von Friedrich König in England entwickelte Schnellpresse ein. Bei Brockhaus, dessen Verlagssitz seit 1818 in Leipzig ist, erscheint von 1796 das älteste deutsche Konversationslexikon. Es wird zum Vorbild für enzyklöpädische Nachschlagewerke u. a. in Holland, Dänemark, Ungarn und den USA. 1832 avanciert Brockhaus zum größten deutschen Verlags- und Druckerei-Unternehmen.

1834

Erstmals erscheint das "Börsenblatt der deutschen Buchhändler zu Leipzig", das Fachblatt des Börsenvereins mit den Neuerscheinungen. Leipzig ist damit endgültig zum Kommunikationszentrum der Buch-Branche geworden.

Über dieses Thema berichtet MDR KULTUR auch im ... Radio | 24.03.2017 | 12:40 Uhr