Buchstadt-Chronik 1933-1944 Zerstörung durch deutsche Nazis und britische Bomber

25. Januar 2011, 18:33 Uhr

1933

Am 11. Mai, einen Tag nach der faschistischen Bücherverbrennung in vielen deutschen Städten, veröffentlicht der Börsenvereins-Vorstand eine Liste von Schriftstellern, die „für das deutsche Ansehen als schädigend zu erachten” seien und vom Buchhandel nicht weiter verbreitet werden sollten. Zu ihren gehören Lion Feuchtwanger, Egon Erwin Kisch, Heinrich Mann, Erich Maria Remarque, Kurt Tucholsky und Arnold Zweig.

Ohne Widerstand lässt sich der Börsenverein gleichschalten und schließt seine jüdischen Mitglieder aus. Wirtschaftliche Zuständigkeiten darf er weiter wahrnehmen, die berufsständischen Aufgaben übergibt er an die 1933 gegründete Reichsschrifttumskammer, deren Mitglied alle Buchhändler und Verleger werden müssen.

Wegen seiner jüdischen Herkunft muss der Buchkünstler und Pädagoge Hugo Steiner-Prag aus Deutschland fliehen. Henri Hinrichsen, seit 1900 Eigentümer des weltberühmten Musikverlages C. F. Peters und Stifter des Leipziger Musikinstrumenten-Museums, wird 1939 durch "Arisierung" enteignet und 1942 im KZ Auschwitz ermordet.

Durch politische und rassistische Verfolgung sinkt die Zahl der Verlage in Deutschland bis 1938 von 5.000 auf 3.500. Nach Verkündung des "totalen Krieges" bleiben 1944 nur noch 260 übrig. Fast drei Viertel der Buchproduktion gehen an Front-Büchereien und -Buchhandlungen.

1943

3./4. Dezember: In der Bomben-Nacht wird das Grafische Viertel zu 75 bis 80 Prozent zerstört. Etwa 1.000 Firmen der Buchbranche werden vernichtet oder schwer beschädigt. Mehr als 50 Millionen Bücher verbrennen. Schon im Oktober 1943 wurden Buchhändlerbörse und Buchgewerbehaus von britischen Bomben getroffen. Ein Teil der nicht ausgelagerten Bestände des Buch- und fiel den Flammen zum Opfer.

1944

Das Reichspropagandaministerium in Berlin befiehlt, den Buch-Standort Leipzig aufzugeben und alle noch vorhandenen Buchbestände abzutransportieren. Der weitere Kriegsverlauf verhindert die Realisierung dieser Anweisung.

Über dieses Thema berichtet MDR KULTUR auch im ... Radio | 24.03.2017 | 12:40 Uhr