Luftbilder Nägelstedt
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Unstrut-Hainich-Kreis | Bad Langensalza Nägelstedt

28. Dezember 2017, 15:03 Uhr

Nägelstedt ist ein Stadtteil der Kurstadt Bad Langensalza im Unstrut-Hainich-Kreis. In dem Stadtteil wohnen 730 Einwohner. Nägelstedt liegt im östlichen Teil Bad Langensalzas und befindet sich direkt am Tor zum Unstruttal.

Historische Belege:

  • (802-842) (Kopie 12.Jh.)  in villa Neglessteten (Variante: Heglesteten) (Codex Eberhardi, Bd. I, S. 143 [= H. Meyer zu Ermgassen (Hrsg.), Der Codex Eberhardi des Klosters Fulda. Bde. 1-3, Marburg 1995-2007)
  • (802-842) (Kopie 12.Jh.) in Negestete (Codex Eberhardi, Bd. I, S. 317 [= H. Meyer zu Ermgassen (Hrsg.), Der Codex Eberhardi des Klosters Fulda. Bde. 1-3, Marburg 1995-2007)
  • 977 Negelstedi (E. Förstemann nach Dronke, Trad. Fuld. 717)
  • 1075 circa Nechilstedi (Monumenta Germaniae Historica, Scriptores (in folio) V, S. 345)
  • (2. Hälfte 12. Jh.) Negilsteden (Annales Palidenses, S. 70 = Monumenta Germaniae Historica, Scriptores (in folio) XVI)
  • (nach 1150) circa Nechilstede (Annalista Saxo [Monumenta Germaniae Historica, Scriptores VI S. 430)
  • 1190 Negilstete (Dobenecker II Nr. 852 S. 161)
  • 1191 Negilstete (Dobenecker II Nr. 882 S. 168)
  • (um 1305) inter Hoenburg et Neilstete ((Monumenta Germaniae Historica, Scriptores (in folio) XXV, S. 696)

Herleitung

Das Grundwort ist -stet "Stätte, Siedlungsstelle". Aber für den ersten Teil ist man sich bisher nicht einig geworden. Man denkt an:

1. althochdeutsch negilli(n) "Nelke", mittelniederdeutsch negelken (die Pflanze heißt so, weil die Gewürznelke in ihrer Form an kleine Nägel erinnert). Jedoch hat man diese Deutung schon bald wieder aufgegeben.
2. zu deutsch negel, althochdeutsch nagal usw., das wäre dann der "Nagel-Ort". Überzeugend ist dieser Vorschlag auch nicht.
3. einen Personennamen, jedoch lässt sich dafür kaum ein sicherer Beleg beibringen.

Den wohl richtigen Weg hat schon E. Förstemann eingeschlagen, wenn er schreibt: "Nag. In Flussnamen".

Hierzu gehören unter anderem: Nagalbach im Saarland; Nagold, Fluss- und Ortsname in Württemberg; Neger, Orts- u. Gewässername im Kr. Olpe; Neile, Gewässername im Gebiet der Innerste, herzuleiten aus Nagila, u.a.; Nagà, Gewässername  in Litauen; Nogat, Mündungsarm der Weichsel und andere mehr.

Aufgrund der Streuung muss man von einem vordeutschen und vorgermanischen Namen ausgehen. Man kann daher einem Vorschlag von W. P. Schmid folgen, der über das deutsche Wort Nachen "Schiff, Boot", dem eine Bedeutung "ausgehöhlter Baum" zugrunde liegt, auf eine für Gewässernamen gut mögliche Bedeutungspalette "Schiff, Gefäß (Trog), Tal, Rinne, Fluss" schließt.

Betrachtet man sich unter diesem Aspekt die geographische Lage von Nägelstädt, dann wird deutlich, dass der Ort an der Unstrut liegt und diese  östlich von Nägelstädt eine deutliche Einkerbung besitzt, die die "Trog"-Theorie stützen kann. In diesem Fall muss man davon ausgehen, dass die Unstrut hier einen anderen Namen trug. Wir sprechen in diesem Fall von einem Teilabschnittsnamen eines Flusses. Das ist nichts außergewöhnliches, denn ein Fluss hat nicht von Anfang an einen Namen gehabt, sondern zunächst oft mehrere. Erst im Lauf der Geschichte setzt sich dann ein Name durch. Aber nicht selten bleibt dann ein alter Flussname im Namen eines Ortes, der an dieser Stelle des Flusses liegt, bestehen. Das dürfte bei Nägelstädt auch der Fall sein.

Literatur + E. Förstemann, Altdeutsches Namenbuch, Bd. 2: Orts- und sonstige geographische Namen, 2. Hälfte, hrsg. von H. Jellinghaus, Bonn 1916, Sp. 346f.
+ W.P. Schmid, Zum Flußnamen Nāva, in: Studia Classica et Orientalia Antonio Pagliaro oblata, Bd.III, Roma 1969, S. 217-222.
+ H. Walther, Namenkundliche Beiträge zur Siedlungsgeschichte des Saale- und Mittelelbegebietes bis zum Ende des 9. Jahrhunderts, Berlin 1971, S. 281.
+ A. Werneburg, Die Namen der Ortschaften und Wüstungen Thüringens, Nachdruck Köln-Wien 1983, S. 52.