Gera Aga - Ortsteil von Gera

Die Gemeinde Aga wurde am 1. Juli 1950 aus den bisher selbstständigen Gemeinden Großaga, Kleinaga, Lessen, Reichenbach und Seligenstädt gebildet. 1994 wurde Aga eingemeindet und ist seither ein Ortsteil der Stadt Gera. In den Gemarkungen Kleinaga, Reichenbach und Seligenstädt befinden sich Vorkommen von Braunkohle. Nach kurzfristigem, nicht lohnendem Abbau wurden die Gruben geflutet und seit den 1930er Jahren als Badesee genutzt.

Historische Belege:

Aga(noch nicht differenziert)

  • 1248 (Kopie) Heinricus de Ogawe
  • um 1250 Heinricus de Ogawe, Heinricus de Ogau
  • 1251 Henricus de Ogawe
  • 1262 Bertoldus de O[gau]
  • 1296 in Ogawe
  • 1273 Bertholdus de Ogener
  • 1424 Agaw
  • 1518 Agaw
  • 1533 Agaw

Großaga

  • 1364 grozen Agow
  • 1424 Grossen Agow
  • 1501 Grossen Agow
  • 1501 Grossen Agow
  • (um 1530) zu Groß Agaw
  • 1501 Grossen Agow
  • 1553 Grossen Agaw
  • 1542 zu grosen Ogau
  • 1564 Großen Aga
  • 1567 Aga major
  • 1600 Georg Kermeßen vonn Agaw
  • 1796 Groß-Aga
  • 1870 Großaga
  • 1870 Großaga, im Volke Ôge, auch Grußôge

Kleinaga

  • 1364 wenigen Agow
  • 1550 klain Agaw
  • 1613 zu klein Aga
  • 1796 Klein-Aga

Flussname Aga r.z. Weißen Elster

  • 143 in der Aga

Ein schwieriger Name, aber die Forschung ist sich ziemlich sicher, dass von dem Flussnamen auszugehen ist. E. Ulbricht hat keinen Deutungsvorschlag. H. Walther geht von einem slavischen Namen und einer Grundform *Ogava aus, gibt aber keine Etymologie. A. Greule sieht eine altsorbische Grundform *Ogava als eine Slavisierung aus germanisch *Agw(j)ō an, woran -a(h)wa getreten sei. Die beiden Bestandteile wären dann Au(e) und -aha "Wasser, Fluss" gewesen.

Das ist sehr unwahrscheinlich, denn diese Kombination ist sonst nicht bekannt. Zudem würde Au(e) im Slavischen kaum als Ag-erscheinen. Man muss einen anderen Weg gehen. Wir wissen, dass -ava im Slavischen ein typisches Flussnamenbildungselement gewesen ist, gut erkennbar in Namen wie Wirawa, Ilava, Tynava, Gliniawa, Dubrava, Trnava. Daher wurden vorslavische Namen, wenn sie in slavischen Mund kamen, nicht selten mit diesem Element erweitert. Wir können das u.a. sehen an Opava (dt. Troppau), Morava "Mähren", Pilawa in Schlesien u.a.

Wenn man dieses einbezieht, ergibt sich folgende Namenabfolge: Grundform *Agā > slavisiert Ogava (fremdes -a- wird im Slavischen fast immer zu -o-) > deutsch Aga. Auszugehen wäre dann, so auch schon W.P. Schmid, von *Aga, womit der Name zu einer Gruppe alter, sehr alter Flussnamen gehört, von denen ich nur nenne: Aga, Flussname in Lettland; Aire in Frankreich, 8. Jh. Ageira, 11. Jh. Agira; Ager in Österreich, 810 Agira;die Eger, 805 Agara; Eger, Nfl. d. Wörnitz; Aist in Österreich, 853 Agasta, 985 Agesta u.a.m. Grundlage dieser alten Namen ist eine Wortgruppe um altind. ájati „treibt“, latein. agō "treibe, führe" (Fremdwort agieren), altnord. aka "fahren", altind. ajiráh "rasch, behende".

Wie so oft, sind Gewässernamen sehr einfach gebildet; hier etwa zu verstehen als "(rasch) treibend, sich bewegend".

Literatur A. Greule
Deutsches Gewässernamenbuch, Berlin/Boston 2014, S. 25.

E.P. Kretschmer
700 Jahre Großaga 1248-1948,

H. Rosenkranz
Ortsnamen des Bezirkes Gera, Greiz 1982, S. 11.

W.P. Schmid
Das Nehrungskurische, ein sprachhistorischer Überblick, in: Nehrungskurisch, hrsg.v. W.P. Schmid, Mainz-Stuttgart 1989, S. 31.

E. Ulbricht
Das Flußgebiet der Thüringischen Saale, Halle 1957, S. 237.

H. Walther
Historische Gewässernamenschichten als Zeugnisse der Sprach-, Kultur- und Siedlungsgeschichte (Beiheft zur Karte G II 4, zu: Atlas zur Geschichte und Landeskunde von Sachsen), Leipzig-Dresden 2004, S. 31, 37.