Dresdner Frauenkirche
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MDR FERNSEHEN | 16.07.2017 | 07:30 Uhr Im Herzen der Stadt - Die Dresdner Frauenkirche

25. September 2009, 10:01 Uhr

Die von 1726 bis 1743 erbaute Dresdner Frauenkirche prägt eindrucksvoll die Silhouette der Stadt. Während der Luftangriffe auf Dresden im Februar 1945 wurde sie stark beschädigt. Jahrzehntelang war die einstmals stolze Frauenkirche eine Ruine, bis sie im Jahr 2005 - rund 60 Jahre nach ihrer Zerstörung - neu aufgebaut wieder geweiht werden konnte. Heute ist die Kirche Anziehungspunkt für viele Menschen.

Als die Stadtväter Dresdens 1722 Baumeister Georg Bähr mit dem Bau der Dresdner Frauenkirche beauftragten, hatten sie Großes vor: an die Stelle des bescheidenen romanischen Frühbaus aus dem 11. Jahrhundert sollte ein monumentales Gotteshaus treten. Noch der barockbegeisterte Landesherr Friedrich August I. sah in Bährs Plänen die Krönung seines architektonischen Lebenswerks: die Verwandlung Dresdens in eine Stadt nach dem Vorbild italienischer Metropolen. Vor Augen stand Baumeister und Kurfürst monumentale Kirchenarchitektur in der Art der Venezianer Santa Maria della Salute.

Zweckentfremdete Spenden

Damals ermöglichten hauptsächlich zweckentfremdete Spendengelder die Errichtung der protestantischen Andachtsstätte: die Dresdner hatten eigentlich für bedürftige Salzburger Lutheraner gesammelt, doch findige Beamte nutzten das Geld kurzerhand für den Bau der Kirche. Am 27. Mai 1743, knapp fünf Jahre nach Bährs Tod und zehn Jahre nach dem Dahinscheiden Friedrich Augusts, vollendete der Aufsatz eines Kuppelkreuzes schließlich den Sakralbau.

Demut der Besiegten

Im Februar 1945 vernichtete eine britische Sprengbombe den viel gerühmten Sandsteinkörper der Dresdner Frauenkirche. Fortan lebte die Kirche im Gedächtnis der Stadt als symbolischer Körper fort, als Chiffre für die Zerstörungsgewalt des Krieges und für die Demut der Besiegten. Doch schon damals verwiesen Anhänger des "alten Dresden" auf einen anderen, symbolträchtigen Körper: nämlich den des zerstörten Kunstwerks selbst. Dessen Wert, so die Wiederaufbauwilligen, übersteige den Mahnwert einer Ruine. Erst der "Ruf aus Dresden" sollte ihnen 1990 wieder eine Stimme geben: die Bürgerinitiative für den Aufbau der Frauenkirche warb darin um Unterstützung für den Wiederaufbau des zerstörten Gotteshauses.

Geschichtsvergessen?

Bis dahin hatte die DDR-Führungsspitze den ideologischen Kampf um die Kirchenreste maßgeblich bestimmt: anlässlich der Arbeiterfestspiele im Mai 1966 erklärte die SED die Frauenkirche zum "Mahnmal gegen Faschismus und Krieg". Noch kurz nach der politischen Wende monierten Einheitskritiker, man müsse die Ruine als Mahnmal stehen lassen, dürfe sich nicht auf die Geschichtsvergessenheit des Westens einlassen. Doch diesmal siegten die Rekonstruktionsanhänger: Ein 1991 gegründeter privater Verein vermochte mit der Idee einer "Versöhnungs- und Friedenskirche" sogar vormalige Neubaugegner zu versöhnen.

Mehr als ein Bauwerk

In der Folgezeit spendeten weltweit rund sechshunderttausend Menschen mehr als einhundert Millionen Euro für die Frauenkirche. Zwei Drittel der auf 179,7 Millionen Euro bezifferten Gesamtkosten wurden damit privat finanziert. Anfang der 1990er Jahre waren die Verantwortlichen noch davon ausgegangen, dass zwei Drittel der Gelder aus öffentlichen Kassen kommen müssten. Ende Oktober 2005 wurde die Dresdner Frauenkirche im Rahmen eines Festaktes geweiht.

Kritische Geister sahen in diesem Projekten das Werk des Spießbürgers: "monumentaler Nippes", Zierrat spatbürgerlicher Zufriedenheit sei das neu errichtete Dresdner Gotteshaus. Nicht ganz ohne Grund weisen sie auf die Epoche, in der das Monumentalbauwerk entstand: Hätte August der Starke ähnlich vergangenheitsbesessen geplant und gebaut wie die Dresdner heute, wäre die elbflorentinische Barockpracht nie ausgeführt worden.

Mittlerweile prägt seit über zehn Jahren die mächtige Kuppel der Frauenkirche wieder Dresdens Silhouette. Die Kirche ist Anziehungspunkt für viele Menschen. Beliebt ist sie als Ort für Trauungen und Taufen, aber ebenso für Konzerte und Vorträge. Von der Krypta bis zum Turm und an sieben Tagen unter der Woche bietet das Innenleben der Frauenkirche Raum für die unterschiedlichsten Anlässe. Zwei Millionen Besucher im Jahr zählt der Förderverein der Frauenkirche, darunter auch immer wieder politische und gesellschaftliche Prominenz. Menschen, die mit der Kirche eng verwoben sind, vom Küster bis zum Pfarrer, vom Baudirektor bis zur Gästeführerin erzählen, was die Faszination Frauenkirche ausmacht.