27. Juni 2023 Woher die Legende vom Siebenschläfer kommt

13. Juni 2023, 05:00 Uhr

Der Siebenschläfertag hat nichts mit dem gleichnamigen Tier zu tun, vielmehr ist er der liturgische Gedenktag für die sieben Schläfer von Ephesus. Am 27. Juni erinnern die Christen an eine Legende von sieben Kindern, die eingemauert in einem Unterschlupf 195 Jahre überlebt haben sollen. Doch was hat diese Legende mit dem Wetter zu tun?

Es ist das Jahr 251 nach Christi Geburt. Eine Legende erzählt, dass sieben frommen Jünglinge aus ihrer Heimatstadt Ephesus fliehen müssen. Die Häscher des Kaisers Decius verfolgen sie, weil sie Christen sind. In einer nahe gelegenen Höhle verstecken sich die Kinder. Doch ihre Verfolger finden ihr Versteck und mauern sie in der Höhle ein. Erst 195 Jahre später, am 27. Juni 446, werden sie durch einen Zufall wieder entdeckt. Das Wunder: Sie sollen 195 Jahre lang geschlafen haben. Nach ihrer Auffindung wachen sie auf, um ihren Glauben an die Auferstehung zu bekennen und sterben kurz danach.

Die Namen der "Siebenschläfer"

Sie heißen im Griechischen Achillides, Diomedes, Eugenios, Kyriakos, Probatos, Sabbatios und Stephanos. Ihre lateinisch Namen lauten Constantinus, Dionysius, Johannes, Malchus, Martinianus, Maximianus und Serapion.

Die Verehrung für die sieben christlichen Jünglinge ist schon im 5. Jahrhundert schriftlich überliefert, zunächst in der Ostkirche in syrischen und griechischen Varianten. Die erste lateinische Übersetzung stammt von Gregor von Tour (538-594). Die Geschichte der sieben Jünglinge findet sich auch im Koran wieder (18. Sure). Diese erzählt von den "sieben Brüdern".

Koran und Tasbih in einer Nahaufnahme
Von der Auferstehung der sieben Jünglinge erzählt auch der Koran. Bildrechte: imago/UIG

Wallfahrtsorte von Passau bis Ephesus

Einer der vielen Siebenschläfer-Wallfahrtsorte liegt in Rotthof bei Passau. Dort hat man im Barock sogar die Höhle nachgebaut. Muslimische Pilger besuchen zum Beispiel die Siebenschläfer-Kirche in Vieux-Marché in Frankreich. Die meistbesuchte Siebenschläfer-Wallfahrtsstätte der Welt liegt in der heutigen Türkei, in Ephesus. Dort entdeckten Archäologen 1926 tatsächlich eine Höhlengrabstätte, die mit der Legende in Verbindung gebracht wird.

Was die Legende mit dem Wetter zu tun hat

Ist der Siebenschläfer nass,
regnet's ohne Unterlass.

So wie sich das Wetter am Siebenschläfertag zeigt, so soll es die kommenden sieben Wochen bleiben, heißt es im Hundertjährigen Kalender: "Altes naturphilosophisches Wissen, angewandt auf unsere modernen Gegebenheiten" ist laut Vorwort zu erwarten.

Der Hundertjährige Kalender

Der Hundertjährige Kalender ist die Erfindung eines Thüringers. Der Arzt Christoph Hellwig aus Tennstedt gibt im Jahr 1700 den ersten Hundertjährigen Kalender mit dem Namen "Hundertjähriger Kalender, welcher von 1700 bis 1800 gestellt ist, und erkläret, wie ein jeder Hausvater sein Hauswesen mit Nutzen einrichten und von Frucht und Unfruchtbarkeit jeden Tag und jeden Monat nach jedes Planeten Würdigung partizipieren kann" heraus. Das Buch wird ein Bestseller – bis heute. Hellwig ist allerdings nicht der Verfasser, sondern er hat ein vergessenes Manuskript unter seinem Namen publiziert. Es ist das Wissen des Mauritius Knauer. Knauer, Abt eines Klosters bei Bamberg, wurde 1614 geboren und war leidenschaftlicher Naturforscher. Zu Knauers Zeiten wurden die sieben Planeten für das Wetter verantwortlich gemacht, das waren damals neben Merkur, Venus, Mars, Jupiter und Saturn auch die Sonne und der Mond. Uranus, Neptun und Pluto wurden erst später entdeckt. Mauritius Knauer beobachtete das Wetter und Himmelserscheinungen wie Sternschnuppen, Kometen und Mondfinsternisse und schrieb alles auf. Seine These: Das Wetter wiederholt sich im Sieben-Jahres-Zyklus.

Wissenschaftler kritisierten den Hundertjährigen Kalender von Anfang an. Doch die Siebenschläger-Wetterregel ist bis heute populär.