Bundestagswahl 2017 | Direktkandidaten aus Sachsen Monika Lazar (Bündnis 90/Die Grünen)

27. August 2017, 22:11 Uhr

Wahlkreis Leipzig II (153)

Allgemein

Alter: 49
Schulausbildung: POS, EOS, Studium Handelshochschule Leipzig
Beruf: Ökonomin, Bäckerin, Betriebswirtin
Familienstand: k.A.
Wohnort: Leipzig

Politischer Werdegang:

  • seit 1993 Mitglied bei Bündnis 90/Die Grünen
  • 1994-1999 Stadträtin in Markkleeberg
  • 1996-1998 Landesvorstand Sachsen
  • seit 2005 Bundestagsabgeordnete

Privat

Was ist Ihre größte Stärke?

  • Hartnäckigkeit und Durchhaltevermögen

Was ist Ihre größte Schwäche?

  • Ungeduld

Welchem sächsischen und welchem nicht-sächsischen Sportverein drücken Sie die Daumen?

  • dem Roten Stern Leipzig, da bin ich Mitglied und habe viele Jahre im Frauenfußballteam mitgespielt

Wo erholen Sie sich in Sachsen am liebsten?

  • im Leipziger Auenwald und wenn ich mehr Zeit habe auch gern in der Natur in anderen sächsischen Regionen

Welche drei Dinge würden Sie auf eine einsame Insel mitnehmen?

  • ein gutes Buch, ein kompaktes Werkzeugtool und ein Fahrrad

Politisch

Warum haben Sie sich als Direktkandidat Ihrer Partei zur Verfügung gestellt?
In unserer freiheitlichen, offenen Gesellschaft werden sicher geglaubte Errungenschaften in Frage gestellt und rechtsextreme Meinungen enttabuisiert. Rechte Haltungen gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit sind seit vielen Jahren vorhanden, aber in den letzten Jahren werden sie verstärkt verbreitet. Ich möchte dazu beitragen, diese Entwicklungen zu stoppen.

Wir Grüne engagieren uns von jeher für eine Gesellschaft, in der jeder Mensch frei entscheiden kann, wie sie oder er selbstbestimmt leben, sich entfalten und lieben möchte. Die Menschenrechte sind nicht teilbar. Das bedeutet, dass wir weiterhin die Interessen von Frauen, Menschen mit Migrationshintergrund, Behinderungen und der queeren Community mit grünem Selbstbewusstsein vertreten. Das ist heute wichtiger denn je.

Welche Reform bewundern Sie am meisten?
Auch wenn es keine "Reform" im klassischen Sinne war, bin ich froh, dass Umweltpolitik inzwischen kein Nischenthema mehr ist. Gerade die grüne Anti-Atom-Bewegung hat gezeigt: Das Bohren dicker Bretter lohnt sich und mit langem Atem kann man historische Erfolge und Veränderungen erreichen. Der Atom-Ausstieg wurde unter Rot-Grün eingeleitet, dann von der schwarz-gelben Bundesregierung kassiert. Schließlich hat die Fukushima-Katastrophe auch den Atom-BefürworterInnen die Augen geöffnet, sodass nun endlich in absehbarer Zeit die Atomkraft in Deutschland abgeschaltet wird.

Wenn Sie gewählt werden, was ist Ihr wichtigstes Ziel (für die kommende Legislaturperiode)?
Mein wichtigstes Ziel ist ein Gesetz zur Demokratieförderung und Rechtsextremismusprävention. Es ist längst überfällig, dass die Zivilgesellschaft gegenüber staatlichen Institutionen als gleichberechtigter Partner auf Augenhöhe statt als Bittsteller auftreten kann. Damit wollen wir all diejenigen von Antragsbürokratie entlasten, ermutigen und finanziell verlässlicher fördern, die sich für unsere Demokratie engagieren - gerade in Gegenden, wo es bis heute nicht einfach ist.

Was wollen Sie für Sachsen erreichen … 

… im Bereich Bildung
Bisher ist es dem Bund verboten, die Länder beim Thema Bildung im notwendigen Maße zu unterstützen, wie es eigentlich notwendig wäre. Ich will, dass sich das ändert. Der Bund muss den Ländern und den Kommunen bei den Schulsanierungen massiv unter die Arme greifen und sie beim Aufbau von Ganztagsschulplätzen unterstützen. Wir wollen mehr Lehrerinnen und Lehrer an den Schulen, eine praxisnahe Ausbildung und ein umfassendes Fort- und Weiterbildungsangebot. Damit würden auch in Sachsen mehr Gelder zu Verfügung gestellt, um unseren Kindern eine gute Lernumgebung zu schaffen. Nur so können wir den Schulneubau in wachsenden Kommunen fördern und Schulschließungen in ländlichen Regionen vermeiden.

Da gute Bildung schon bei den Kleinsten anfängt, brauchen wir verbindliche Qualitätsstandards für Kindertagesstätten. Wir wollen z. B. einen verbesserten Betreuungsschlüssel von 1:4 in der Krippe, 1:10 im Kindergarten und 1:16 im Hort und damit mehr Personal. Nach der Einführung des Rechtsanspruches auf einen Betreuungsplatz, ist es höchste Zeit für ein Kita-Qualitätsgesetz. Damit würde auch endlich in Sachsen die pädagogische Arbeit gestärkt und der Betreuungsschlüssel so verbessert, dass zukünftig mehr Erzieherinnen und Erzieher für die Kinder da sind. Auch die Aus- und Weiterbildung der Erzieherinnen und Erzieher muss aus meiner Sicht verbessert, durch den Bund stärker gefördert und bei der Berechnung des Betreuungsschlüssels berücksichtigt werden.

… im Bereich Forschung und Entwicklung
Wissenschaft und Technologie, Forschung und Entwicklung sind die entscheidenden Grundlagen für eine zukunftsfähige Entwicklung Sachsens. Wir fordern eine integrierte Förderung der Innovationsfähigkeit von Hochschulen, Forschungseinrichtungen und Unternehmen und setzen dabei nicht nur auf technologische, sondern auch auf ökologische Innovationen. Gerade kleine und mittlere Unternehmen - wie wir sie vielfach in Sachsen finden - wollen wir Grüne bei der ökologischen Modernisierung unterstützen, unter anderem durch eine steuerliche Förderung ihrer Ausgaben für Forschung und Entwicklung.

Zudem wollen wir mit einer Start-up-Finanzierung die Weichen für eine neue Innovationskultur in Deutschland stellen, was auch der sächsischen Wirtschaft zugute kommen würde.

Für eine gute Forschung braucht es starke Hochschulen und gute Studierende. Die Studienfinanzierung in Deutschland muss geändert werden. Es ist ungerecht, dass nur ein Viertel der Kinder aus Nicht-Akademiker-Familien studieren und damit Potenzial für Wissenschaft und Forschung verschenkt wird. Deshalb fordern wir ein Zwei-Säulen-Modell in der Studienfinanzierung, um hier mehr Gerechtigkeit zu schaffen.

Wir wollen den Technologiestandort Sachsen weiter stärken und die Umsetzung wissenschaftlicher Erkenntnisse in Produkte und Dienstleitungen fördern. Nur so halten wir qualifizierte Arbeitskräfte in Sachsen und eröffnen jungen Leuten neue Chancen.

… im Bereich Wirtschaft und Verkehr
Um der Wirtschaft in Deutschland eine gute Zukunft zu geben, braucht es eine ökologische Modernisierung unserer Industrie. Nur wenn wir nachhaltig und ressourcenschonend wirtschaften, werden wir innovativ bleiben. Alles, was in den Regionen erzeugt und abgesetzt werden kann, schafft Wertschöpfung und Wohlstand vor Ort und hält das Geld in der Region. Kurze Wege schonen darüber hinaus nicht nur den Geldbeutel, sondern auch Umwelt und Klima. Die kleinen und mittleren Unternehmen in Sachsen, HandwerkerInnen und DienstleisterInnen verstehen wir als unsere Partner.

Für uns Grüne misst sich Wohlstand nicht nur am Wachstum des Bruttoinlandsproduktes, sondern insbesondere an der Lebensqualität und am Umgang mit der Natur. Eine grüne Wirtschaftspolitik will die AkteurInnen in Wirtschaft und Gesellschaft für Investitionen in die Verbesserung der Umweltbedingungen gewinnen. Wir wollen die gegenwärtige Marktwirtschaft in eine sozial-ökologische Marktwirtschaft umbauen.

Wir wollen eine umweltverträgliche und bezahlbare Mobilität für alle sächsischen Bürgerinnen und Bürger - gerade auch im ländlichen Raum - gewährleisten. Wir setzen uns dafür ein, dass die großen Städte in Sachsen wieder an den Fernverkehr angebunden werden. Weiterhin engagieren wir uns für die Stärkung von Bahn, Bus, Rad- und Fußverkehr. Mit dem Sachsentakt 21 haben wir ein Konzept vorgelegt, dessen Herzstück ein Sächsischer integrierter Taktfahrplan für alle öffentlichen Verkehrsmittel ist. Ein grüner Mobilpass, bei dem man mit nur einem Ticket verschiedene öffentliche Verkehrsmittel hinweg nutzen kann, wird sich die Mobilität der Menschen in Sachsen deutlich verbessern.

Autonutzung wollen wir durch den Ausbau von Carsharing-Angeboten besonders in den größeren Städten optimieren.

Mit dem Ausstieg aus dem Verbrennungsmotor wollen wir z.B. die Automobilindustrie zukunftsfähig gestalten, um so die Arbeitsplätze zu sichern. Hier sehe ich in Sachsen großes Potenzial, entsprechende Strukturen aufzubauen und den Wirtschaftsstandort in unserem Bundesland zu stärken.

… im Bereich Innere Sicherheit
Die Menschen in unserem Land müssen frei und sicher leben können. Wir brauchen nicht immer mehr Befugnisse für die Sicherheitsbehörden, damit diese unsere Daten erfassen und in unsere Privatsphäre eindringen können, sondern einen Rechtsstaat, der die Freiheit des Einzelnen wahrt und schützt. In anderen Bundesländern wird die Einführung eines unabhängigen, mit umfassenden Befugnissen ausgestatteten Polizeibeauftragten beim Parlament diskutiert - das werden wir für Sachsen aufgreifen.

Ich stehe dafür, dass wir eine gut ausgestattete und gut ausgebildete Polizei in Deutschland haben, die in der Lage ist, auf die aktuellen Bedrohungen, zu denen in Sachsen der Rechtsextremismus gehört, zu reagieren. Es braucht klare Zuständigkeiten und eine Kultur der Verantwortlichkeit zwischen den Sicherheitsbehörden, um schwere Pannen zukünftig zu vermeiden.

Beim Kampf gegen den Terrorismus dürfen andere Kriminalitätsformen nicht vergessen werden. Aufgrund der hohen Zahl an Wohnungseinbrüchen in Sachsen ist es gerade hier einmal mehr notwendig, neben der gezielten polizeilichen Arbeit, die Prävention zu stärken und beispielsweise entsprechende Schutzmaßnahmen besser zu fördern.

Was ist die wichtigste Aufgabe beim Thema Zuwanderung?
Unser Ziel ist es, Sachsen für Menschen jeglicher Herkunft lebenswert zu gestalten. Wir wollen die Rahmenbedingungen für eine gleichberechtigte Teilhabe schaffen, Alltagsrassismus bekämpfen und rassistisch motivierter Gewalt entschlossen entgegentreten. Wir wollen den Menschen, die zu uns gekommen sind, die Chance geben, sich zu integrieren. Dazu braucht es deutlich mehr Kraftanstrengungen, um allen Menschen Zugang zum Spracherwerb, zu Bildung und einer Berufsausbildung zu geben. Wir müssen bei der Integration anpacken, statt weiter wichtige Entscheidungen auszusitzen. Wir brauchen endlich ein modernes Einwanderungsgesetz, welches Menschen ermöglicht, in unserem Land eine Perspektive zu finden. Ebenso braucht es ein eigenständiges Einwanderungs- und Integrationsministerium, um zukünftig eine Integrationspolitik aus einem Guss zu gestalten.

Mit welcher Partei können Sie sich eine Koalition vorstellen?
Uns Grünen geht es nicht ums Regieren der Macht willen. Wir wollen etwas in diesem Land verändern und voranbringen. Eine Koalition mit uns wird es nur geben, wenn wir wichtige Inhalte, die wir in unserem Zeh-Punkte-Plan zusammengestellt haben, durchsetzen können. Aus sächsischer Sicht sind mir besonders ein schneller Ausstieg aus der Braunkohle und eine echte Verkehrswende wichtig. Wenn unsere Kernvorhaben nicht umgesetzt werden können, dann werden wir weiterhin aus der Opposition für Veränderung und gesellschaftliche Mehrheiten kämpfen.

Vervollständigen Sie bitte den Satz: 2019 sollte es in Sachsen ...

... entscheidende Schritte beim Ausstieg aus der Braunkohle auch in Sachsen geben. In diesen Prozess wollen wir die Bevölkerung, die Beschäftigten und die Unternehmen in der Lausitz und im Südraum Leipzig eng einbinden.

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