Bundestagswahl 2017 | Direktkandidaten aus Sachsen Matthias Wagner (Bündnis 90/Die Grünen)

26. August 2017, 20:53 Uhr

Wahlkreis Mittelsachsen (161)

Allgemein

Alter: 48
Schulausbildung: Diplom-Physiker, Promotion in Materialwissenschaften
Beruf: Physiker, Abteilungsleiter Charakterisierungslabor bei SolarWorld Innovations GmbH
Familienstand: getrennt lebend
Wohnort: Freiberg

Politischer Werdegang:

  • seit 2012 Mitglied bei Bündnis 90/Die Grünen
  • seit 2015 Sprecher des Stadtverbands Freiberg

Privat

Was ist Ihre größte Stärke?
Projekte, sowohl im beruflichen als auch politischen Umfeld, gelingen nur im Team. Ich habe gelernt, Teams so zu leiten, dass sie effizient arbeiten und trotzdem dabei der Spaß nicht verloren geht.

Was ist Ihre größte Schwäche?
Wo andere bei jeder passenden und unpassenden Gelegenheit lauthals qualifizierte oder weniger qualifizierte Thesen aufstellen, versuche ich erst einmal nachzudenken und bin damit nicht immer der Erste, der wahrgenommen wird.

Welchem sächsischen und welchem nicht-sächsischen Sportverein drücken Sie die Daumen?
Natürlich dem BSC Freiberg, weil mein Sohn dort alle Jugendmannschaften im Fußball durchlaufen hat. Weil ich als Kind in München gelebt habe, leide ich mit dem TSV 1860 München mit, bin aber auch aus alter Verbundenheit Fan des FC Bayern.

Wo erholen Sie sich in Sachsen am liebsten?

  • auf dem Fahrrad kreuz und quer durch Mittelsachsen, wandernd in der Sächsischen Schweiz, beim Museumsbesuch in Chemnitz oder Dresden, bei den Filmnächten am Elbufer, ...

Welche drei Dinge würden Sie auf eine einsame Insel mitnehmen?

  • ein Solarmodul inclusive Batterie zum Antrieb von Radio, Beleuchtung und Kocher und genügend Literatur

Politisch

Warum haben Sie sich als Direktkandidat Ihrer Partei zur Verfügung gestellt?
Der menschengemachte Klimawandel bedroht unsere Lebensgrundlagen und die Zukunftsmöglichkeiten unserer Kinder und Enkel. Dabei stehen Sonne und Wind bereit, um die gesamte Menschheit mit ausreichend Energie zu versorgen. Diesen Wandel muss unsere Generation leisten. Dazu will ich beitragen.

Welche Reform bewundern Sie am meisten?
Das Erneuerbare-Energie-Gesetz war eine Meisterleistung, die einen Anstoß für fundamentale Veränderungen sowohl in Deutschland als auch weltweit geleistet hat. Leider wurde es von den schwarz-roten und schwarz-gelben Nachfolgeregierungen  so verbogen und verbeult, dass es jetzt wieder auf neue, tragfähige Füße gestellt werden muss.

Wenn Sie gewählt werden, was ist Ihr wichtigstes Ziel (für die kommende Legislaturperiode)?
Ein runderneuertes EEG (Erneuerbare-Energie-Gesetz), eine menschliche Gesellschaft, die sich wieder darauf besinnt, dass sich das "Abendland" insbesondere durch Toleranz gegenüber dem Einzelnen, gerade auch gegenüber Migranten, auszeichnet.

Was wollen Sie für Sachsen erreichen … 

… im Bereich Bildung
Bildung ist Ländersache, deshalb kann der Bundestag hier nur indirekt tätig werden. Durch eine Lockerung oder Abschaffung des "Kooperationsverbots", für die ich mich einsetze, bekäme der Bund die Möglichkeit, den Ländern und den Kommunen bei den Schulsanierungen massiv unter die Arme zu greifen und sie beim Aufbau von Ganztagsschulplätzen zu unterstützen. Damit würden auch in Sachsen mehr Gelder zu Verfügung gestellt, um unseren Kindern eine gute Lernumgebung zu schaffen. Ich bin auch für eine weitere Harmonisierung der Lerninhalte und Prüfungsleistungen zwischen den Bundesländern. Außerdem setze ich mich für eine finanzielle Gleichbehandlung von Freien Schulen ein.

Da gute Bildung schon bei den Kleinsten anfängt, brauchen wir verbindliche Qualitätsstandards für Kindertagesstätten. Nach der Einführung des Rechtsanspruches auf einen Betreuungsplatz ist es höchste Zeit für ein Kita-Qualitätsgesetz. Auch die Aus- und Weiterbildung der Erzieherinnen und Erzieher muss aus meiner Sicht verbessert, durch den Bund stärker gefördert und bei der Berechnung des Betreuungsschlüssels berücksichtigt werden.

… im Bereich Forschung und Entwicklung
Deutschlands wirtschaftliche Stärke beruht zu einem erheblichen Teil auf hervorragenden Leistungen seiner Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, Ingenieurinnen und Ingenieure. Wissenschaft und Forschung sind wichtige Ideengeber für viele Unternehmen. Wir brauchen sie insbesondere auch für die anstehenden Umbrüche, z. B. den Umstieg von Autos mit Verbrennungsmotoren auf emissionsfreie Mobilität. Gerade auch der bevorstehende Strukturwandel in der Lausitz, weg von der Braunkohle, kann nur gelingen, wenn durch Wissenschaft und Forschung neue innovative Arbeitsplätze entstehen. Dazu brauchen wir eine enge Verzahnung der Hochschulen mit der Wirtschaft in den Regionen.

Die Studienfinanzierung in Deutschland muss geändert werden. Es ist ein unhaltbarer Zustand, dass nur ein Viertel der Kinder aus Nicht-Akademiker-Familien studieren und damit ein enormes Potenzial für Wissenschaft und Forschung verschenkt wird. Deshalb fordern wir ein Zwei-Säulen-Modell in der Studienfinanzierung um hier mehr Gerechtigkeit zu schaffen.

… im Bereich Wirtschaft und Verkehr
Um der Wirtschaft in Deutschland eine gute Zukunft zu geben, braucht es eine ökologische Modernisierung unserer Industrie. Nur, wenn wir nachhaltig und ressourcenschonend wirtschaften, werden wir innovativ bleiben. Mit dem Ausstieg aus dem Verbrennungsmotor wollen wir beispielsweise die Automobilindustrie zukunftsfähig gestalten, um so die Arbeitsplätze zu sichern. Hier sehe ich gerade in Sachsen ein enormes Potenzial entsprechende Strukturen aufzubauen und den Wirtschaftsstandort in unserem Bundesland zu stärken.

Um eine umweltfreundliche und bezahlbare Mobilität zu gewährleisten, brauchen wir eine andere Verkehrspolitik. Ich will mich dafür einsetzen, dass die großen Städte in Sachsen wieder an den Fernverkehr angebunden werden. Damit die Nutzung öffentlicher Verkehrsangebote so einfach wie möglich ist, braucht es ein einfaches Tarifsystem. Ein grüner Mobilpass, bei dem man mit nur einem Ticket verschiedene öffentliche Verkehrsmittel über Verbundgrenzen hinweg nutzen kann, wird die Mobilität der Menschen in Sachsen deutlich verbessern.

Durch die neuen digitalen Medien ergeben sich auch ganz neue Chancen für die Mobilität im ländlichen Raum. Kommunen können Carsharing-Angebote fördern. Anruf-Taxis können vernetzt werden mit Bus und Bahn. An den Haltestellen stehen Fahrräder oder E-Bikes zur Verfügung. Hier möchte ich die Kreativität und Phantasie der Menschen vor Ort anregen und aufnehmen, um die jeweils beste Lösung zu finden.

… im Bereich Innere Sicherheit
Die Menschen in unserem Land müssen frei und sicher leben können. Wir brauchen nicht immer mehr Befugnisse für die Sicherheitsbehörden, damit diese unsere Daten erfassen und in unsere Privatsphäre eindringen können, sondern einen Rechtsstaat, der die Freiheit des Einzelnen wahrt und schützt.

Ich stehe dafür, dass wir eine gut ausgestattete und gut ausgebildete Polizei in Deutschland haben, die in der Lage ist auf die aktuellen Bedrohungen, zu denen auch und gerade in Sachsen der Rechtsterrorismus gehört, zu reagieren. Es braucht klare Zuständigkeiten und eine Kultur der Verantwortlichkeit zwischen den Sicherheitsbehörden, um die schweren Pannen, die den Terroranschlag in Berlin erst ermöglichten, zukünftig zu vermeiden.

Beim Kampf gegen den Terrorismus dürfen andere Kriminalitätsformen nicht vergessen werden. Aufgrund der hohen Zahl an Wohnungseinbrüchen in Sachsen ist es gerade hier einmal mehr notwendig, neben der gezielten polizeilichen Arbeit, die Prävention zu stärken und beispielsweise entsprechende Schutzmaßnahmen besser zu fördern.

Was ist die wichtigste Aufgabe beim Thema Zuwanderung?
Asyl für politisch Verfolgte ist ein Menschenrecht, das nicht angetastet werden darf, auch nicht durch Obergrenzen, die in der Realität nur durch Schusswaffengebrauch an unseren Grenzen durchgesetzt werden könnten. Es gibt aber auch Menschen, die zu uns kommen möchten, weil sie sich davon einfach ein besseres Leben erhoffen. Dieser Wunsch ist absolut verständlich und legitim. Deshalb braucht Deutschland endlich ein modernes Einwanderungsgesetz, mit dem diesen Menschen eine Perspektive geboten wird ohne dass gleichzeitig unser Land überfordert wird.

Wir müssen den Menschen, die bereits zu uns gekommen sind, die Chance geben, sich zu integrieren. Dazu braucht es deutlich mehr Kraftanstrengungen, um allen Menschen Zugang zum Spracherwerb, zu Bildung und einer Berufsausbildung zu geben. Wir müssen bei der Integration anpacken, statt weiter wichtige Entscheidungen auszusitzen.

Mit welcher Partei können Sie sich eine Koalition vorstellen?
Mir sind in erster Linie die politischen Ziele wichtig, wie ich sie oben dargestellt habe. Wir wollen etwas in diesem Land verändern und voranbringen. Eine Koalition wird es nur geben, wenn wir wichtige Inhalte, wie zum Beispiel einen schnellen Ausstieg aus der Braunkohle, eine nachhaltige Landwirtschaft und eine wirkliche Verkehrswende durchsetzen können. Je stärker die Grünen im nächsten Bundestag sind, desto größer ist die Chance, diese Ziele zu erreichen.

Wir Grünen haben in verschiedenen politischen Konstellationen in den Ländern gezeigt, dass Fortschritt möglich ist. Bei entsprechend positivem Verhandlungsergebnis sind deshalb prinzipiell Koalitionen mit allen Parteien außer der AfD denkbar.

Vervollständigen Sie bitte den Satz: 2019 sollte es in Sachsen ...

... eine Landesregierung mit grüner Beteiligung geben, die einen Fahrplan zum Ausstieg aus der Braunkohle beschließt, den Umweltschutz voranbringt und Mobilität für alle Menschen sowohl in den Städten als auch im ländlichen Raum gewährleistet.

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