Bundestagswahl 2017 | Direktkandidaten aus Sachsen Uta Strewe (SPD)

27. August 2017, 22:15 Uhr

Wahlkreis Bautzen I (156)

Allgemein

Alter: 45
Schulausbildung: Abitur, 1. und 2. Staatsexamen Lehramt, Promotion in Neuer und Neuester Geschichte
Beruf: selbständiger Verfahrensbeistand
Familienstand: verheiratet
Wohnort: Burkau

Politischer Werdegang:

  • 2001: Eintritt in die SPD
  • 2003-2007:OV-Vorsitzende Dresden-Neustadt, Ortsbeirätin Dresden-Neustadt
  • seit 2015 OV-Vorsitzende in Bischofswerda
  • seit 2010 stellv. Kreisvorsitzende KV Bautzen
  • seit Oktober 2016 Mitglied des Landesvorstands

Privat

Was ist Ihre größte Stärke?
Bei vier Kindern plus Mann, einer Katze mit zwei Jungen, einem Hund, Ziegen und Hühnern, Job und Wahlkampf ist diese Frage leicht: den Überblick zu behalten, konzentriert zuhören, Entscheidungen treffen. Ich bin gut organisiert, komme auch mit vielen Dingen gleichzeitig gut klar und lasse mich von Chaos und Hektik nicht aus der Ruhe bringen.

Was ist Ihre größte Schwäche?
Ich neige zum Perfektionismus.

Welchem sächsischen und welchem nicht-sächsischen Sportverein drücken Sie die Daumen?
Ich drücke dem SG Wasserball Dresden die Daumen. Hier ist mein Mann seit Jahren Torwart und ich erfreue mich jedes Mal an den Badekappen mit den lustigen Ohrenschützern. Daneben gehören meine Sympathien meinen Heimatvereinen SV Burkau und Bischofswerdaer FV 08. Nicht-sächsische Klubs können mich dagegen nicht vom Hocker reißen. Mein Herz gehört dem Breitensport, die ganze Familie engagiert sich in Sportvereinen. Die zunehmende Kommerzialisierung des Sports finde ich dagegen bedenklich, viel wichtiger sind der Erhalt und Ausbau von Turnhallen, Sportplätzen und Schwimmbädern – damit Jung und Alt aktiv bleiben, gemeinsam Spaß haben und nicht vor Computer, Handy und TV vereinsamen.

Wo erholen Sie sich in Sachsen am liebsten?

  • auf Radtouren durch die Oberlausitz, hier gibt es nicht nur wunderschöne Natur, sondern auch ein sehr gutes Radwegenetz. Außerdem singe ich im Kirchenchor, lasse mich von meinem Mann bekochen und arbeite gerne im Garten.

Welche drei Dinge würden Sie auf eine einsame Insel mitnehmen?

  • für einen Kurzaufenthalt: gar nichts, höchstens vielleicht ein gutes Buch
  • soll es dagegen länger dauern: wenigstens drei gute Bücher

Politisch

Warum haben Sie sich als Direktkandidat Ihrer Partei zur Verfügung gestellt?
Ich habe im Rahmen meiner Tätigkeit als Verfahrensbeistand mit über 1.500 Kindern und deren Eltern gesprochen und sie in ihrem Zuhause besucht und damit einen guten Einblick in die Lebenssituation von Familien erhalten. Diese Erfahrungen möchte ich in die Politik einbringen und mithelfen, dass Deutschland ein wirklich familienfreundliches und gerechtes Land wird. Aus meiner Sicht fehlen in der Politik Praktiker, die aus dem normalen Leben kommen, die mit mehr Professionalität und weniger Selbstdarstellung für ihre Ideale kämpfen - und genau das versuche ich zu verkörpern!

Welche Reform bewundern Sie am meisten?
Die Reformen, die ich wirklich bewundere, liegen schon etwas zurück, wirken aber bis in unsere Zeit: Da ist zum einen die Reform des Wahlgesetzes von 1918, die es in Deutschland erstmals möglich machte, dass Frauen wählen dürfen. Als SPD-Bundestagskandidatin macht es mich schon ein wenig stolz, dass es mit Marie Juchacz eine Sozialdemokratin war, die 1919 als erste Frau in einem deutschen Parlament eine Rede hielt. Eine weitere wichtige Reform ist das Verbot der Kinderarbeit. Von den ersten zaghaften Regeln zur Reduzierung der Kinderarbeit im Preußischen Regulativ von 1839 bis zum Verbot von Kinderarbeit in der Landwirtschaft 1960 war es ein weiter Weg und es brauchte viel Zeit der Erwachsenen, um einzusehen, dass Kinder das Recht auf Kindheit haben. Diese Reform ist umso mehr zu bewundern, als dass Kinder noch in vielen Teilen der Welt fester Bestandteil des Wirtschaftsprozesses sind und es noch viel Zeit und Engagement braucht, um allen Menschen auf der Welt zu zeigen, dass eine glückliche Kindheit Kinder später zu glücklicheren Menschen macht.

Wenn Sie gewählt werden, was ist Ihr wichtigstes Ziel (für die kommende Legislaturperiode)?
Die Situation von Familien verbessern!

  • darunter die Vereinbarkeit von Familie und Beruf, besonders natürlich für Frauen, d.h. Rückkehr in die Vollzeittätigkeit, Abschaffung der sachgrundlosen Befristung von Arbeitsverhältnissen, Einführung der Familienarbeitszeit
  • weniger Steuern für Familien, dafür höhere Steuern für Superreiche
  • der respekt- und würdevolle Umgang mit den Älteren in der Familie, so dass genug Zeit und auch Geld da ist, um sich um die Pflege der alten Menschen zu kümmern
  • die gesellschaftliche Teilhabe von sozial Schwächeren, so dass die Teilnahme an Klassenfahrten oder der Besuch von Schwimmbad und kulturellen Einrichtungen nicht vom Geldbeutel der Eltern abhängt und alle die gleichen Chancen erhalten
  • Perspektiven für Familien, also die Voraussetzungen, dass Familien hier in der Region gut leben können, indem die Arbeitsplätze vorhanden sind, um Geld zu verdienen, indem die Infrastruktur stimmt, d.h. Straßen, Bahnanbindungen, Schulbusse für die Kinder, indem vielfältige Angebote der Freizeitgestaltung verfügbar sind, Sportplätze, Schwimmhallen, Bibliotheken
  • und dass alle Familien die gleichen Chancen haben und gleich respektvoll behandelt werden, ob sie nun hier geboren sind oder zugewandert sind, ob gemeinsam- oder alleinerziehend, ob Klein- oder Großfamilie.


Geht es den Familien gut, geht es auch unserem Land gut.

Was wollen Sie für Sachsen erreichen…

... im Bereich Bildung
Die jüngsten Schlagzeilen bezüglich der fehlerhaften Abiturprüfungen in Brandenburg und auch bei uns zeigen, woran wir arbeiten müssen: Auch wenn Bildung Ländersache ist, muss es bestimmte Rahmenbedingungen geben, die bundesweit Standard sind. Bei den Kitas und Schulen gibt es ungeheuren Investitionsbedarf und der Bund muss den Ländern Geld an die Hand geben, um diese Investitionen zu stemmen. Viele Kommunen haben leere Kassen aber steigende Kinderzahlen. Denen müssen wir unter die Arme greifen. Und es braucht natürlich dann auch das Personal dafür. In Sachsen sieht man besonders deutlich, was schief gelaufen ist. Jahrelang hat die CDU gegen alle Bedenken – vor allem auch aus meiner Partei – das Bildungssystem kaputtgespart. Neue Lehrer müssen ausgebildet und eingestellt werden, Quereinsteiger müssen besser qualifiziert und auf den Schuldienst vorbereitet werden.

Ganz persönlich ist mir zudem wichtig, dass alle Kinder die gleichen Bildungschancen bekommen. Die OECD kritisiert, dass es Kinder aus armen Familien oft schwerer haben, auf das Gymnasium und eine Universität zu kommen. Das akzeptiere ich nicht und will dafür kämpfen, dass sich das ändert. Jedes Kind braucht die gleichen Chancen, das fängt bei kostenlosen Kita-Plätzen an, geht über eine Mahlzeit in der Schule und hört beim kostenlosen Studium auf.

... im Bereich Forschung und Entwicklung
Sachsen ist seit jeher ein Land der Erfinder und ein wichtiger Forschungsstandort. Hier läuft eigentlich vieles sehr gut. Dabei sehe ich nur in einem Punkt größeren Nachholbedarf: Die Spitzenforschung darf nicht auf die großen Städte reduziert werden. Gerade auch öffentlich finanzierte Forschung kann ein Motor für die ländlichen Regionen sein. Wir müssen zudem noch besser dafür sorgen, dass renommierte Forscher optimale Rahmenbedingungen bei uns vorfinden. Da gilt es nicht nur, die Forschungseinrichtungen finanziell gut auszustatten, sondern auch das Umfeld attraktiv zu gestalten. Bezahlbarer Wohnraum gehört da ebenso dazu wie Kinderbetreuung und Freizeitangebote. Gerade weil einige Verirrte rund um Pegida alles daran setzen, den Ruf Sachsens zu schädigen: Wir müssen für den Standort Sachsen werben und uns mit unserer Heimat identifizieren. Und das fällt ja auch nicht schwer, weil wir optimale Voraussetzungen haben. Ich komme gerne von der wunderschönen Lausitz ins Schwärmen und werde das auch in Berlin und international weiter tun.

... im Bereich Wirtschaft und Verkehr
Die SPD wird im Falle einer Regierungsbeteiligung, gemäß ihres in Dortmund beschlossenen Regierungsprogramms, ein großes Investitionspaket für Wirtschaft und Verkehr umsetzen. Diese Gelder müssen dorthin geleitet werden, wo wir sie am dringendsten benötigen. Im Westen sind dies z.B. Regionen wie das Ruhrgebiet, bei uns ist dies die Lausitz. Ich selbst arbeite schon mit Freunden aus Wirtschaft und Politik an Konzepten. Fakt ist: Ein Strukturwandel ohne Geld funktioniert nicht. Wir müssen mehrere Dinge gleichzeitig hinbekommen: Die Kumpel in der Braunkohle und deren Familien brauchen Arbeitsplatzsicherheit, gleichzeitig darf der Strukturwandel nicht verschlafen werden, neue Industrien, Handwerk und Dienstleistungen (aber auch Forschungseinrichtungen) müssen etabliert werden, Tagebaue sind zu renaturieren, Nachfolgekonzepte zu entwickeln.

Gleichzeitig muss unsere Verkehrsinfrastruktur besser ausgebaut werden. Fehlende Abschnitte von Schnellstraßen sind fertigzustellen und die A4 muss entlastet werden. Dazu muss die Schiene für den Güterverkehr wieder attraktiver werden und es müssen nötigenfalls weitere Verkehrsachsen für den Verkehr zwischen West und Ost etabliert werden. Ich befürworte zudem umfassende Überholverbote für LKW. Das Allerwichtigste aber ist: Wir benötigen eine bessere Organisation des Öffentlichen Personennahverkehrs, damit das Bahnhofssterben gestoppt und Familien mit Kindern, Senioren und Menschen mit einem Handicap, aber auch alle anderen, die das Auto einfach mal stehen lassen wollen, auch im ländlichen Raum eine Chance auf Mobilität haben.

... im Bereich Innere Sicherheit
Bevor 2007 der Schengen-Raum für mehrere osteuropäische Staaten geöffnet wurde, gab es viele Warnungen von Bürgern und auch Bürgermeistern der Grenzregion, dass damit die Grenzkriminalität zunehmen würde. Regelmäßig haben dann die CDU-Innenminister diese Bedenken beiseite gewischt und beteuert, man werde schon genug tun, um die Sicherheit gerade in dieser Region zu verbessern. Doch das Gegenteil wurde getan. Mit der Polizeireform "Polizei.Sachsen.2020" wollte Innenminister Ulbig über 2.000 Stellen bei der Polizei streichen, dazu 31 Polizeireviere schließen. Erst mit der Koalition mit der SPD wurde dieser Stellenabbau und das Zusammenstreichen der Reviere gestoppt. Man stockt jetzt sogar wieder auf. In Dortmund hat die SPD beschlossen, 15.000 neue Stellen bei der Polizei zu schaffen. Ich möchte, dass davon 1.000 bis 2.000 neue Stellen in Sachsen eingerichtet werden.

Und wir brauchen Aufmerksamkeit und Ehrlichkeit im Umgang mit Kriminellen. Das gilt insbesondere für den beängstigenden Anstieg rechtsextremistischer Gewalt, aber auch für das Thema Zuwanderer und Kriminalität. Während manche jede Diskussion darüber abwürgen und eine kritische Betrachtung dazu als Ausländerhass missdeuten, versuchen andere durch übertriebene Zuspitzung und polemische Überzeichnung der Situation Stimmung gegen Ausländer zu machen. Beides halte ich für falsch. Fakt ist und Innenminister Ulbig hat die Zahlen ja selbst genannt: fast 40% aller von Zuwanderern in Sachsen begangenen Straftaten gehen auf das Konto von 685 Intensivtätern. Von denen wurden bisher 26 abgeschoben, 77 sitzen hinter Gittern und nach 38 wird gefahndet. Hier muss endlich angesetzt werden. Eine winzig kleine Gruppe von Ausländern zieht den Ruf aller in den Schmutz und bietet einen Nährboden für rechte Stimmungsmache. Diese Intensivtäter müssen wir abschieben und, wo dies aus rechtlichen Gründen nicht geht, hinter Schloss und Riegel bringen.

Am Wichtigsten aber ist die Kriminalprävention. Wir leben in einer Zeit zunehmender Radikalisierung und Gewaltbereitschaft bei politischen und religiösen Fanatikern. Hier hat die SPD schon jetzt in der Bundesregierung weitere Mittel für die Präventionsarbeit bereitgestellt. In der Zukunft werden wir aber noch weitaus mehr Gelder in die Präventions- und Demokratieprogramme stecken. Ich selbst habe mit der Lucie-Strewe-Stiftung eine Familienstiftung gegründet, die sich für Demokratieerziehung und gegen jede Form von Diskriminierung und Gewalt stark macht. Wir leben am sichersten, wenn wir rücksichtsvoll miteinander umgehen, respektvoll aufeinander achten und deutliche Zeichen setzen, wenn Entwicklungen in die falsche Richtung gehen. Wegducken und Verharmlosen hilft nicht.

Was ist die wichtigste Aufgabe beim Thema Zuwanderung?
Die wichtigste Aufgabe ist die Entideologisierung der öffentlichen Debatte. Ich habe den Eindruck, hier geht es häufig mehr um Gefühle als um Vernunft. Was wir daher brauchen, ist die Schaffung eines für jedermann verständlichen rechtlichen Rahmens und eine geordnete wie konsequente Durchführung der Gesetze. Dafür tritt die SPD ein.

In Dortmund wurde beschlossen, endlich ein Einwanderungsgesetz auf den Weg zu bringen, das einen geordneten Rahmen für die Einwanderung außerhalb von Flucht und Asyl setzt. Flucht und Asyl haben aber zunächst nichts mit Zuwanderung zu tun, sondern mit der Schaffung eines sicheren Hafens, bis die Gefahr im Heimatland der Geflüchteten gebannt ist. Das Thema der Integration stellt sich dort nicht, wo der Aufenthalt nur von kurzer Dauer ist und Asylverfahren schnell abgeschlossen werden. Daher müssen Asylverfahren viel schneller und qualitativ auf höchstem rechtsstaatlichen Niveau durchgeführt werden. Umgekehrt haben anerkannte Geflüchtete, die an der Rückkehr in ihre Heimat auf nicht absehbare Zeit gehindert sind, Anspruch auf Integration. Und wir haben einen Anspruch darauf, dass sie unsere Lebensweise respektieren und anerkennen. Dafür bedarf es keiner schillernden Begriffe wie dem der "Deutschen Leitkultur". Wir haben ein Grundgesetz und eine Sächsische Verfassung. Wer die darin enthaltenen Grundwerte verinnerlicht hat, passt gut in unsere Sächsische Heimat, gleich ob Deutscher oder Ausländer.

Mit welcher Partei können Sie sich eine Koalition vorstellen?
Ich kann mir mit jeder Partei eine Koalition vorstellen, die auf dem Boden unserer freiheitlich-demokratischen Grundordnung steht. Daher ist eine Koalition mit der AfD ausgeschlossen. Sie sieht die Demokratie lediglich als Mittel zur Machterreichung, um die Demokratie danach so schnell wie möglich abzuschaffen. Bei der Linken bin ich hin- und hergerissen. Sie verfügt über einige gute Leute, die gute Regierungsarbeit auf Landesebene machen, aber eben auch über viele, die wie einst Trump, aus der NATO austreten wollen oder der DDR nachweinen. Mein größter Wunsch ist daher: Eine von der SPD geführte Regierung mit Grünen und/oder FDP und/oder Union als Juniorpartner.

Vervollständigen Sie bitte den Satz: 2019 sollte es in Sachsen ...

... mit Martin Dulig den ersten sächsischen SPD-Ministerpräsidenten geben, denn Martin Dulig ist ein junger, dynamischer SPD-Vorsitzender, der viele gute Ideen hat, um das Land voranzubringen.

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