Bundestagswahl 2017 | Spitzenkandidaten aus Sachsen Der Berechenbare: Torsten Herbst

(FDP)

22. September 2017, 18:31 Uhr



  • geboren am 23. August 1973 in Dresden


  • erlernter Beruf: Diplomkaufmann


  • Familienstand: ledig


  • Wohnort: Dresden

"Sie haben mit mir jemand, für den der Dienst für die eigene Partei immer wichtiger ist als die eigene Eitelkeit", rief Torsten Herbst im März den Delegierten der Landeswahlversammlung in Mittweida zu. Der Beifall fiel mehr als nur höflich aus - und der 44-Jährige setzte sich als Spitzenkandidat gegen zwei Konkurrenten durch. Das war durchaus nicht selbstverständlich, denn Herbst ist seit langem ein enger Vertrauter von Landesparteichef Holger Zastrow, der nach dem Ausscheiden der FDP aus dem Bundestag (2013) und Landtag (2014) erheblich unter Druck geraten war. Nicht wenige in der Partei forderten einen Neubeginn an der Spitze. Herbst erwies sich als idealer Kompromiss-Kandidat, um den sächsischen Liberalen eine Zerreissprobe zu ersparen - ein Zastrow-Mann, der mit allen FDP-Lagern kann. Das hat er seit 2005 immer wieder bewiesen: Als Generalsekretär befriedet der zurückhaltende Herbst innerparteiliche Spannungen, tritt nach außen verbindlich auf und gleicht so die lauten, manchmal populistischen Töne von Parteichef Zastrow aus.

Dabei kommt ihm eine lange politische Erfahrung zugute. Als Schüler ging der Dresdner 1989 zu Montagsdemos und las dann, erinnert er sich, in der Zeitung eine Anzeige: "Der erste unabhängige Jugendverband soll gegründet werden. Kommt vorbei!" Herbst kam und blieb - 1997 wurde er zum Landesvorsitzender der jungen Liberalen gewählt, zwei Jahre später folgte der Aufstieg zum stellvertretenden Vorsitzenden der sächsischen FDP. Von 2004 bis 2014 vertrat Herbst seine Partei im sächsischen Landtag - in der Opposition bis 2009 war er für Bildung zuständig. In den Jahren der CDU-FDP-Koalition (2009-2014) kümmerte er sich vor allem um Wirtschaft und Verkehr. Was den Liberalen, die auch den zuständigen Minister stellten, damals nicht gelang, will er nun im Bundestag endlich durchsetzen: Bessere Bahnverbindungen für Sachsen, vor allem die Elektrifizierung der Strecken Leipzig-Chemnitz und Dresden-Görlitz.

Als reiner Berufspolitiker hat sich Herbst nie verstanden. Seit seinem Studium in Dresden, Liverpool und Birmingham arbeitet der Diplom-Kaufmann im PR-Bereich, legte auch während seiner Zeit als Landtagsabgeordneter keine Pause ein. Ende der 90er Jahre holte ihn Parteichef Holger Zastrow in seine Dresdner Werbefirma, wo Herbst bis heute Startups, aber auch börsennotierte Unternehmen in strategischer Kommunikation berät.

Wirtschaft ist nicht nur das berufliche, sondern zugleich das politische Lieblingsthema von Torsten Herbst. Neben den Standardforderungen der FDP - weniger Gängelung für Selbständige, Einwanderungsregelungen nach dem Leistungsprinzip - hat er ganz eigene Vorstellungen: Er schlägt vor, Estland als Vorbild zu nehmen. Das baltische Land hat seine Verwaltung digitalisiert, so dass Bürger und Unternehmer ihre "Behördengänge" am Computer erledigen können. Außerdem fordert Herbst, in Sachsen und ganz Deutschland endlich flächendeckend schnelles Internet zu schaffen und die "Funklöcher" vor allem entlang von Straßen und Bahntrassen zügig zu schließen.

Privat ist der Hobbysegler vor allem auf den Tagebauseen in der Lausitz unterwegs. Ab Herbst hat er vielleicht auch öfter Gelegenheit, die Gewässer um Berlin zu erkunden. Angesichts der stabilen Umfragewerte für die FDP scheint ihm als Spitzenkandidat der sächsischen Landesliste ein Platz im Bundestag so gut wie sicher. Herbst tritt außerdem als Direktbewerber im Wahlkreis Bautzen 1 an.

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