Drei Bundestagsabgeordnete fordern Mehr Deutsch in der Wissenschaft

11. August 2017, 11:53 Uhr

In der Wissenschaft und auf internationalen Kongressen ist die Standardsprache oft Englisch – eigentlich ziemlich logisch, wenn Menschen aus verschiedenen Nationen zusammenarbeiten. Nun haben sich aber drei Bundestagsabgeordnete zusammengetan und setzen sich für Deutsch als Standardsprache ein. Dazu haben sie unter anderem einen Brief an Angela Merkel geschrieben.

Manche Gemeinsamkeiten entdeckt man eher nebenbei. Eigentlich saßen Gunter Krichbaum von der CDU, Axel Schäfer von der SPD und Johannes Singhammer von der CSU in einer gemeinsamen Sitzung. In der Pause reden sie über das Thema Deutsche Sprache und stellen schnell fest, dass sie sich in vielen Punkten einig sind. Alle wollen sie die eigene Sprache wieder stärken, erzählt Axel Schäfer.

Da wir alle drei herausgehobene Funktionen haben und der Meinung waren, es wäre gut, wenn wir das mal jetzt aufgreifen und dann ja – einer macht den Entwurf und dann gucken wir es uns an und schauen, wie wir uns verständigen können.

Axel Schäfer

Das Ergebnis dieser "Verständigung": Sie schreiben gemeinsam einen Brief an Bundeskanzlerin Angela Merkel und fordern mehr Deutsch in der Wissenschaft. Ihr Hauptargument: die Deutsche Sprache sei ein wichtiges Instrument für Integration und kulturelle Identifikation. Sie fordern unter anderem, dass Forschungsergebnisse, die mit Bundesgeldern gefördert werden, immer auch in deutscher Sprache veröffentlicht werden müssen. Und dass in Deutschland stattfindende Tagungen nur noch dann finanziell unterstützt werden, wenn Deutsch zumindest eine der Konferenzsprachen ist.

Einfach um deutlich zu machen, dass das die Sprache hier in unserem Land ist und dass das für uns sowohl kulturell als auch vom Selbstverständnis her wichtig ist.

Axel Schäfer

Doch was wichtig ist, ist ja bekanntlich Ansichtssache. Hans Wiesmeth von der sächsischen Akademie der Wissenschaften kann die Motivation von Schäfer und Co. nicht nachvollziehen.

Wem würde das nützen, wenn man … die Forschungsergebnisse dann noch ins Deutsche übersetzen müsste? Die Wissenschaftler, die es interessiert, die können alle Englisch und insofern sind das nur zusätzliche Kosten, die wieder beim Forscher hängen bleiben.

Hans Wiesmeth

Wiesmeth verweist darauf, dass es viele, vor allem praxisnahe, Forschungsbereiche gibt, oder Untersuchungen mit regionalem Bezug, die durchaus auf Deutsch publiziert werden. Das jedoch flächendeckend einzufordern, hält er für unnötig. Ähnlich sieht es auch Sachsen-Anhalts Wissenschaftsminister Armin Willingmann.

Es generell zu diktieren, zu obstruieren, das würde in manchen Disziplinen einfach zu einer Kuriosität führen, wenn man mühselig in Deutsch abhielte, obwohl die internationale Fachsprache längst Englisch ist – wir müssen da auch ein bisschen aufpassen, dass wir uns im internationalen Geleitzug der Wissenschaft bewegen.

Armin Willingmann

Axel Schäfer möchte sich trotzdem weiter für eine Stärkung der Deutschen Sprache in der Wissenschaft einsetzen – wenn er im September wieder in den Bundestag gewählt wird.

Über dieses Thema berichtet MDR AKTUELL: im Radio | 11.08.2017 | 06:40 Uhr