Forschung Impfstoff Astrazeneca - Wirksamkeit nach erster Dosis belegt

31. März 2021, 16:30 Uhr

In Südafrika bremste die mutierte Virusvariante B.1.351 den Impfstoff von Astrazeneca aus, in Deutschland sorgte das Höchstalter für den Impfstoff bis 65 für Verunsicherung. Eine schottische Studie zeigt jetzt: Der Impfstoff wirkt und zwar schon nach der ersten Dosis.

Update 31.03.2021: Astrazeneca-Impfstoff nur noch für Menschen über 60 Jahren

Nach dem erneuen Auftreten seltener, aber lebensgefährlicher Thrombosen wird der Astrazeneca-Impfstoff in Deutschland nur noch an über 60-Jährige verbreicht. In der Gruppe der unter 60-Jährigen scheint die Impfung mit AZD1222 in einem von 50.000 Fällen zu Thrombosen zu führen, die mitunter lebensgefährlich sein können. In Deutschland passte die Ständige Impfkommission ihre Empfehlung daher an. Hier soll Astrazeneca nun nur noch für Personen über 60 Jahre verwendet werden. Der Impfstoff soll an Hausärzte geliefert und von diesen verimpft werden.

Die Europäische Arzneimittelagentur EMA hatte den Corona-Impfstoff von Astrazeneca vor einigen Wochen als sicher eingestuft und sieht auch weiterhin kein altersspezifisches Risiko, wie es in einer heute (31.03.) veröffentlichten Mitteilung heißt. Die Vorteile beim Schutz vor Covid-19 seien wesentlich größer als die Risiken, hieß es. Es werde empfohlen, vor möglichen seltenen Blutgerinnseln in Hirnvenen zu warnen. Das sollte im Beipackzettel bei den Nebenwirkungen aufgenommen werden.

Update 04.03.2021: Astrazeneca auch für Menschen über 65

Die Ständige Impfkommission (Stiko) hat ihre frühere Einschätzung zum Impfstoff Astrazeneca mit Blick auf neue Erkenntnisse aus Studien aktualisiert. Das Gremium am Robert Koch-Institut (RKI) teilte am Donnerstag trotz eines noch vorgeschriebenen Stellungnahmeverfahrens vorab mit, die Impfung mit dem Impfstoff für alle Altersgruppen zu empfehlen, entsprechend der Zulassung. Das sei am Mittwoch beschlossen worden. An der Situation, dass es für Kinder und Jugendliche bisher keine zugelassenen Corona-Impfstoffe gibt, ändert sich dadurch nichts.

Jede Menge Schlagzeilen und Diskussionen über den britisch-schwedischen Corona-Impfstoff Astrazeneca sorgten in den vergangenen Wochen für Verunsicherung. "Impfstoff zweiter Klasse" hieß es oft, die Wirksamkeit wurde angezweifelt, für Irritation sorgte die Empfehlung, den Wirkstoff nur an Menschen unter 65 Jahren zu verimpfen. Und in Südafrika gab es sogar einen Impfstopp für Astrazeneca, als sich zeigte, dass der Stoff nicht gegen die dortige Virus-Variante B1.351 schützt.

Corona-Impfung: Wirksamkeit nach erster Dosis belegt

Jetzt gibt es eine erste Studie, die sich die Wirksamkeit nach der ersten Astrazeneca-Impfdosis angeschaut hat. Gemacht wurde das in Schottland und zwar von der schottischen Gesundheitsbehörde. Hier zeigte sich, nachdem 490.000 Menschen den Astrazeneca-Impfstoff bekommen hatten bzw. 650.000 Menschen den Impfstoff von Biontech/Pfizer: Das Risiko einer schweren Covid-19-Erkrankung war nach der Astrazeneca-Impfung um 94 Prozent niedriger, bei einer Impfung mit dem Stoff von Biontech/Pfizer waren es 85 Prozent. Der Studie zufolge sei schon nach der ersten Dosis die Zahl der Einweisungen mit schweren Covid-19-Symptomen gesunken. Gesundheitsdaten wurden im Zeitraum 8. Dezember 2020 bis 15. Februar 2021 bis jeweils 42 Tage nach der Impfung erhoben und der Gesundheitszustand in regelmäßigen Intervallen abgefragt.

Vermutlich wird die Studie die Debatte um die Notwendigkeit der zweiten Impfdosis befeuern, jedenfalls in Schottland, wenn die zweite Dosis stattdessen für Menschen verwendet würde, die bisher noch gar keine Impfung erhalten haben. Die Studie der schottischen Gesundheitsbehörde lesen Sie hier als pdf. Eine unabhängige Prüfung der Studie steht aber noch aus.

Bedingt zugelassen: Vakzin des US-Pharma-Konzerns Johnson & Johnson

Update 01.03: Der Impfstoff Janssen Ad26.COV2.S der Firma Johnson & Johnson darf in den USA genutzt werden, die US-Gesundheitsbehörde hat eine entsprechende Notfallzulassung erteilt. In den USA ist es nun der dritte Impfstoff. Ob Janssen Ad26.COV2.S auch in Europa zugelassen werden kann, entscheidet die EU Mitte März.

Dass eine einfache Impfdosis wirken kann, zeigen auch diese Zahlen aus den USA. Dem Impfwirkstoff des US-Pharmakonzerns Johnson & Johnson (Janssen Ad26.COV2.S) ist von der US-Arzneimittelbehörde (Food and Drug Administration/FDA) eine sehr hohe Wirksamkeit bescheinigt worden. Die Impfung verhindere zu 85,9 Prozent schwere Covid-19-Erkrankungen und moderate Symptome zu 66 Prozent, heißt es auf der Homepage des Unternehmens, und zwar durch eine einzige Impfdosis. In Sachen Aufbewahrung ist der Impfstoff einfacher zu managen – er braucht zur Lagerung gewöhnliche Kühlschrank-Kälte.

Das von der FDA selbst veröffentlichte Dokument (hier als pdf in englischer Sprache) enthält weitere Einzelheiten zu den Daten, die Janssen, der pharmazeutische Bereich von Johnson & Johnson, an die Behörde übermittelt hat. Nach den vorliegenden Daten zeigte sich laut FDA bei Studienteilnehmern in den USA, Brasilien und Südafrika eine ähnlich hohe Wirkung gegen schwere Verläufe. Der Gesamtschutz war jedoch in Südafrika und Brasilien, wo andere Mutationen dominieren, geringer. Aussagen zur Wirkung bei der britischen Mutation gibt es nicht. Die FDA will nach einem Bericht der BBC noch in dieser Woche entscheiden, ob der Impfstoff in den USA zugelassen werden soll. In diesem Fall könnten in den USA bis zum Sommer 100 Millionen Dosen geliefert werden.

(lfw, gp)

1 Kommentar

nasowasaberauch am 01.03.2021

Wo ist die deutsche Frau Bingham, eine Frau vom Fach, bestens vernetzt, informiert und risikofreudig. Diese Frau leitet die britische Impfstrategie, lehnte wegen zu befürchtender Trägheit das EU Impfprogramm ab und rettet damit Boris Johnons Kopf. Wenn ich an unseren Sonderbeauftragten, Herrn Krupp, denke, dann hege ich Zweifel an dessen Kompetenz und was soll er auch noch ändern. Die Messen wurden im Juli 2020 gelesen. Einmal mit Profis arbeiten, ein alter Spruch und immer noch gültig.