Collage: Ein Bauer mit Sense und Regenschirm schaut auf den Kalender
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Wetterphänomene Ist der Siebenschläfer nass, regnet's ohne Unterlass

Wie am Siebenschläfertag bleibt das Wetter für ganze sieben Wochen - so besagt es die Bauernregel. Das hat weder etwas mit dem Tier noch mit der Heiligenlegende zu tun, der an diesem Tag gedacht wird, sondern mit einem Wetterphänomen: Denn der Zeitraum um und besondes nach dem Siebenschläfertag gilt als wetterbestimmend. Es handelt sich dabei um eine meteorologische Singularität. Ist also etwas dran, an der alten Bauernregel?

Für Menschen, die den Bauernregeln aus dem "Hundertjährigen Kalender" Glauben schenken, wird es am 27. Juni spannend: Regen oder Sonne - wie wird das Wetter? Denn so wie an diesem Tag, bleibt es sieben lange Wochen. So heißt es ja auch: Scheint am Siebenschläfer Sonne, gibt es sieben Wochen Wonne. Doch ganz so einfach ist es natürlich nicht.

Zunächst ist da das Problem mit dem Kalender: Aufgrund der gregorianischen Kalenderreform ist der ursprüngliche Siebenschläfertag eigentlich etwa zehn Tage später - also am 7. Juli. Doch wie das Wetter in diesem Zeitraum ist, lässt durchaus Rückschlüsse auf den restlichen Sommer zu - zumindest aus statistischer Sicht.

Der Jetstream ist Schuld

Der Zeitraum um und besonders nach dem Siebenschläfertag gilt in der Meteorologie als eine sogenannte Singularität - also eine Wetterlage, die mit hoher Wahrscheinlichkeit zu bestimmten Zeiten im Jahr auftreten kann, aber eine deutliche Abweichung vom üblichen Wetterverlauf darstellt. So haben statistische Analysen gezeigt, dass die Bauernregel für die erste Juliwoche tatsächlich oft zutrifft: Nach Angaben des Deutschen Wetterdienstes liegt die Eintrittswahrscheinlichkeit zwischen 55 und 70 Prozent.

Die Erklärung für dieses Phänomen liefert der sogenannte Jetstream. Dieser Starkwind in großer Höhe sorgt dafür, dass sich die Großwetterlage in der Zeit um den Siebenschläfertag für einige Zeit stabilisiert. Üblicherweise hält der Charakter dieses Wetters in den folgenden Wochen an. Wenn der Jetstream relativ südlich über den Ostatlantik und Europa zieht, führt das dem Deutschen Wetterdienst zufolge dazu, dass übernormal lange feuchte und als eher kühl empfundene Luftmassen vom Atlantik nach Mitteleuropa ziehen. Im Gegensatz dazu sorge ein eher nördlich verlaufender Jetstream dafür, dass sich ein Keil des Azorenhoches nach Mitteleuropa ausdehnen kann, was für einen warmen Sommer sorge. Einzige Ausnahme: Für Norddeutschland mit seinem maritimen Klima gilt der Effekt nicht.

Warum eigentlich Siebenschläfer?

Der Siebenschläfertag ist eigentlich ein Gedenktag für die sieben Schläfer von Ephesus. Ihre Heiligenlegende besagt, dass die sieben frommen Jünglinge im Jahr 251 nach Christi Geburt aus ihrer Heimatstadt Ephesus (Türkei) fliehen müssen. Die Häscher des Kaisers Decius verfolgen sie, weil sie Christen sind. In einer nahe gelegenen Höhle verstecken sich die Kinder, doch ihre Verfolger finden ihr Versteck und mauern sie in der Höhle ein. Erst 195 Jahre später – am 27. Juni 446 – werden sie durch einen Zufall wieder entdeckt. Das Wunder: Sie sollen 195 Jahre lang geschlafen haben. Nach ihrer Wiederentdeckung wachen sie auf, um ihren Glauben an die Auferstehung zu bekennen und starben bald danach.

Über dieses Thema berichtet MDR SACHSEN: im Radio | 27.06.2023 | 14:10 Uhr