1956 - Gründung der Nationalen Volksarmee Die NVA - Was in den Köpfen bleibt

23. Februar 2016, 11:39 Uhr

Ein Kleindarsteller in NVA-Uniform läuft durch das Dresdner Stadtzentrum – im Jahr 2016, 60 Jahre nach Gründung der Nationalen Volksarmee. Ziel der Szenerie ist es, herauszufinden, was diese Armee bei den Menschen hinterlassen hat. An was erinnern sie sich noch und was sagt ein Militärhistoriker über das Verhältnis der Ostdeutschen zur NVA?

Rüdiger Wenzke beschäftigt sich seit 1981 mit Militärgeschichte. Er hat Bücher über die NVA geschrieben und dabei nicht nur beobachtet, wie sich die Armee an sich verändert hat, sondern auch ihre Wahrnehmung in der Bevölkerung.

Sehen die Menschen die NVA im Rückblick tatsächlich zum Großteil entspannt? An was erinnern sich ehemalige NVA-Soldaten und wie blicken Außenstehende heute auf die DDR-Armee?

In der Dresdner Innenstadt wagen wir mit einem Kleindarsteller in NVA-Uniform ein Experiment. Einige Passanten kommen durch die unverhoffte Situation dazu, über ihre Erfahrungen zu sprechen.

Keine Meinung zur NVA - das gibt es bei ehemaligen DDR-Bürgern selten. Denn auch wenn der Dienst in der Armee in den 1950er-Jahren zunächst "freiwillig" war, konnten die Männer schon damals nicht einfach "nein" sagen. Mit Gründung der Nationalen Volksarmee 1956 existierte in der DDR zwar noch keine Wehrpflicht - auch, weil der Staat sich deutlich von der Bundesrepublik abgrenzen wollte, die die Wehrpflicht bereits 1956 einführe - aber die Männer im wehrpflichtigen Alter wurden gezielt angesprochen und teilweise erheblich unter Druck gesetzt, wenn sie den Dienst an der Waffe ablehnten.

1962 gab die DDR die "Freiwilligkeit" auf und führte die Wehrpflicht ein. Hinzu kam, dass schon Kinder und Jugendliche mit der Armee konfrontiert wurden. Die Wehrerziehung setzte früh an und umfasste seit 1987 auch den verpflichtenden Wehrunterricht für Schüler der neunten und zehnten Klassen. So war das Militär für jeden präsent.

Wie heute mit dieser Geschichte umgegangen wird und an was sich die Menschen erinnern, bestimmen natürlich ihre individuellen Erfahrungen. Oft sind jedoch die Erinnerungen trotz des Zwangs recht entspannt, wie der Historiker Rüdiger Wenzke erfahren hat.

Über Dr. Rüdiger Wenzke: Der promovierte Historiker beschäftigt sich seit 1981 mit Militärgeschichte. Seit Ende 2014 ist er Leiter des Forschungsbereiches "Militärgeschichte nach 1945" des Zentrums für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr. Er hat mehrere Bücher zur Thematik veröffentlicht.

Buchtipp: „Nationale Volksarmee – Die Geschichte“. Autor: Rüdiger Wenzke. München 2014.