Filmrollen / Dosen total
Eingelagerte Filmrollen: 1992 wurde die DEFA von der Treuhand verkauft. 700 Spielfilme, 750 Animationsfilme sowie 2.250 Dokumentar- und Kurzfilme sind seit dem Filmgeschichte. Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Verkauf der DEFA: Ausverkauf der sozialistischen Traumfabrik

11. Mai 2021, 13:56 Uhr

Am 19. Mai 1992 gab die Treuhand bekannt: Die Deutsche Film-Aktiengesellschaft wird verkauft. Damit ging die mehr als 40-jährige Geschichte der DEFA zu Ende. Was bleibt, ist Filmgeschichte.

Aus DEFA wird Babelsberg

Volker Schlöndorff
Oscarpreisträger und Regisseur Volker Schlöndorff übernahm von 1992 bis 1996 die Geschäftsführung der "Babelsberg Studio GmbH". Bildrechte: imago/Future Image

Der Konzern, der das Schicksal der DEFA besiegelt, kommt aus Frankreich. Es ist ein Mischkonzern, der seinen Ursprung in der Wasserwirtschaft hat und sich später auch in der Medienwelt ausbreitete: die Compagnie Genereale des Eaux, kurz CGE. Medienberichten zufolge kauft das französische Unternehmen die DEFA für rund 130 Millionen Mark. Oscar-Preisträger Volker Schlöndorff übernimmt die Geschäftsführung. Der Firmenname DEFA wird gestrichen und das Studio in "Babelsberg Studio GmbH" umbenannt. Schon knapp zwei Jahre zuvor wurde die DEFA an die Treuhand übergeben. Deren Aufgabe war es, den Betrieb, wie alle früheren Staatsbetriebe der DDR, zu privatisieren und an ein privates Unternehmen zu verkaufen. Von ehemals rund 3.500 Mitarbeitern wurde der Großteil entlassen. Übrig blieb nur rund ein Fünftel der Belegschaft. Die Mitarbeiter erhielten eine Beschäftigungsgarantie bis 1994. Aber Arbeit gab es zunächst jedoch wenig.

DEFA-Studio für Spielfilme in Potsdam Babelsberg 1990
DEFA-Studio für Spielfilme in Potsdam Babelsberg 1990 Bildrechte: imago/Detlev Konnerth

Umbruch und Neuanfang in Babelsberg

Die CGE hatte versprochen, die Filmstudios zu erhalten. Nur ein kleiner Teil des Geländes sollte verkauft und somit zu Geld gemacht werden. Ein Vorhaben, das sich so schnell nicht in die Tat umsetzen ließ. Denn der erhoffte Aufschwung im Osten blieb erst einmal aus und die Immobilienpreise sanken. Ein Erfolg war jedoch der Freizeit-Themenpark, der kurz nach dem Verkauf gebaut wurde und der bis heute Besucher anzieht.

Wo bleibt der erhoffte Aufschwung?

Für CGE, die ab 1998 "Vivendi" hieß, war die Investition in die alte DEFA insgesamt aber ein Verlustgeschäft. Die Studios in Babelsberg blieben oft leer. Schließlich gab Vivendi auf und verkaufte 2004 sämtliche Studios für einen symbolischen Euro an zwei Münchener Geschäftsleute. Erst im Laufe der folgenden Jahre entwickelte sich Babelsberg zu dem florierenden Unternehmen, das die CGE schon kurz nach der Wende geplant hatte – der erhoffte Aufschwung kam.

Hollywood-Stars wie Samuel L. Jackson, Regisseur Wes Anderson oder Brad Pitt haben dort gearbeitet oder werden es noch tun. Den Filmpark Babelsberg besuchen über 300.000 Filmfans pro Jahr. 2018 wurde zudem der "Campus Babelsberg" fertig gestellt, mit Studentenwohnheim, Appartements, Restaurants sowie Geschäften. Insofern gibt es zwar die DEFA nicht mehr. Die Filmtradition lebt in Babelsberg aber bis heute weiter.

Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | MDR Zeitreise | 16. Mai 2021 | 22:20 Uhr

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