Pioniere der Luftfahrt Deutschlands erste Airline: Reisen ohne Komfort

13. Dezember 2017, 11:10 Uhr

Jeder kennt den fliegenden Kranich - das Symbol der Deutschen Lufthansa. Einst "flog" der stolze Vogel für das Vorgängerunternehmen: die "Deutsche Luftreederei". 1917 wurde sie gegründet.

Ausgerüstet mit Sturzhelm, Brille, Pelzmantel und stundenlang dem eiskalten Fahrtwind ausgesetzt – so abenteuerlich war die Reise für die Passagiere des ersten Flugs mit der "Deutschen Luftreederei" (DLR). Es ging von Berlin nach Weimar. Der Beginn des zivilen Luftverkehrs in Deutschland.

Von militärischer zu ziviler Nutzung

Gegründet wurde die Luftverkehrsgesellschaft am 13. Dezember 1917 in Berlin – mitten im Ersten Weltkrieg. Nach dem Krieg war es mit der militärischen Luftfahrt vorbei. Denn der Vertrag von Versailles verbot jegliche militärische Nutzung der Flugzeuge. Ein neues Aufgabenfeld bot sich allerdings schnell an. Anlässlich der Tagung der Nationalversammlung in Weimar richtete die "Deutsche Flugreederei" am 5. Februar 1919 den ersten planmäßigen Luftpostdienst zwischen Berlin und Weimar ein. Die Delegierten mussten am Folgetag schnell mit Dokumenten und Zeitungen versorgt werden. Mit dem Interesse der "Deutschen Reichspost" wurde rasch ein Flugpostverkehrsnetz aufgebaut.

Das Flugzeug als Passagiermaschine

Das "Reichsluftamt" erteilte der "Deutschen Luftreederei" im Januar 1919 die Verkehrszulassung, um einen regelmäßigen Flugbetrieb zu eröffnen. Wenige Monate später wurde die Flugpostlinie auch für den Passagierverkehr zugelassen. Damit bot die "Deutsche Luftreederei" die erste regelmäßig beflogene Passagierfluglinie in Deutschland an. Nach der Eröffnung der Pionierstrecke am 1. März 1919 zwischen Berlin und Hamburg kamen am 15. April 1919 die Strecken Berlin - Warnemünde und Berlin - Hannover dazu.

Die "Deutsche Luftreederei" erkannte das Potential, Messegäste zu befördern und eröffnete 1919 zur Leipziger Herbstmesse die erste offizielle Messefluglinie der Welt mit drei Hin- und Rückflügen zwischen Berlin-Johannisthal und Leipzig-Mockau.

Von Weimar nach Berlin für 450 Mark

Die ersten Passagierflüge wurden mit umgebauten Militärflugzeugen aus dem Ersten Weltkrieg durchgeführt. Die "Deutsche Luftreederei" flog mit den zwei ehemaligen Militärflugzeugen AEG J III und LVG CV. Am Anfang waren die Passagiere noch Wind und Wetter ausgesetzt.

Erst ab Mitte der 1920er-Jahre wurden die Flüge komfortabler. Das Militärflugzeug wurde schließlich durch das erste für den zivilen Luftverkehr in Dessau entwickelte Kabinenflugzeug, die "F13" von Junkers, ersetzt. Geschlossene und beheizte Kabinen machten das Fliegen noch attraktiver.

Mit dem Flugzeug zu verreisen, war damals ein Privileg der Reichen. Ein Flugticket für die Strecke Berlin - Weimar kostete rund 450 Mark, der Hin-und Rückflug 700 Mark. Im ersten Betriebsjahr wuchs die Flotte der "Deutschen Luftreederei" auf 84 Flugzeuge an und es wurden 3.546 Flüge absolviert.

Vorgänger der Lufthansa

Das Logo der "Deutschen Luftreederei" zierte ein stilisierter Kranich. In leicht veränderter Form ist dieser Kranich bis heute das Emblem der Deutschen Lufthansa AG, die als Nachfolgerin der "Deutschen Luftreederei" zu einer der größten und bekanntesten Fluglinien Deutschlands aufsteigen sollte.

Die "Deutsche Luftreederei" war nicht der alleinige Anbieter auf dem zivilen Flugmarkt. Konkurrenten waren zum Beispiel die "Rumpier Luftverkehrs AG" und die "Lloyd Luftverkehr Sablatnig". 1926 wurden sie zur Lufthansa zusammengeschlossen.

Der zivile Luftverkehr erlebte ab den 1920er-Jahren einen kometenhaften Aufstieg. Durch den technischen Fortschritt wurden im Jahr 1926 über 55.000 Flugpassagiere gezählt. Der Traum vom Fliegen ging für immer mehr Menschen in Erfüllung.

Über dieses Thema berichtete der MDR auch im TV: MDR aktuell | 18.04.2017 | 21:45 Uhr