Geschichte Mitteldeutschlands | 13. November 2011 Chatprotokoll zum Tannhäuser-Film

25. September 2019, 11:56 Uhr

Er ist der Mann, der die Liebe nach Mitteldeutschland bringt: Ritter Tannhäuser. Er schreibt die erotischsten Minnelieder des Mittelalters – überliefert im "Codex Manesse". Später wird er zur Legende, eine Gestalt gefangen in Intrigen und Liebeswahn. Doch wer war dieser Ritter Tannhäuser? Diese und andere Fragen beantwortete Autor und Regisseur Dirk Otto im Chat.

Moderatorin:
Liebe Freunde der Geschichte Mitteldeutschlands, liebe Online-Communitiy, liebe Nutzer des MDR-Teletexts! Willkommen zum Chat. Diesmal dreht sich alles um den Film "Liebe im Mittelalter: Die Skandale des echten Tannhäuser". Nach der Sendung geht es los, Sie können sich aber schon einloggen.

Moderatorin:
Ich begrüße recht herzlich Autor und Regisseur Dirk Otto, schönen Guten Abend!

Moderatorin:
Wir freuen uns auf einen spannenden und abwechslungsreichen Chatabend, in zehn Minuten werden wir beginnen. Fragen können Sie schon herschicken. Natürlich auch Anmerkungen, Eindrücke, Lob und Kritik :)

pinky79:
guten abend

Moderatorin:
Schönen guten Abend!

Marlein:
Seied gegrüßt

OttoDirk:
Guten Abend - auch an alle Zuschauer. Ich bin gespannt auf Ihre Meinungen und die Fragen zum Film.

Rerfan:
Interessant fand ich die Darstellung der mittelalterlichen Feierkultur. Allerdings wurde mir nicht ganz klar, was bei der begleitenden Story (Tannhäuser, Ludwig, Elisabeth) historisch sicher und was Vermutung/Phantasie/Ausschmückung ist.

OttoDirk:
Wir wollten im Film vor allem deutlich machen, welche Bedeutung die Auftritte der Minnesänger im Ablauf solcher Hof- und Burgfeste hatten. Und wie die Inhalte der Lieder der Sänger in dieser Zeit aufgenommen wurden.Tannhäuser ist Zeitgenosse der Heiligen Elisabeth und des Landgrafen Ludwig und er stand in enger Beziehung zur Familie der Heiligen Elisabeth.

J:
Guten Abend

max1755:
Guten Abend

Goldy:
Guten Abend

Arhianna:
Vielen Dank für eine tolle Sendung, unterhaltsam, sehr stimmig - mit Liebe zum Detail (was ja nicht selbstverständlich ist) ;-)

Rerfan:
Recht effekthascherisch wirkt auf mich die breitgetretene Darstellung des erotischen Elements in Tannhäusers Liedern. Sex sells? Das historische Niveau der vorhergehenden Sendungen der Staffel war besser.

OttoDirk:
Tannhäuser geht in der Beschreibung erotischer Details und Liebesszenen weiter als die meister der vorher bekannten Minnesänger. So entstand nach seinem Tod schnell die Legende vom liebestollen singenden Ritter - das wollten wir zeigen und die Zeit lebendig werden lassen in der die Minnesänger lebten.

Moderatorin:
Das Duell der Minnesänger Klick für Klick oder als Diashow des Making of? Hier geht's lang http://www.mdr.de/geschichte-mitteldeutschlands/tannhaeuser-saengerkrieg-wartburg-vogelweide102_showImage-2_zc-f4720c3a.html

J:
Warum hat man beim Dreh der Sendung nicht auf mehr Authentizität geachtet und warum sind die Lieder nicht auf Mittelhochdeutsch vorgetragen worden?

OttoDirk:
Weil sie so heute keiner mehr verstehen würde. Die Originaltexte kann man zB in heutigen Buch ausgaben des Codex Manesse, einer Liederhandschrift aus dem frühen 14. Jahrhundert nachlesen. Das können nur Fachleute lesen und vesrtehen. Damals wurde ja auch ganz anders gesprochen. Wir wollten ja für alle Zuschauer verständlich die Geschichte über den Minnesang im 13. Jh zu Zeiten Tannhäusers erzählen.

MrSparkle:
(übrigens werden die umlaute im chat nicht richtig dargestellt)

Moderatorin:
Ja, ärgerlich bei manchen Browsern. Unser Chatraum läuft optimal mit dem Internet Explorer :)

Walther:
Für die nicht Germanisten, knte es ja Untertitel geben ;)

J:
Mir ist klar, wo ich die Lieder in der Originalversion nachlesen, da ich selbst Germanistik und somit auch Mediävistik studiert habe, aber man hätte den Zuschauern zumindest einen Eindruck von der mittelhochdeutschen Sprache vermitteln knen.

Marlein:
Ich würde gerne wissen wie diese wundervolle Reenactment Gruppe heißt

OttoDirk:
Das war keine bestimmte Gruppe, wir haben die Darsteller und Statisten für den Film extra gecastet. Es waren aber einige Mitglieder des "Thüringer Ritterbundes" dabei, die uns und unseren Ausstattern, Szenen- und Kostümbildnern bei der möglichst authentischen Darstellung der Zeit sehr geholfen haben.

Marlein:
ich habe schon lange nicht mehr so schöne Gewandung gesehen

OttoDirk:
Danke - geben wir an unsere Kostümbildnerin und die Garderobe, Requisite, und die Maskenbildnerinnen weiter.

pinky79:
das war wieder eine tolle sendung

OttoDirk:
Danke, freut uns wenn es ihnen gefallen hat. Wir geben das Lob ans ganze Team weiter.

Rerfan:
Neben meiner Kritik am Film: Den Chat finde ich echt gut, weil sich die Antworten nicht nur auf einen Halbsatz beschränken.

Marlein:
Vielen Lieben DAnk für diese Info und da dann ein Kompliment von Jemandem der auch Mittelalter macht als Hobby das hat Reenactment Quallitäten Vielen Dank für diesen Augenschmaus habe wieder viele Ideen für meine neue Gewandung bekommen

Moderatorin:
Danke:) Auch auf unserer Webseite gibt es viele neue Infos und Hintergründe zum Tannhäuser-Film: "Der Sängerkrieg auf der Wartburg", "Dichter und Minnesänger - die höfisch-ritterliche Kultur" oder das Porträt "Hermann I., Landgraf von Thüringen und Pfalzgraf von Sachsen" - Anbei der Link http://www.mdr.de/geschichte-mitteldeutschlands/filme/tannhaeuser/index.html

Marlein:
Also DAnke schön und noch nen schönen Abend ich denke die Filme über das Hochmittelalter werden sich bald in meiner Sammlung befinden !!

Moderatorin:
Das freut uns sehr, vielen Dank!

Rerfan:
Das Tannhäuserbild scheint mir sehr einseitig zu sein. Auch der dargestellte Sängerkrieg geht wohl eher ins Reich der Sage. Ich hoffe nur, dass Geschichte Mitteldeutschlands nicht auf diesem Boulevard-Niveau weitergeführt wird.

OttoDirk:
Der Sängerkrieg ist eine Legende , eine Sage, die aber auch auf reale historische Wurzeln und Ereignisse an den Höfen und auf den Burgen der Thüringer Landgrafen im 13. Jh . zurückgeht. Tannhäuser lebte in dieser Zeit und stand in engem Kontakt zur Familie der Thüringer Landgrafen, der Heiligen Elisabeth (den Andechs-Meraniern)-zwischen 1221 -1230, und auch den Wettinern, die nach den Ludowingern (so ab 1250) Thüringer Landgrafen waren. Inhalte und Namensnennungen in seinen Liedern beweisen das.

Marlein:
Mir hat der Film sehr gut gefallen , doch waren mir einige Sachen neu wenn ich so an die Litaratur denke . Ein Knabe mit 7 zum Knappen , das möchte ich in Frage stellen , wurde er denn nicht erst zum Page und mit 12 zum Knappen erst mit 17-20 Jahren zum Ritter geschlagen ?

OttoDirk:
Die Ausbildung der jungen Adligen begann mit ca. 7 jahren, Knappen wurden sie erst später - wurde im Film-Kommentar und im Experten-Interview aber auch so gesagt.

Tanne:
Ich find dieser Film ist der Beste der Serie. Die anderen Filme kamen mir alle sehr dunkel und bedrückend vor. Dieser hingegen war bunt, frlich und frech, trotz der Tatsache, dass er im Mittelalter spielte. Sehr gelungen.

Moderatorin:
Prima, der Tannhäuser-Film steht sieben Tage zum Abruf bereit. So gelangen Sie zur Mediathek, dort Sendungen A-Z und unter dem Buchstaben G http://www.mdr.de/mediathek/fernsehen/sendungverpasst100.html

Zuschauertelefon_01:
Rolf: Ein großes Lob an den MDR für die "Geschichte Mitteldeutschlands". Ich sehe sie seit Jahren. Auch die Präsentation, erreicht fast Spielfilmqualität.

J:
Eine Frage zum Codex Manesse: Hat es sich bei dem im Film gezeigten Codex um das Original oder ein Faksimile gehandelt? (Falls es das Original war, hätte man auf jeden Fall mit Handschuhen arbeiten müssen.)

Moderatorin:
In der Szene, wo im Codex Manesse geblättert wird, handelt es sich tatsächlich um ein Faksimile, deshalb keine Handschuhe :)

matwa:
ja aber bei den Instrumenten hätte man die Authenzität doch gut umsetzen knen. Gerade auf der Wartburg wird eines der ältestens LAuteninstrumente ausgestellt. Als LAutenbauer finde ich dies sehr schade dass hier Instumentenmodellw aus den 1920er Jahren, die Wandevogellaute oder auch Bastardlaute genannt verwendet werden oder uach vollkommen falsche Renaissancelauten Nachbauten aus der Zeit von 1930 - 1960 eingesetzt wurden. Ging es doch gerade um die Musik der Minnesänger. Da wäre eine zielgenaue Darstellung sehr notwendig gewesen. Ansonsten aber ein scher Film mit einem aufschlussreichen Bild der Zeit.

Zuschauertelefon_01:
Frau Fietze: Weiß man, wie alt Tannhäuser geworden ist. Hat er sein ganzes Leben lang als fahrender Sänger gelebt oder wurde er sesshaft? Wie alt ist er geworden?

Zuschauertelefon_01:
Frau Brzyk: Mir war nicht klar, dass es sich bei Tannhäuser um eine reale Gestalt handelte. Haben Sie einen Buchtipp für mich, ich würde gerne mehr über sein Leben und seine Lieder erfahren.

OttoDirk:
Burghart Wachinger: Von Tannhäuser zur Tannhäuser Ballade. 1995. Karin Tebben: Tannhäuser - Biographie einer Legende Irene Erfen Erfen, Der Tannhäuser, Eisenach 1997 Burghard Wachinger: Der Sängerstreit auf der wartburg Berlin ... 2004 findet man im Internet noch mehr

Moderatorin:
@Zuschauertelefon: Frau Fietze: Er hat von 1200 bis etwa 1260 gelebt (Angaben schwanken zwischen 1257 und 1265). Zumeist war er unterwegs, um 1240 ist er in Wien sesshaft geworden, verlor aber sein Besitztum wieder. Dann musste er sich wieder durchschlagen, kam u.a. bei den Wettinern in Thüringen unter.

Marlein:
Sorry nein der Historiker sagte es anders ich habe das auch gleich mit meinem Freund diskutiert er sagte ein Ritter wurde mit 15 zum Ritter geschlagen

Marlein:
Da ich viel lese über das Mittelalter habe ich gleich gemault als das so gesagt wurde

J:
Leider steht die aktuelle Sendung noch nicht in der Mediathek online. Es ist nur die Sendung von letzter Woche verfügbar. Ab wann ist die aktuelle Sendung vorhanden?

Moderatorin:
Das wird in der nächsten Stunde sein.

Marlein:
Ich will da ja auch kein großes Ding daraus machen aber ich habe genau zugehört . Mir hat er dennoch gefallen !!

J:
Das beruhigt mich sehr :)

Harald45:
Ich komme aus den Berliner raum .und kann ihre sendung auf Kabel verfolgen Ich fand sie Gut gemacht

Mr.AndiDD:
Ist diese Filmhandlung identisch mit der Oper von Wagner, Thannhäuser war mir als Begriff eher von Wagner geläufig

OttoDirk:
Nein. Wagner hat später nur die Tannhäuser-Legende mit anderen Volkssagen und Legenden , die im 19. Jh. populär waren,zur Handlung seiner berühmten Oper verwoben und so den Tannhäuser wieder bekannt gemacht gemacht.

Zuschauertelefon_01:
Herr Mehner: „Sie ist so minniglich gebaut, nichts ist an ihr vergessen …“ Von wem stammen diese Zeilen?

OttoDirk:
Ich glaube von dem Minnesänger Heinrich von Frauenberg, der auch mit 5 Liedern im Codex Mannesse vertreten ist.

Marlein:
Wie gesagt der Film war sehr informativ auch die Gruppe die das Dargestellt hat war super, war da nicht auch der Vogt dabei der bei Abenteuer Mittelalter dabei war ?

OttoDirk:
Ja, das war er.

Harald45:
Mir auch

MrSparkle:
@Marlein: Soweit ich mich richtig erinnere, wurde im Film genau das gesagt: Ritterschlag mit 15

georg:
Ich versuche es einfach noch einmal. Vorab meine zusammenfassende Meinung: Abgesehen von den wirklich fundierten Aussagen der Fachwissenschaftler, war die fiktive Rahmenhandlung wenig geglückt. Auf die Überlieferung des sagenhaften Sängerkriegs von 1207 (unter dessen Teilnehmern sich der Tannhäuser natürlich nicht findet), ist nur ungenügend eingegangen worden. Das hätte man im Zusammenhang mit der Entwicklung des Tannhäusers zur Sagengestalt besser vermitteln müssen; vielleicht - auch wenn das sehr kompliziert ist - die Gestaltung des Stoffes durch Richard Wagner. Und dass sich Walther von der Vogelweide und der Tannhäuser getroffen haben (zumindest in Thüringen) ist doch sehr unwahrscheinlich. So bleibt ein erfundenes "Hoffest von 1226", welches den Zuschauern fälschlicherweise als historisch belegtes Ereignis "verkauft" wird.

MrSparkle:
guten abend! danke für die interessante sendung. meine frage ist, woher kommen die texte von den liedern, die tannhäuser in der sendung vorgetragen hat?

OttoDirk:
Es sind Teile aus mehreren Liedern Tannhäusers, die nach Übersetzungen/Transscriptionen aus dem mittelhochdeutschen Originalen aus dem Codex Manesse entstanden sind.

sonne26:
Hallo! Kann es sein, daß einige der Dreharbeiten auch auf der Burg Falkenstein Durchgeführt wurden?

OttoDirk:
Ja ein Teil des Films wurde dort auf der Burg Falkenstein gedreht.

Seannosnua:
Guten Abend Herr Otto, warum kamen Literaturwissenschaftler, nicht aber Mediävisten zu Wort?

OttoDirk:
Herr Dr. Keupp, der im Film zu Wort kam ist Historiker, Mediävist. Mit Tannhäuser, seiner Zeit und seinem Leben haben sich aber bisher überwiegend Literatur- und Sprachwissenschaftler befasst.

Marlein:
Ich war sehr beeindruck von dem Original Bilder vom Codex Manesse den Nachdruck habe ich ich fand es sehr gut einmal dargelegt zu bekommen wie aufwendig die Hofhaltung war und was dort alles verzehrt wurde , der Tannhäuser war für seine Zeit ziemlich frech, aber das finde ich sehr bewunderns wert .Danke für diesen Film

OttoDirk:
Das fanden wir auch spannend an der Figur des historischen Tannhäuser - wollten die Zeit in der er lebte und die historischen Konflikte und Lebensbedingungen, die sein Schicksal beeinflussten erzählen.

J:
Auch Herr Jolie ist Mediävist und hat einen Lehrstuhl für ältere deutsche Literatur an der Uni Mainz inne.

Seannosnua:
Ich danke Ihnen für diese Antwort und muss gestehen, dass sie mich sehr überrascht.

J:
Mediävisten sind vorwiegend Literaturwissenschaftler. Dazu noch ein Internettip: www.mediaevum.de

Moderatorin:
Unsere "reine" Chatzeit ist abgelaufen. Bitte keine neuen Fragen mehr schicken.

Werner:
In ihren Filmem sind die Menschen alle schön, gut genährt und haben ein vollständiges Gebiss, die kleider haben kräftige Farben usw. War dies im Mittelalter wirklich so?

OttoDirk:
Am Hof des Landgrafen, eines der mächtigsten und reichsten Fürsten seiner Zeit in Mitteleuropa schon. Beim einfachen Volk, bei Bauern und Leibeignen sah das sicherlich anders aus. Aber Zucker war damals so teuer, dass nur sehr wohlhabende Leute viele Süssigkeiten gegessen haben. So ist das mit den Zähnen und dem Karies, sehr schwierig gewesen real darzustellen. Aber Leute über 30 hatten damals im Mittelalter oft Probleme mit den Zähnen.

trommeln:
Die Hilfe sagt: PROTOKOLL - Erlaubt, unabhängig vom Zeitpunkt des eigenen Logins alle bisher verfentlichten Beiträge zu verfolgen. das klappt aber nicht, ich sehe nur die Beiträge ab meinem Login

Moderatorin:
Was auf alle Fälle funktioniert: Unser Chatprotokoll steht etwa zehn Minuten nach Schluss in gänze auf der GMD-Seite. Dort können Sie den Verlauf vollständig nachlesen oder: im MDR-Teletext Tafel 549.

ich:
anmerkung- es gab keine festgelegt altersgrenze für die ritterschlagung, je nach entwicklung, erfolgreichen begleiten seines ritter uvm konnte dies variieren

ich:
die fargen warne für unsere heutigen augen teilweise zu kräftig aber es war so! wer geld hatte hat dies mit viel farbe gezigt teilweise auch ungewönliche kombinationen

Moderatorin:
Herr Otto hat gerade seine Zustimmung gegeben: Wir gehen in die "Verlängerung". Schon gestellte Fragen werden noch beantwortet. Wer mitlesen mag, also dranbleiben :)

Nairolf:
Hallo, finde es ja schade, dass wirklich Null in Bezug auf eine musikwissenschaftlich überlieferte/rechachierte Darstellung des Minnesanges verzichtet wurde: Lauten und am wenigsten Renaissancelauten, waren keine Instrumente der Minnesänger. Auch wenn die Melodien des Tannhäuser m.W. nicht überliefert sind, hätte man auf reichhaltige Kontrafrakturen zurückgreifen können. Walter wurde als brav, angepasst und antiquitiert dargestellt - doch war er ebenso ein Revolutionär. Er war der Erste, der das "Wip" der "Frouwe" gleichgestellt hat. Das Lied des Tannhäusers zum Schluss war wirklich recht hübsch, hatte aber gar nichts mit Mittelalterlicher Musik zu tun. Es wäre doch für solch eine Produktion möglich gewesen, auch hier etwas näher an den historischen Gegebenheiten darzustellen.

OttoDirk:
Es gibt keine Überlieferung von Musik, Melodien , Noten aus der Zeit der Minnesänger. Walther von der Vogelweide hat in seiner Jugend wirklich auch neue Wege für den Minnegesang beschritten und war einer der Grossen unter den Minnesängern, der den Frauen in seinen Liedern eine neue Bedeutung gegeben hat. Aber später hat er sich eher getragenere Themen und philosophische Inhalte gewählt. Die Generation der Minnesänger um Tannhäuser hat solche Lieder dann auch parodiert. Das wollten wir erzählen.

J:
Ich finde die Mlichkeit dieses Chats ganz toll und bewundere Herrn Otto, dass er sich auch eventuellen Kritikern stellt. Vielen Dank für diese Mlichkeit!

Moderatorin:
Gern und Dank an Sie, dass Sie auch so ein Lob äußern :)

Corina:
Guten Abend! Wo findet man die Texte seiner Lieder?

OttoDirk:
In Veröfefntlichungen des "Codex Manesse" einer mittelalterlichen Liederhandschrift aus dem 14. Jh. in der einige Lieder von Tannhäuser erhalten sind. Auch in der "Jenaer Liederhandschrift" ist wahrscheinlich etwas von Tannhäuser überliefert.

Moderatorin:
Was wissen Sie über Tannhäuser? Im Quiz können Sie sich testen und natürlich auch gewinnen! Einsendeschluss ist der 20.11.2011. http://www.mdr.de/mscg/frage.php?id=800

J:
Ich fand die Thematik der Senung sehr interessant, allerdings hat es mir an authentischer Darstellung des MAs ein wenig gefehlt. Zum Beispiel wurden die Lieder nicht auf mittelhochdeutsch vorgetragen, was ein leichtes gewesen wäre, wenn man bedenkt, dass mit Prof. Jolie ein Mediävist zur Verfügung stand.

OttoDirk:
Ja , sicher . Aber auf mittelhochdeutsch - versteht heute keiner - ausser Fachleuten die Texte der Lieder der Minnesänger aus dem 13. Jh. - wir wollten ja genau das deutlich machen, was man sonst immer nicht versteht wenn man die Fachliteratur liest, die sich mit den alten Mittelhochdeutschen Texten beschäftigt - dann hätten ja auch die Personen im Film Mittelhochdeutsch sprechen müssen.

Putzi:
hallo, wie weit war dieser Minnegesang damals verbreitet wenn man vom heutigen Deutschland ausgeht?

OttoDirk:
Vor allem bei Adligen und Rittern - aber populäre Lieder, die bis heute überliefert sind, waren auch breiteren Kreisen bekannt und wurden nachgesungen und verbreiteten sich so.

georg:
Ob der Tannhäuser ein Zeitgenosse Elisabeths und Landgrafs Ludwig war, ist ja an sich schon unsicher. Verbindungen seinerseits zum Thüringer Hof sind bisher nicht nachweisbar. Den Eindruck zu erwecken (was der Film tut),dass das "Hoffest 1226" historisch wahr ist, ist nicht sehr glücklich. Oder gibt es neue Erkenntnisse?

OttoDirk:
Tannhäuser wurde - das ist bei allen Fachleuten unumstritten - wurde um 1200 geboren und lebte bis 1257-1265, je nach Deutung der Überlieferungen. Er ist in den 30er und 40er Jahren auch in Wien bzw Österreich gewesen. Damit ist er sicher ein Zeitgenosse Landgraf Ludwigs und der Landgräfin Elisabeth , die beide zwischen 1200 bzw 1207(Geburt Elisabeths als Tochter des Ungarischen Königs) und 1227 (Tod Ludwigs in Italein, Otranto) und 1231 (Tod Elisabeths in Marburg, damals Landgrafschaft.Thüringen.) Es gab im Jahre 1226 nach der Rückkehr Landgraf Ludwigs von seinen Verhandlungen mit Kaiser Friedrich wegen der Kreuzugsvorbnereitungen und anderer Vertragsverhandlungen ein "Fest" am Hof des Thrüingischen Landgrafen. Wie auch zu anderen Anlässen zB. nach seiner Rückkehr aus Italien 1226 zur Vorbereitung des Kreuzzugen im Jahr 1227/28 auf dem er dann verstrab.

Moderatorin:
Auch wenn die Staffel nun mit Tannhäuser vorbei ist: auf unserer GMD-Seite können Sie weiterschmökern: Hintergründe gibt's in Hülle und Fülle, darunter Die Geschichte der Wartburg http://www.mdr.de/geschichte-mitteldeutschlands/filme/tannhaeuser/artikel76410_zc-1bfa1236_zs-2fe50e4c.html und Eine mittelalterliche Party http://www.mdr.de/geschichte-mitteldeutschlands/filme/tannhaeuser/tannhaeuser-party100.html

Mr.AndiDD:
sehr geehrter Herr Dirk Haben Sie sich vor Beginn der Dreharbeiten mit den Bühnenwerk Richard Wagner: Thannhäuser und der Sängerkrieg auf der Wartburg auseinandergesetzt?

OttoDirk:
Ja , sehr gründlich. Aber das hat für unseren Film nur Bedeutung als Hintergrundwissen gehabt, da es nur zeigt, was später aus der Tannhäuser-Legende , die schon bald nach seinem Tod entstand geworden ist. jedenfalls hat Wagner mit seiner Oper Tannhäuser im 19. Jh und später bis heute erst noch mal richtig populär, berühmt gemacht - auch wenn die Legende (tannhäuser -Ballade) vom 14 Jh bis ins 19.Jh immer weiter überliefert wurde.

Moderatorin:
Nun nähern wir uns doch allmählich dem Ende - unweigerlich :)

Moderatorin:
Wir dürfen uns von Ihnen verabschieden. Wer mag, kaufe sich die eine oder andere DVD oder alle dieser Staffel :)

Moderatorin:
Herzlichen Dank an alle Teilnehmer, die mit uns so lange und angeregt diskutiert haben. Eine (letzte) Frage zum Abschied ist noch in Arbeit.

Moderatorin:
In Anbetracht der späten Stunde kann es sein, dass Fragen, die doppelt oder mehrfach gestellt wurden, nicht noch einmal drankommen. Bitte im Protokoll nachschauen. Es steht in wenigen Minuten auf unserer Internetseite bereit. http://www.mdr.de/geschichte-mitteldeutschlands/filme/tannhaeuser/index.html

Zuschauertelefon_01:
Herr Friebe: Wo kann ich Tannhäusers Lieder - übersetzt in unseren Sprachgebrauch - finden, gibt es vielleicht sogar Veröffentlichungen auf CD?

OttoDirk:
In unseren heutigen Sprachgebrauch übersetzt - gibt es die Lieder Tannhäusers und anderer Minnesänger kaum oder gar nicht. Meist nur in Fachliteratur aus Sprach- oder Literaturwissenschaftlicher Sicht interpretiert. Wie die Leute die Lieder damals aufgenommen, empfunden haben, wie die emotionale Wirkung war, was die Leute als Hit oder neuen Stil empfunden haben ist daher, heute nur darzustellen, wenn man es in heutigen Worten nachempfindet. Da gibt es sozusagen noch eine Marktlücke. Literarisch, stilistisch ist eine Ausgabe von Übertragungen der Lieder vieler Minensänger aus dem Codex Manneseevon der Uni Kiel, sog. " Kieler Edition". Aber das sind nur aus dem Mittelhochdeutschen Übertargene Texte, keine wirklich singbaren "Songtexte" , keine Musik. Alles was auf CD/DVD erschienen ist sind nur nachemfundene Varianten oder ´freie Adaptionen.

Harald45:
Hallo ich fand die sendung intressantMich würde intressieren ,wie diese Schauspieler es so gut Darstellen Konnten

OttoDirk:
Weil sie eben gute, talentierte Schauspieler sind, die sich sehr gut in die Zeit, in die Konflikte und Charaktere der Figuren einfühlen konnten und sich mit dem Leben in der zeit Tannhäuserns beschäftigt hatten.

Moderatorin:
Ein besonders herzliches Dankeschön geht an unseren Chatgast, Herrn Otto! Ganz toll, wie ausgiebig und mit wieviel Liebe in allen Fragen er uns Rede und Antwort stand.

OttoDirk:
Grossen Dank für die vielen Fragen, Hinweise und besonders das Lob zum Film - wünsche allen noch schönen Abend, Gute Nacht

Moderatorin:
Der Chatraum schließt. Ihnen allen, liebe Chatteilnehmer und liebe GMD-Fans, noch einen angenehmen Tagesausklang und eine geruhsame Nacht. Inzwischen steht auch der Tannhäuser-Film in der Mediathek bereit - sieben Tage so oft Sie wollen und mögen. Viel Freude!