Unterschiedliche Regelungen Flickenteppich beim Deutschlandticket als Schulticket
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27. März 2024, 05:00 Uhr
Das Deutschlandticket sollte tarifliche Hürden im Nahverkehr abbauen. Doch bei der Schülerbeförderung in Sachsen-Anhalt ist das noch nicht der Fall: Einige Landkreise stellen Schülern und Schülerinnen das bundesweit gültige Ticket als Schülerticket – andere nicht.
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- Ob die Kreise in Sachsen-Anhalt die Kosten für das Deutschlandticket als Schülerticket übernehmen, hängt von der Entfernung vom Wohnort zur Schule ab.
- Der Fahrgastverband Pro Bahn kritisiert die unterschiedlichen Verfahrensweisen in den Kommunen und fordert ein ermäßigtes Deutschlandticket für alle Schüler und Menschen, die einen Freiwilligendienst leisten.
- Im Salzlandkreis erhalten 4.300 Schüler das Deutschlandticket regulär als Schulfahrkarte. Die übrigen Schüler erhalten das Ticket mithilfe einer Zuzahlung.
Das Deutschlandticket kann seit dem 1. Mai 2023 für 49 Euro im Monat genutzt werden. Elf Monate nach der Einführung gibt es noch immer unterschiedliche Regelungen in der Schülerbeförderung in Sachsen-Anhalt. Während etwa im Landkreis Börde alle Anspruchsberechtigten ein Deutschlandticket bekommen, gibt es in den Landkreisen Jerichower Land und Salzlandkreis Zubuchoption für die Familien. Mit denen kann das Schülerticket zum Deutschlandticket aufgewertet werden.
In anderen Regionen wie beispielsweise der Landeshauptstadt Magdeburg wird eine solche Möglichkeit dagegen nicht angeboten. Das bestätigte der Magdeburger Regionalverkehrsverbund (Marego) auf Anfrage der dpa.
Entfernung vom Wohnort zur Schule entscheidend
Maßgeblich ist bei der Kostenübernahme zur Schülerbeförderung in der Regel die Entfernung vom Wohnort zur Schule. Im Saalekreis galt beispielsweise für die Schuljahrgänge 1 bis 4 zuletzt die Grenze von mehr als zwei Kilometern und für die Schuljahrgänge 5 bis 10 von mehr als drei Kilometern.
Die Landkreise sind als Träger der Schülerbeförderung dazu verpflichtet, den jeweils günstigsten Tarif zu wählen. Im Saalekreis und im Burgenlandkreis ist das laut des Mitteldeutschen Verkehrsverbunds (MDV) das Deutschlandticket. Ein Großteil der Schüler sei deshalb mit dem Deutschlandticket ausgestattet, hieß es vom MDV auf Anfrage.
Kritik vom Fahrgastverband Pro Bahn
Der Fahrgastverband Pro Bahn kritisierte die unterschiedlichen Verfahrensweisen in den Kommunen und den zum Teil damit einhergehenden hohen Verwaltungsaufwand, der beispielsweise durch die Prüfungen zur Anspruchsberechtigung entstehe. "Nötig ist ein ermäßigtes Deutschlandticket für alle Schüler, Studenten und Menschen, die einen Freiwilligendienst leisten", sagte der Referent für Sachsen-Anhalt, Tom Bruchholz. Bund und Länder sollten sich an einen Tisch setzen und dafür eine Lösung finden.
Nötig ist ein ermäßigtes Deutschlandticket für alle Schüler, Studenten und Menschen, die einen Freiwilligendienst leisten.
Solche Vergünstigungen seien "immer eine politische Entscheidung" und "mit einem größeren Finanzierungsbedarf verknüpft", teilte Marego mit, dessen Gebiet sich über Magdeburg und das Umland erstreckt. "In unseren Landkreisen erhalten anspruchsberechtigte Schüler das Deutschlandticket kostenlos, wenn der Weg zur Schule über die Marego-Preisstufe N hinausgeht." Im Landkreis Börde ist das der Fall.
Doch in anderen Teilen des Verkehrsverbunds wie in Magdeburg greift das nicht. In der Landeshauptstadt können alle Schüler zwar eine ermäßigte Abomonatskarte für 9 Euro erhalten, die für diejenigen mit Anspruch auf Beförderung kostenlos ist. Doch diese Fahrkarte gilt nur innerhalb der Stadt Magdeburg.
Deutschlandticket als Schülerticket im Salzlandkreis und Jerichower Land
Im Salzlandkreis und im Jerichower Land hat man sich dagegen für familienfreundlichere Lösungen entschieden. Im Salzlandkreis erhalten etwa 4.300 Schüler das Deutschlandticket regulär als Schülerfahrkarte, weil es das günstigste Ticket ist. Die übrigen 2.200 Schüler können mithilfe einer Zuzahlung das Deutschlandticket bekommen. Die Eltern müssen für die Aufwertung monatlich einen Differenzbetrag von derzeit 6,90 Euro zahlen, wie ein Sprecher des Landkreises sagte.
Auch im Jerichower Land hat man sich für diesen Weg entschieden. "Die Zuzahlung der Eltern oder Schüler erfolgt vierteljährlich per Überweisung an die Nahverkehrsgesellschaft Jerichower Land", sagte eine Sprecherin des Landkreises. Der Aufwand sei überschaubar.
Infrastrukturministerium in Sachsen-Anhalt lehnt einheitliche Lösung ab
Das Infrastrukturministerium in Sachsen-Anhalt hat eine einheitliche Lösung im Rahmen der Schülerbeförderung in der Vergangenheit abgelehnt. Wo das Deutschlandticket günstiger sei, solle das gerne genutzt werden, so ein Sprecher. Grundsätzlich sei es aber sinnvoll, wenn vor Ort darüber entschieden werde.
dpa, MDR (Hanna Kerwin)
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 26. März 2024 | 11:30 Uhr
Mediator vor 31 Wochen
Na ja das hat wohl eher was damit zu tun, dass in Magdeburg günstigere alternative Tickets zur Verfügung stehen, mit denen man von der Wohnung in die Schule kommt.
Wie beim Deutschlandticket insgesamt ist ja auch hier die Frage, wer für die Mehrkosten aufkommt.
Mediator vor 31 Wochen
Wie immer versuchen wir in Deutschland alles möglichst individuell und gerecht zu entscheiden, koste es was es wolle.
Manchmal würde es jedoch mehr Sinn machen, wenn man einfach zu pauschalen Lösungen greift, auch wenn da einer ein bisserl mehr von profitiert als ein anderer. Mobilität von Kindenr und Jugendlichen ist wichtig und entlastet dazu die Eltern. Wer nie den ÖPNV lernt, der wird ihn später wohl auch nie wirklich nutzen.
Die Lösung eine geringe Summe aufzahlen zu können um deutschlandweit mobil zu sein empfinde ich als sehr pragmatisch.
steka vor 31 Wochen
Eigentlich gehört Bildungsauftrag zu den Pflichten der Kommunen, Kreise und Länder. Mit immer mehr Schließungen von Schulen werden die Schulwege auch immer länger. Mich wundert , daß da einige zuständige Behörden so geizen. Es ist ja nicht allein der Weg von und zur Schule, Elterntaxu vermieden, es sind auch zahlreiche Freizeitveranstaltungen wie Vereissport, Theatervereine e.t.c. zu denen die Kinder auch hinkommen müssen. Und gerade die Freizeitveranstaltungen haben doch auch einen hohen Bildungs- und Erziehungswert. Würde auch die Schulen entlaste bei Wandertagen, Schulausflügen. Geld ist genug da, bei Industrieansiedlungen sprudeln ja die Millionen an Steuergeldern.