Das Altpapier am 27. Februar 2020 Das größte Spiegel-Märchen aller Zeiten
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27. Februar 2020, 12:20 Uhr
Heute vor 87 Jahren brannte der Reichstag, und mit diesem Ereignis ist auch ein Medienskandal verbunden, der immer noch nicht aufgearbeitet ist. Außerdem: Warum "Bild live" gewissermaßen ein permanenter Medienskandal ist; was Adorno und Freud möglicherweise zu "mit Rechten reden" eingefallen wäre; wie sich die Kontrolle des öffentlich-rechtlichen Rundfunks verbessern ließe. Ein Altpapier von René Martens.
Inhalt des Artikels:
- Was ist Alexander Gaulands Redenschreiber für einer?
- "Eine zeitgenössische Variante des autoritären Charakters"
- Wird die MABB "Bild live" stoppen?
- Wir sollten nicht über Claas Relotius reden, sondern über Fritz Tobias
- Was die Öffentlich-Rechtlichen brauchen (I): mehr Dokumentarfilme
- Was die Öffentlich-Rechtlichen brauchen (II): eine andere Aufsichtsstruktur
- Altpapierkorb (Friedrich Merz, Loriot, Luisa Izuzquiza, Arne Semsrott, Julian Assange, Abdul Nasser Haj Hamdan)
Was ist Alexander Gaulands Redenschreiber für einer?
Dass die heutigen Positionen der AfD schon massiv in den Medien zu finden waren, als es die AfD noch gar nicht gab, ist im Prinzip bekannt, aber neue Details dazu können weiterhin erhellend sein. Das beweist ein Text von Peter Hintz für 54 books, in dem er sich mit Michael Klonovsky beschäftigt, der fast ein Vierteljahrhundert lang Redakteur beim Focus war und nun Reden für Alexander Gauland schreibt:
"Schon in den 2000ern publizierte Klonovsky für die rechtslibertäre Zeitschrift eigentümlich frei, in der sich – oft ziemlich selektive – Staatsfeindlichkeit und genereller Autoritarismus ideologisch verbinden. Wie Klonovskys Texte aus dieser Zeit zeigen, hat er sich seitdem eigentlich kaum radikalisiert. Durch seine Anstellung im Parteiapparat hat er lediglich einen weiteren Schritt in der Explizitmachung einer Position gemacht, die längst klar und fertig ausgebildet dastand. Das unterscheidet ihn auch vom Stamm der AfD-Vorfeldautoren, etwa Matthias Matussek, Rainer Meyer oder Roland Tichy, die ihre formelle Unabhängigkeit vom parteipolitischen Rechtsradikalismus nutzen, um auch ideell als unabhängig zu gelten. Das ist eine allerdings ziemlich theoretische Unterscheidung, wenn man diese Bewegung als diskursives Phänomen versteht, in dem ähnliche Ideologien vertreten sind und ähnliche rhetorische Strategien angewandt werden."
Interessante Parallelen gibt es da zu Gauland, also jenen Politiker, für den Klonovsky heute arbeitet. Auch der hat sich möglicherweise "kaum radikalisiert", seitdem er aus der CDU ausgetreten ist und nicht mehr für den Tagesspiegel schreibt (siehe auch Altpapier).
"Eine zeitgenössische Variante des autoritären Charakters"
Eine nach meiner Einschätzung frische und in gewisser Hinsicht auch erfrischende Erklärung dafür, warum so viele Journalisten "mit Rechten reden" wollen, hält Christine Kirchhoff in der März-Ausgabe von konkret parat (derzeit nicht online). In dem Text, der Ende April in einer längeren Fassung in dem vom Verbrecher Verlag veröffentlichten Band "Konformistische Rebellen. Zur Aktualität des autoritären Charakters" erscheint, erklärt sie dies unter Bezugnahme auf Freud und Adorno, insbesondere auf den von Letzterem so genannten "Gefühls-Befreiungs-Trick":
"'Mit Rechten reden' ist zu allererst ein mediales Phänomen. In der Lust an der delegierten Gefühlsbefreiung zeigt sich eine zeitgenössische Variante des autoritären Charakters: Die Rechten, das sind die anderen, im Reden mit den Rechten und im Reden über das Reden mit Rechten wird die eigene Lust an der Enthemmung projiziert und in der Identifikation mit Rechten als Lust der anderen mitgenossen."
Fürs Verständnis dessen, was im deutschen Journalismus derzeit falsch läuft, beziehungsweise fürs Verständnis der "nicht abflauenden Begeisterung dafür, sich anzuschauen, wie mit Rechten geredet wird" (Kirchhoff), ist möglicherweise folgende Passage besonders hilfreich:
"Wenn die unmittelbare Enthemmung (noch) nicht genossen werden kann, dann ist die delegierte Gefühlsbefreiung eine Möglichkeit der Distanzierung und damit, im Freudschen Sinne, der Verkleidung. Das heißt, dass das anhaltende Interesse am Reden mit Rechten, das sich nicht trotz, sondern wegen seines offensichtlichen Scheiterns als pädagogischer oder aufklärerischer Akt erhält, wenig mit Aufklärung oder gar Antifaschismus zu tun hat.
Wird die MABB "Bild live" stoppen?
Dass die Bild GmbH bei der Medienanstalt Berlin-Brandenburg (MABB) "für alle aktuell verbreiteten Live-Video-Formate wie 'Bild live' und 'Die richtigen Fragen'", einen Lizenzantrag gestellt hat - wie etwa der Tagesspiegel berichtet -, wirkt auf den ersten Blick vielleicht wie eine unspektakuläre Nachricht. Wenn mich sich via Bildblog anschaut, was die da bei "Bild Live" so machen, ist sie aber doch ein bisschen mehr. In einer Sendung zu #Volkmarsen etwa
"schaltete die Redaktion zu 'Bild'-Reporter Markus Brekenkamp, der in Volkmarsen stand. Diese Schalte verdeutlicht eine der großen Gefahren, die von 'Bild live' ausgeht und die wir schon früher beobachtet haben: Die Redaktion berichtet alles, ohne über mögliche Folgen nachzudenken. In diesem Fall erzählte Brekenkamp von einem Einsatz des SEK, der hinter ihm gerade stattfinde."
Ein weiterer "Tiefpunkt" in diesem Springer-Fernsehen, so der Bildblog: ein Interview mit einer 10-Jährigen. Dazu heißt es:
"Auch wenn die Eltern (…) mit der Befragung ihrer Tochter einverstanden gewesen sein sollten — das bedeutet nicht, dass eine Redaktion nicht noch einmal nachdenken kann, ob man einem Kind, das einen Tag zuvor etwas Schreckliches erlebt hat, so etwas zumuten will."
Alles in allem ist der Bildblog-Text ein Protokoll der journalistischen Barbarei, der moralischen und intellektuellen Verkommenheit, ja, der universalen Niedertracht, und natürlich könnte man das jeden Tag schreiben über die Bild-Zeitung und ihre Ableger, aber vielleicht verdichtet der Bildblog das Ungeheuerliche auch nicht jeden Tag so gut wie in diesem Fall. Der deutschsprachige Teil der menschenfreundlichen Menschheit sollte nun die MABB in seine Nachtgebete oder vergleichbare säkulare Rituale einschließen. Möge die Behörde den Barbaren die Lizenz verweigern!
Wir sollten nicht über Claas Relotius reden, sondern über Fritz Tobias
"Gerät 'das deutsche Nachrichten-Magazin' durch neue Recherchen zum Reichstagsbrand in die Bredouille?", lautete Ende Juli 2019 an dieser Stelle eine Frage, als neue, sogar zu einer Anfrage im Bundestag führende Berichte erschienen, die die Kritik untermauerten, dass die 1959/60 vom Spiegel verbreitete und mehrere Journalistengenerationen später ebd. immer noch verteidigte These, der Reichstag sei 1933 von einer einzelnen Person angezündet wurde, falsch ist. "Wer dem Spiegel wohlgesonnen ist, kann darauf hoffen, dass dieser eines Tages doch in der Lage sein wird, in einer der Relotius-Skandal-Aufarbeitung zumindest ähnlichen Weise seine Reichstagsbrand-Serie aufzuarbeiten", stand ebenfalls in jener Kolumne.
Auf die Frage von damals ließe sich antworten: Bisher nicht. Und der zweite Satz ließe sich so ergänzen: Größer dürfte die Hoffnung der dem Spiegel Wohlgesonnenen seitdem nicht geworden sein.
Der in dem verlinkten, sehr ausführlichen Altpapier zum Thema Reichstagsbrand auch schon erwähnte Historiker Uwe Soukup nimmt nun den ungeraden Jahrestag - der Reichstag brannte heute vor 87 Jahren - im Tagesspiegel zum Anlass, noch einmal die Hintergründe des "Märchens vom Einzeltäter" aufzudröseln.
"Seit der Spiegel vor etwas mehr als 60 Jahren die These vom allein handelnden Brandstifter Marinus van der Lubbe in die Welt setzte, gelten die Nazis, was den Reichstagsbrand angeht, als entlastet. Ihnen sei in dieser Nacht, einer 'Sternstunde der Menschheit' (so der Spiegel-Autor Fritz Tobias in seinem späteren Buch über den Reichstagsbrand), die Macht aufgrund eines 'Irrtums' in den Schoß gefallen.
Es geht hier nicht zuletzt um einen "Medienskandal", wie Soukup betont, und wer bisher dachte, dass die "größte Katastrophe, die dem Magazin je widerfahren ist", Claas Relotius war (so formulierte es die SZ im September 2019 und dieses Narrativ hat der Spiegel ja selbst mit ähnlichen Worten auch schon bedient), wird nach Lektüre des Artikels möglicherweise der Ansicht sein, dass dieses Superlativ eher dem Amateurhistoriker Fritz Tobias gebührt. Soukup schreibt:
"Ein einziges Medium, der Spiegel, sitzt (…) einer Fälschung auf, setzt diese anschließend durch und beweihräuchert sich damit auch noch selbst. So erklärte Rudolf Augstein 1959: 'Über den Reichstagsbrand wird nicht mehr gestritten werden.'"
Und das, obwohl "die Annahme, ein Einzelner habe den Reichstag innerhalb weniger Minuten und ohne Hilfsmittel anzünden können, selbst einfachsten Überlegungen nicht standhält". Nie hat Tobias erklärt, wie Marinus van der Lubbe "das alleine geschafft haben soll". Die "gegenüber der Tobias-These oppositionellen Historiker" seien, "wenn sie Glück hatten, übel verleumdet" worden, "wie etwa die Autoren Alexander Bahar und Winfried Kugel - durch den Historiker Henning Köhler in der FAZ."
Was die Lern- und Selbstkritikfähigkeit der Spiegel-Redaktion angeht, ist Soukup pessimistisch:
"Die Annahme, dass der Fehler dort korrigiert würde, wo er seinen Ausgang nahm, wäre naiv. Über Jahrzehnte hat sich der Spiegel zwar gelegentlich – zuletzt im November 2019 – mit seinen Kritikern auseinandergesetzt, kam aber stets zu dem Ergebnis, immer schon recht gehabt zu haben."
Was die Öffentlich-Rechtlichen brauchen (I): mehr Dokumentarfilme
Bei einer Veranstaltung am Rande der Berlinale wird heute offiziell der langjährige AG DOK-Geschäftsführer Thomas Frickel verabschiedet - was in den vergangenen Tagen unter anderem Anlass für ein großes epd-medien-Interview mit Frickel war (das im Altpapier von Dienstag Erwähnung fand). Nun hat auch Stefan Fries für @mediasres mit Frickel gesprochen, und der Interviewer spricht ihn unter anderem darauf an, dass "es doch sehr viele Dokumentationen im Fernsehen gebe, jedenfalls in "Formate wie 'Die Story' und '37 Grad' und 'Menschen Hautnah'". Frickel dazu:
"Wir beklagen uns ja nicht, dass es nicht genügend Formate gibt. Aber das ist gleichzeitig auch wieder ein Problem, weil Dokumentarfilm dann schon noch mal was anderes meint. Und diese andere Farbe, dass ein Film ergebnisoffen an die Wirklichkeit rangeht, dass er sich Zeit nimmt für seine Protagonistinnen und Protagonisten und sich auch einlässt auf Veränderungen, die sich während des Drehprozesses ergeben können – der ist im deutschen Fernsehen leider so gut wie gar nicht mehr gefragt. Das ist ein Problem. Und auf der anderen Seite: Ja, die Formate, die sind halt sehr strikt und tragen jetzt nur bedingt zum Verständnis der Wirklichkeit bei, weil sehr vieles davon eben nach bestimmten Mustern gestrickt ist, formatiert ist, wie der Name ja schon sagt. Und daneben muss es eben auch diese andere Form, nämlich den Dokumentarfilm geben."
Zu den Stichworten "Die Story" und viele Formate ließe sich noch nachtragen: Es gibt "Die Story im Ersten", "Die Story" im WDR Fernsehen, "Exakt - die Story" (bei unserem MDR) und "Kontrovers - die Story (beim BR). Diese Gleichförmigkeit weist bereits darauf hin, was an den Filmen, die unter diesen Labeln laufen, problematisch ist.
Was die Öffentlich-Rechtlichen brauchen (II): eine andere Aufsichtsstruktur
In einem in der Druckausgabe fünf Seiten umfassenden Text wirft die Medienkorrespondenz die Frage auf, "ob die Doppelstruktur im Bereich der Aufsichtsgremien der öffentlich-rechtlichen Sender – mit Rundfunkräten und Verwaltungsräten – noch zeitgemäß ist". Autor des Beitrags ist Jürgen Bremer, der selbst Mitglied des WDR-Rundfunkrats ist und früher unter anderem Leiter der Kommunikationsabteilung von Phoenix und ebendort auch stellvertretender Programmgeschäftsführer war. Bei der Frage nach der Sinnhaftigkeit der bisherigen Kontrollstruktur kommt er unter anderem auf den zentralen Newsroom zu sprechen, den der WDR 2021 einführen will:
"Im Newsroom sind alle Ausspiel- oder Sendewege vereint und hier werden zentral auf der Leitungsebene die Topthemen festgelegt. Für die aktuellen Informationsstrecken in den Hörfunkwellen genauso wie für die aktuellen Sendungen im Fernsehen des WDR (…) Redaktionseinheiten im Hörfunk wurden weitgehend abgeschafft, inklusive Redaktionsleitungen, so dass die bisherige Vielfalt von journalistischen Ansätzen durch eine zentrale Themensetzung ersetzt wird (…) Mehr programmliche Veränderung hat es im WDR seit Einführung des Schwarzweiß-Fernsehens nicht gegeben."
Tja, und welches Kontrollgremium wäre hier nun zuständig? Bremer dazu:
"Das WDR-Gesetz scheint eindeutig. Es besagt: 'Zu allen Maßnahmen der Intendantin oder des Intendanten, die von grundsätzlicher Bedeutung für das Programm oder die Entwicklung des WDR sind', ist die Zustimmung des Rundfunkrats erforderlich. Nun könnte es außer einer Auflösung des Senders kaum bedeutendere Entwicklungen geben als den Umbau der Programmdirektionen zu crossmedialen Einheiten. Insofern könnte man annehmen, hier sei auch der Rundfunkrat am Zug.
Allerdings:
"Die programmliche Radikalkur lässt sich auch als reine Organisationsfrage deuten: Es werden Redaktionen verlagert oder neu zusammengelegt, die Programmdirektionen organisatorisch neu aufgestellt. Damit ist der Gremienpoker eröffnet, die Karten sind verteilt: Programm und grundlegende Entwicklungen sind Sache des Rundfunkrats, Organisationsveränderungen die des Verwaltungsrats."
Buhrow entschied sich in diesem Fall für letztere Variante: Er legte das Konzept für den Radikalumbau dem Verwaltungsrat vor. Die für die Überwachung des Programm zuständigen Kontrolleure guckten in die Röhre. In dem Text geht es zwar ausschließlich um den WDR, das hier Beschriebene ließe sich aber wohl auch auf alle anderen Landesrundfunkanstalten übertragen. Bremers Fazit lautet:
"Zeitgemäß wäre es, die Senderaufsicht einem Kontrollgremium zu übertragen. Der Rundfunkrat als das von gesellschaftlichen Kräften getragene Gremium könnte einen mit Experten besetzten Haushalts- und Finanzausschuss bilden, um Entscheidungen vorzuberaten, die bisher dem Verwaltungsrat überlassen sind."
Altpapierkorb (Friedrich Merz, Loriot, Luisa Izuzquiza, Arne Semsrott, Julian Assange, Abdul Nasser Haj Hamdan)
+++ Ist Friedrich Merz letztlich vor allem eine verbitterte Loriot-Figur? Sind vielleicht auch seine Jünger bloß verbitterte Loriot-Figuren? Eva Thöne jedenfalls schreibt in einem Spiegel-Essay: Aufgrund seines "empathieloses Auftretens" trage Merz "durchaus komödiantisches Potenzial in sich, ein bisschen wie eine verbitterte Loriot-Figur: etwa, wenn in Porträts über ihn beschrieben wird, wie er einer Frau, die ihm die Hand zur Begrüßung ausstreckte, seinen Mantel über den Arm warf".
+++ Mely Kiyak hinterfragt in einer Republik-Kolumne die Talkshowbesetzungspolitik unmittelbar nach dem Massenmord von Hanau: "Merke, der Moslem muss erst tot sein, damit auf Thilo Sarrazin, Hans-Georg Maassen, Wolfram Weimer, Wolfgang Bosbach, Philipp Amthor, Rainer Wendt und dieses ganze Personal verzichtet wird, dessen Kompetenz darin besteht, erstens gegen den Moslem und zweitens gegen Merkel zu sein. Und das versteht man doch irgendwie gar nicht. Niemals gibt es im deutschen Fernsehen eine Diskussion über 'Araber und Migranten', ohne dass nicht einer von denen dabei ist und von KoranExegese bis Altarabistik das ganze Feld beherrscht – und da verzichtet man ausgerechnet an einem solchen Tag auf deren Expertisen? Schreiben sie nicht seit Jahren Kolumnen und Gastbeiträge für Springers Die Welt, treten in deren Fernsehkanal auf und wissen immer zu berichten, dass sich in Shisha-Bars kriminelle Muslime aufhalten?"
+++ Die sogenannte Grenzschutzagentur Frontex verlangt fast 24.000 Euro von zweien ihrer Kritiker: Luisa Izuzquiza und Arne Semsrott. Bei netzpolitik.org berichtet Semsrott in eigener Sache zu den Hintergründen. Eine Petition gibt es auch.
+++ Die SZ war für ihre Seite Drei (€) beim Julian-Assange-Prozess im Woolwich Crown Court in London (siehe Altpapier), also bei "der Anhörung, die nicht nur sein Leben für immer verändern könnte: "Wird Assange jetzt ausgeliefert und verurteilt, ist künftig wohl fast kein Journalist mehr sicher - zum Beispiel, wenn es darum geht, amerikanische Regierungsunterlagen zu veröffentlichen. 'Die Beschaffung und Veröffentlichung von Informationen, die die Regierung am liebsten geheim halten würde, ist für den Journalismus und die Demokratie lebensnotwendig', schrieb New-York-Times-Chefredakteur Dean Baquet in einer Stellungnahme. Die Anklage sei zutiefst beunruhigend. Die US-Regierung könnte damit noch stärker kontrollieren, was ihre Bürger wissen dürfen und was nicht."
+++ Täte der Kommentar-Rubrik in den "Tagesthemen" "vielleicht mal ein Pro und ein Contra" gut? Fragt Joachim Huber (Tagesspiegel). Anlass des Textes: die Verlängerung des ARD-Nachrichtenmagazins am Freitagabend (siehe dazu u.a. dieses Altpapier).
+++ In dieser Woche jährte sich zum 50. Mal das politisch bedeutsame Freundschaftsspiel zwischen der israelischen Fußball-Nationalmannschaft und Borussia Mönchengladbach. Es war möglicherweise das "großartigste Spiel, das Israel je gesehen hat", wie ein Beteiligter sagt, aber das Fernsehen war, was zumindest aus heutiger Sicht erstaunlich ist, nicht vor Ort. Ich habe die Dokumentation zur Geschichte dieses Spiels - die noch in der ARD-Mediathek abrufbar ist - für die Medienkorrespondenz besprochen.
+++ Bei einem russischen Luftangriff auf die syrische Stadt Ma’arat al-Naasan ist der Fotograf Abdul Nasser Haj Hamdan gestorben. Das Committee to Protect Journalists berichtet.
Neues Altpapier gibt es wieder am Freitag.
Der Rabe am 27.02.2020
Sehr geehrter Herr Martens,
bitte bleiben Sie bezüglich des Reichstagsbrand-Skandals bei den Fakten.
1.) Fritz Tobias hat keinen Skandal verursacht, sondern einen aufgedeckt: Er entlarvte den vom damaligen Komintemchef Georgii Dimitroff initiierten und vom kommunistischen Zeitungszaren Willi Münzenberg und dessen Fälscherwerkstatt fabrizierten "Erlebnisbericht eines deutschnationalen Insiders" in seiner 1962 erschienenen wissenschaftlichen Studie "Der Reichstagsbrand" als grobe Fälschung. Er bewies weiterhin in detaillierten Einzelanalysen, daß die Nationalsozialisten an der Tat völlig unbeteiligt waren.
2.) Die kommunistische "Rache" dafür folgte dann 1979: Ein weiterer (!) Fälschungsskandal, diesmal in der BRD (!), den "Die Zeit" in einer 4-teiligen Serie aufdeckte (Nr. 38-41, 14.9.- 5.10.1979). Mitbeteiligt waren u.a. der Meisterfälscher Edouard Calic, Willi Brandt, Egon Bahr, Walther Hofer, Golo Mann, Eugen Kogon, uvm.
Gerne sende ich Ihnen den Artikel zu!
MfG,
Der Rabe