Teasergrafik Altpapier vom 01. April 2020: Porträt Autor René Martens
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Das Altpapier am 01. April 2020 "Die Zeiten sind immer unkomisch"

01. April 2020, 12:38 Uhr

Was bringt es für das Reportagegenre mit sich, wenn Reporter nicht mehr unterwegs sein können? Wie löst man Angst in Satire auf? Werden Wohnzimmer-Performances von Künstlern und Sportangebote via YouTube nach der Krise noch eine ähnliche Rolle spielen wie derzeit? Außerdem: Wenn Bots die chinesisch-italienische Solidarität feiern. Ein Altpapier von René Martens.

"Wie soll eine Stadt zusammenrücken, wenn es keine Öffentlichkeit mehr gibt?"

Wie das Corona-Virus die Berichterstattung verändert, ist ständig Thema in diesen Tagen, natürlich auch an dieser Stelle. Über die Auswirkungen auf das Genre der Reportage gibt Marius Buhl Auskunft. Er hat für den Tagesspiegel eine über Hanau geschrieben, also "eine Stadt im Ausnahmezustand vom Ausnahmezustand". Man könnte auch sagen: Sie ist von einem Ausnahmezustand in den nächsten geraten.

"Seit dem Kontaktverbot ist das öffentliche Leben auch in Hanau quasi nicht mehr existent (…) Auch als Journalist ist es schwer geworden, dort – wie nahezu überall – zu recherchieren",

schreibt Buhl zum Beispiel. Folgendermaßen stellt sich die Situation derzeit dar:

"Während andere Anschlagsorte ihr Trauma in Ruhe aufarbeiten konnten, stellen sich in Hanau (…) zusätzlich brutale Fragen. Wie soll eine Stadt zusammenrücken, wenn es plötzlich keine Öffentlichkeit mehr gibt? Wie sollen Wunden heilen, wenn Menschen voneinander isoliert sind, ohne Betreuung, Hilfe? Wie soll Normalität einkehren, wenn es Normalität nicht mehr gibt?"

Ein weiterhin aktueller Superlativ

Viele mediale Einschätzungen zu Corona altern bekanntlich noch schneller als Einschätzungen vorher, aber eine aus der vergangenen Woche gilt weiterhin. Da twitterte der frühere Titanic-Chefredakteur Tim Wolff, der "bisher dümmste Artikel zur 'Coronakrise'" sei "gefunden". Dem entsprechend bezeichneten Tagesspiegel-Text von Malte Lehming mit der Überschrift "Warum wir Schröder und Merkel dankbar sein müssen" widmet sich Wolff nun rund eine Woche später in seiner Kolumne fürs Neue Deutschland, in der er imaginiert, wie "versprengte postapokalyptische Menschenhäuflein" dereinst auf die "Flaschenpost" des Berliner Schwerdenkers reagieren werden:

"Sie werden dem Lehming, dem großen Malte, huldigen, dem Erdenker der Sätze: "'Spare in der Zeit, dann hast Du in der Not.‘ Wie wahr dieses Sprichwort ist, wird in der Coronakrise offenkundig. Deutschland ist durch Schröders Reform- und Merkels Sparpolitik in der Lage, groß zu denken und groß zu handeln. Darauf stolz zu sein, verbietet sich in der Krise. Aber Erleichterung und Dankbarkeit sind erlaubt." Erleichterung ist in diesen Tagen ein selteneres Gut als Toilettenpapier. Seien wir also der Flasche Malte Lehming dankbar, dass er diese Post in eine ungewisse Zukunft geworfen hat."

Satire und Eskapismus in Zeiten von Corona

Wolffs Nachfolger Moritz Hürtgen hat dem Spiegel (€) bzw. "dem Erwachsenen-Portal von Bento", wie er selbst sagt, ein Interview gegeben. Grundsätzlich gelte:

"Die Zeiten sind immer unkomisch. Man muss die Komik selbst herstellen."

Auf die Nachfrage "Fällt Ihnen das manchmal schwer, etwa wenn Sie Bilder aus italienischen Krankenhäusern sehen?" sagt Hürtgen ebenfalls etwas, das auch auf Satire jenseits von Corona anwendbar sein dürfte:

"Nein, da sind wir Profi genug. Wenn ich höre, dass die Zahl der Infizierten schon wieder angestiegen ist, kann mir das zwar Angst machen, zugleich aber meinen Wunsch bestärken, sie in Satire aufzulösen (…) Wenn ich spiegel.de lese, erkenne ich auch nicht, ob der Redakteur beim Schreiben Schiss hatte oder traurig war. Dort stehen, um es positiv zu formulieren, professionell gemachte Nachrichten. Dabei haben Journalisten auch Gefühle - hoffe ich. Warum sollte es bei Satirikern anders sein?"

Satire kann - sowohl für die Macher als auch für die Rezipienten - heilsame Wirkung haben. Mit aus anderen Gründen tendenziell "heilsamen Inhalten" befasst sich Samira El Ouassil bei Übermedien:

"Als Inhalte, die (…) 'das Befinden heilen', die Einsamkeit vermeiden, Spannungen lösen, die Nervosität abbauen und/oder Betrachter auf andere Gedanken bringen, fallen vor allem die gestreamten Wohnzimmer-Performances auf. Überall intime Kultur, die ablenkt und dabei hilft, aus der Enge des eigenen Wohnzimmers zu fliehen. Es sind Inhalte, die uns aus der Privatheit ihrer Absender kurz umarmen und einen eskapistischen Ausflug, nicht nur in ihre Wohnräume, sondern auch in ihre Kunst gestatten."

Interessant ist die Frage, ob diese Wohnzimmer-Performances nach der Krise - wann immer das sein wird - weiter bestehen bleiben werden bzw. ob sich hier ein Genre entwickeln kann, das auch jenseits von Notsituationen seine Berechtigung hat. Wenn man diese Frage auf den Bereich Sport bezöge, würde der frühere taz-Kolumnist Henning Harnisch vielleicht mit Ja antworten. In einem Interview mit der Zeitung, für die er früher geschrieben hat, macht der heutige Vizepräsident des Basketballvereins Alba Berlin zunächst deutlich, dass es für die derzeit via YouTube etc. zahlreich angebotenen Wohnzimmer-Sportformate quasi Vorbilder aus der Hochzeit des analogen Fernsehens gibt:

"Ich selbst bin in den siebziger und achtziger Jahren mit zwei Fernsehsport-Formaten aufgewachsen, die mir viel bedeutet haben: 'Pfiff' im ZDF [Link von mir - RM] und die Tele-Ski-Gymnastik im Bayerischen Rundfunk. Das haben damals alle gemacht, das war eine richtige Welle. Nachdem die Sendungen eingestellt wurden, sind sie nie durch irgendetwas ersetzt worden."

Die von Harnisch angesprochene BR-Sendung "Tele Ski" gibt es zwar nicht mehr, eine 1992 gestartete Weiterentwicklung namens "Tele Gym" ist im Programm aber weiterhin zu finden (hier ein Hinweis auf die morgige Sendung). Eine Sendung wie "Tele-Gym" deckte ab 1992 Aufgaben ab, die die Sportvereine zu der Zeit noch nicht in ausreichender Form abdeckten.

"Es können sich Dinge entwickeln, die man in einer Zeit nach Corona, die hoffentlich bald kommt, nutzen kann",

sagt Harnisch auch noch, und er formuliert das natürlich mit Einschränkungen, weil er weiß, dass es für sich genommen erst einmal unangebracht klingt oder falsch verstanden werden kann. Inwieweit können die nun aus der Not geborenen Angebote sich entwickeln?

"Zum Beispiel müssen wir versuchen, (die) digitalen Räume (der jüngeren Generation) zu verstehen, das Digitale muss überhaupt eine viel größere Rolle in den Clubs spielen. Stattdessen sind der Vereinssport und der Schulsport der Realität der Kinder und Jugendlichen weit hinterher."

"Die Plauder-Podcastisierung des Fernsehens funktioniert nicht"

Über das dagegen, was nicht nur nach dem Ende der Pandemie, sondern ab sofort keinen Bestand haben sollte, schreibt Laura Ewert für Zeit Online. "Nicht mehr sehen" wolle sie im Fernsehen

"die unaufgeräumten Keller, die geschmacklos dekorierten Wohnzimmer, aus denen jetzt notgedrungen viele Moderatoren und Moderatorinnen senden". Angesichts dessen, dass "Menschen haltungslos vor Laptop-Kameras herumlümmeln und gestehen, dass sie auch keine Ahnung hätten, was nun zu tun sei ‚in diesen besonderen Zeiten‘", analysiert Ewert:

"Das Fernsehen zeigt dieser Tage, was wir bisher nur geahnt hatten: wie unglamourös Deutschland wirklich ist. Ungeplant wie ungekämmt wird das Private plump zum Inhalt stilisiert. Die Plauder-Podcastisierung des Fernsehens funktioniert nicht, denn sie wirkt faul. Gerade jetzt, wo viele selbst dazu verdammt sind, den ganzen Tag zu Hause rumzugammeln, möchte man eines auf keinen Fall: auch noch anderen Leute beim Rumgammeln zusehen."

Und wie geht’s finanziell so?

MDR-Kollege Steffen Grimberg kommentiert für die taz unter anderem die Zeitschriftenverschenkerei von Gruner + Jahr: Wer "den Bertelsmann-Konzern im Rücken" habe, könne sich solche gönnerhaften Gesten leisten:

"Bei allem Altruismus à la Verantwortung für die Gesellschaft regiert hier auch die Hoffnung, nach Corona ein paar Neukund*innen zu gewinnen."

Einen Schlenker zum Thema Werbeeinnahmen macht er auch:

"(D)ie, die noch werben, (wollen) ihre Anzeigen ungern direkt im Umfeld von Hiobsbotschaften rund um Corona sehen. Das gilt nicht nur für Online."

Während Hans Demmel, der Cheflobbyist der Privatsender, laut Grimberg "Alarm" schlägt ("Die Einnahmen seien teilweise existenzbedrohend eingebrochen"), sagt Demmels Lobbyisten-Kollege Christoph Palmer, Geschäftsführer der Produzentenallianz, im Interview mit der SZ (€):

"Die Profiteure der Krise sind zwar zunächst die Streamingplattformen, aber auch die Reichweiten der Sender steigen permanent. Werbekunden sind schlau genug zu wissen, dass sie mit keinem anderen Medium mehr Zuschauer erreichen. Ich kann mir vorstellen, dass die Sender nach der Krise bei den Werbeeinnahmen nicht so schlecht wegkommen wie prognostiziert."

Mit Blick auf die Ausgewogenheit könnte man jetzt mal wieder was Apokalyptisches einfließen lassen:

"Tomorrow’s life-or-death decisions for newspapers are suddenly today’s",

meint zum Beispiel der auf düstere Analysen spezialisierte Ken Doctor (Nieman Lab), der hier am vergangenen Mittwoch sowie gestern mit in der Tendenz nicht unähnlichen Aussagen zitiert wurde.

Zurück nach Deutschland: Kontext zitiert aus einer an die Mitarbeiter von Stuttgarter Zeitung und Stuttgarter Nachrichten gerichteten Mail, derzufolge dort ab dem heutigen Tag Kurzarbeit gilt. Die Anzeigenerlöse im März seien "um rund 30 Prozent gesunken", weiß Josef-Otto Freudenreich, der unter Bezug auf den Landesfachbereich Medien bei Verdi auch darüber informiert, "dass die Südwestpresse, der Mannheimer Morgen, die Schwäbische Zeitung und die Ludwigsburger Kreiszeitung folgen wollen".

Freudenreich erwähnt darüber hinaus ein lange, lange vor der Pandemie auf den Weg gebrachtes Stuttgarter "Sparprogramm, das zum 1. April abgeschlossen und bis zu 60 Stellen kosten sollte". Wenn man auf den jetzigen "Hurrikan" (New York Times) blickt, mit dem sich die Regionalzeitungen konfrontiert sehen (und die Verheerungen, die er, wahrscheinlich, anrichten wird), sollte man also die anderen Krisenerscheinungen in dieser Branche nicht vergessen.

Die Morddrohung, die es nicht gab 

Ohne jetzt in allzu großes Pathos verfallen zu wollen, sei an dieser Stelle heute auch ein Dank ausgesprochen - und zwar an den WDR-Journalisten Massimo Bognanni und die Staatsanwaltschaft Köln. Ihnen haben wir nämlich zu verdanken, dass wir wissen, was es mit einem viel zitierten Facebook-Post des viel zitierten Kölner Anwalts Ralf Höcker auf sich hat.  

Im Februar hatte er auf diesem Wege seinen Rücktritt als Sprecher einer politischen Splittergruppe erklärt. Die Begründung lautete u.a.: "Mir wurde vor zwei Stunden auf denkbar krasse Weise klar gemacht, dass ich mein politisches Engagement sofort beenden muss, wenn ich keine 'Konsequenzen' befürchten will."

Ich erinnere mich daran, was ich dachte, als die Meldung damals in den Nachrichten im DLF hörte: Der Sprecher einer Splittergruppe behauptet was bei Facebook - und ihr bringt das 1:1 in den Nachrichten? Gut, das war in der Prä-Pandemie-Zeit, aber ich vermute, es gab auch in jenen Tagen Wichtigeres.

Bei tagesschau.de zitiert Bognanni jetzt Ulf Willuhn, den Sprecher der Kölner Staatsanwaltschaft:

"Im Ergebnis haben die Angaben des Prof. Dr. Höcker jedenfalls dazu geführt, dass hier davon auszugehen ist, dass es eine wie auch immer geartete Drohung von strafrechtlicher Relevanz, also insbesondere eine Morddrohung oder Ähnliches, nicht gegeben hat."

In Thread-Form erzählt der WDR die Geschichte auch. Das zentrale Problem in diesem Fall benennt der (auch für den MDR tätige) TV-Autor Silvio Duwe:

"Leider können sich Rechte darauf verlassen, dass Medien derartige Behauptungen unhinterfragt weitertragen und so deren Spin stützen."

Corona-freie Schwerpunkte gibt es auch noch

Bereits zum zweiten Mal seit 2015 ist im Ersten Programm heute das Thema illegale Waffenexporte Gegenstand eines Schwerpunkts, in dem ein Spielfilm und eine Dokumentation gekoppelt werden. Es geht in "Meister des Todes 2" und der Fortsetzung der dazugehörigen Doku (siehe Altpapier) um die Kumpanei zwischen Ministeriumsmitarbeitern und Waffenherstellern der Firma Heckler & Koch (H&K) und ein Skandalurteil aus Stuttgart.

Zum Hintergrund schreibe ich in der taz:

"Im September 2014 überfielen Polizisten im mexikanischen Bundesstaat Guerrero einen Bus und ermordeten sechs Studenten. 43 Studenten gelten bis heute als vermisst. Verwendet worden waren auch G36-Gewehre von H&K."

Dass "ein plakatives Gerichtsdrama mit leider angestückt anmutender, emotional zugespitzter Seitenhandlung in Mexiko herausgekommen ist", meint Oliver Jungen in der FAZ (€). Und Torsten Wahl kritisiert in der Berliner Zeitung:

"Um ein möglichst großes Publikum zu gewinnen, verzichtet der Film auf jegliche Sprachbarrieren – Mexikaner und Deutsche reden stets fließend miteinander. Doch hier unterschätzt der Film sein Publikum auf Kosten der Glaubwürdigkeit."

Auch Thomas Klingenmaier (Stuttgarter Zeitung) ärgert sich "über die aseptische Synchronisation der Szenen aus Mexiko":

"Alle sprechen jenes hörgerätoptimierte Hochdeutsch, das sich viele Zuschauer von jedem Fernsehkrimi wünschen, das aber diesmal ganz fehl am Platz ist. Den Figuren wird mit der Sprache ihre Individualität genommen, sie werden zu Platzhaltern: ‚Denken Sie sich hier ein Opfer.‘"

Die Fragen, die der Spielfilm aufwirft, lauten: Wie "plakativ" (Jungen) darf oder muss ein Film sein, wenn man in der Prime Time eine Geschichte erzählen will, in der sperrige Begriffe wie Kriegswaffenkontrollgesetz und Endverbleibserlärung eine zentrale Rolle spielen; wenn man die Möglichkeit hat, zur besten Sendezeit über bananenrepublikanische Zustände aufzuklären - ja, die aus unterschiedlichen Gründen vielleicht etwas phrasenhaft wirkenden Begriffe "bananenrepublikanisch" und "aufklären" passen hier durchaus - und es sich dabei zunutze machen will, dass Menschen einschalten, weil Veronica Ferres und Heiner Lauterbach mitwirken.

Aufklärung pur - dieses Versprechen wiederum wird in diesem Fall bzw. wie sonst fast immer am besten im Nachtprogramm eingelöst, und zwar im SWR Fernsehen. Da gibt es eine Version der Dokumentation zu sehen, die doppelt so lang ist wie die vorher im Ersten gezeigte. Harrich und der für die Dokumentation verantwortliche SWR-Redakteur Thomas Reutter machen in einem Vorabtext für tagesschau.de unter der Überschrift "Drogenkrieg mit deutschen Waffen" darauf aufmerksam, dass Tötungsinstrumente made in Germany auch in Kolumbien Verwendung finden.

Zu diesen Recherchen, die allerdings nicht Heckler & Koch betreffen, sondern eine Firma aus dem maritimen Eckernförde bzw. deren US-Tochter, zitieren sie den von ihnen für die Dokumentation interviewten Sigmar Gabriel, der aufgrund seines früheren Wirkens an der Spitze des Wirtschaftsministeriums gewiss als Waffenexportexperte gelten kann:

"Also, wenn Sie das wissen und wenn Sie dafür Belege haben, dann finde ich, ist das Anlass dafür, das den Strafverfolgungsbehörden vorzustellen."


Altpapierkorb (bild.de mit dubioser Berichterstattung über dubiosen "Corona-Test"-Anbieter; Bots jubeln für China; antisemitische Verschwörungstheorien in Sachen Corona; die Folgen des neuen "Corona-Gesetzes" in Ungarn für die dortigen Medien; turkmenische Journalisten dürfen den Begriff Corona-Virus nicht mehr verwenden)

+++ "Nach unseren Recherchen ergibt sich das Bild einer höchst dubiosen Firma, auf die man sich bei Gesundheitsfragen nicht verlassen sollte. Wichtige Infos fehlen auf der Website, die Fotos sind zu großen Teilen aus dem Netz zusammengeklaut, das Angebot ändert sich mehrmals innerhalb weniger Tage und die Gründer haben zwar sehr interessante Biografien, aber keinerlei Erfahrung mit Medizinprodukten" - mit diesen Worten geht Vice auf die dubiose bild.de-Berichterstattung über eine Firma ein, die laut einer Springer-Reporterin "Corona-Tests nach Hause liefert". Stefanie Schütte wiederum greift für die heutige FAZ {€) die Vice-Nachrecherche auf.

+++ Die Lobpreisungen für die chinesische Solidarität mit Italien beim Kampf gegen den Corona-Virus stammen zu einem erheblichen Teil nicht von Menschen: "Nearly half of the tweets (46,3%) published between March 11 and 23 with the hashtag #forzaCinaeItalia (Go China, go Italy, ed.) and more than one third (37,1%) of those with the hashtag #grazieCina (…) came from bots", berichtet das italienische Magazin Formiche.

+++ "Zu wenig" werde gesprochen über antisemitische Verschwörungstheorien in Sachen Corona, schreibt Debora Antmann in ihrer Kolumne fürs Missy-Magazine: "Während für einige von uns abstruse Verschwörungstheorien zur jüdischen Weltübernahme durch Corona vielleicht lächerlich klingen, können Jüd*innen ein Lied davon singen, wie viele Menschen diese Erklärung gerne annehmen, um einen Schuldigen für ihr Leid und ein Ziel für ihre Angst zu haben. Und nicht jeder Content, der sich diesem antisemitischen Motiv bedient, ist so obvious. Oft ist es viel subtiler eingeflochten und kommt als unauffällige Frage daher wie etwa: ‚Warum arbeitet Israel schon seit einem Jahr an einem Impfstoff?‘"

+++ Jenni Zylka wies im Altpapier von Montag bereits kurz darauf hin, dass die Krise "in der aktuellen Fiktionsproduktion" dergestalt Einzug halten werde, "dass Drehbücher für Filme und Serien umgeschrieben werden müssen". Darauf, welche technologischen Möglichkeiten prinzipiell zur Verfügung stehen, um darauf zu reagieren, wenn Corona-bedingt Dreharbeiten abgebrochen oder verschoben werden, geht der Guardian ein: "Timur Bekmambetov (…) was midway through filming his second world war fighter-ace film ‚V2: Escape from Hell‘ when the coronavirus pandemic broke. So the Kazakh-Russian sanitised his shooting schedule and, last week, pulled off what he believes was a cinematic first: a feature-film scene shot entirely inside a live video game."

+++ Neues vom Faschismus: Ein von Viktor Orbán gewünschtes "Corona-Gesetz" kriminalisiere "‚die Verbreitung falscher oder verzerrter Behauptungen’ über die Tätigkeit der Regierung. Bei einem Verstoß drohen bis zu fünf Jahre Haft". Zudem dürfe "das Kabinett per Dekret die Kontrolle über Unternehmen aller Art, also auch über Verlage und Redaktionen übernehmen". Dies berichtet Silviu Mihai für Zeit Online.

+++ Noch wieder andere Probleme haben die Medien in Turkmenistan. Sie dürfen den Begriff Corona-Virus nicht einmal benutzen. Siehe Reporter ohne Grenzen.

+++ Programmhinweise mit MDR-Bezug: Arndt Ginzel geht in kurzen Ausschnitten bei Twitter darauf ein, wie er bei Dreharbeiten für einen Beitrag über eine Leipziger Erstaufnahmeeinrichtung bzw. die bei dort untergebrachten Geflüchteten herrschende "Angst, sich mit COVID 19 anzustecken" von sog. Wachleuten behindert wurde. Der Film, auf den Ginzel auf diese Weise aufmerksam macht, ist heute im Magazin "Exakt" zu sehen. Und der Tagesspiegel erwähnt im Zusammenhang mit einer Diskussionsveranstaltung des Deutschen Anwaltvereins und des DJV über einen Gesetzentwurf zur Hasskriminalität den Film "Hetzen, Drohen, Einschüchtern. Sind wir schutzlos gegen den Hass im Netz?". Er läuft in der Reihe "Exakt - Die Story" direkt nach dem Magazin.

Neues Altpapier gibt es wieder am Donnerstag.

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