Das Altpapier am 23. November 2017 Immer im Kreis?

Eine weitere Runde auf dem Strukturgedöns-Karussell mit Tabea Rößner und Margreth Lünenborg. Dazu gibt’s ganz viele Buzzwörter der Debatte: Presseähnlichkeit, Staatsferne, Marktmacht, Quote. Der WDR-Rundfunkrat haut den eigenen Talkshow-Machern auf die Finger und dann gibt es noch eine große Meta-Diskussion über Beton, Kunst und Öffentlichkeit. Ein Altpapier von Nora Frerichmann.

Steigen wir an diesem Morgen ein mit einer Karussell-Fahrt: Es geht natürlich weiter mit der Diskussion um öffentlich-rechtliches Strukturgedöns und den Onlineauftrag. Nächste Runde, bitte alle einsteigen! Diesmal äußert sich Tabea Rößner, medienpolitische Sprecherin der grünen Bundestagsfraktion in Deutschlandfunks @mediasres – im öffentlich-rechtlichen Deutschlandradio eher pro öffentlich-rechtlich und kritisch gegenüber den Zeitungsverlegern.

"Wir müssen nur die Strukturen so schaffen, dass die unabhängige Berichterstattung gewährleistet bleibt", sagte Rößner auch mit Blick auf die "Staatsfunk"-Debatte (Döpfner grüßte damit z.B. in diesem Altpapier) und den Fall Nikolaus Brender. Ein unionsnaher Verwaltungsrat hatte es damals abgelehnt, den Vertrag des ZDF-Chefredakteurs zu verlängern. Das Wörtchen "nur" würde ich im Zusammenhang mit dem nicht enden wollenden Ringen um einen neuen Staatsvertrag allerdings als eine nicht unwesentliche Verharmlosung bezeichnen.

Angesichts der Marktmacht von sozialen Netzwerken und Suchmaschinen müsse man die Diskussion über Staatsferne und Unabhängigkeit "in einem größeren Zusammenhang führen und auch breiter in der Öffentlichkeit". Abhängigkeiten seien nicht nur bei den Öffis kritisch zu hinterfragen, forderte Rößner:

"Was diskutiert werden muss: Wie frei und unabhängig Journalisten arbeiten können, wenn der wirtschaftliche Druck sehr groß ist - und der ist eben zum Beispiel in der Zeitungsbranche vorhanden." Wenn die Verlagshäuser von gewissen Anzeigenkunden abhängig seien, komme die Frage auf, wie unabhängig man dort über diese Unternehmen berichten könne.

Ein anderes Lieblingsstreitthema, die Presseähnlichkeit, bezeichnete Rößner als "veraltet": "Die Frage, was ist eigentlich presseähnlich im Internet ist ein bisschen absurd, weil natürlich viel über Text läuft aber auch immer mehr Videos und dann kann man auch sagen, die Zeitungsverleger bieten immer mehr Videos an. Das vermischt sich ja alles."

Und dann spielte der Deutschlandfunk einen "Bähm"-Sound ein und Moderator Michael Borgers sagte: "In your Face, BDZV". Nein natürlich nicht! Achtung, Fake News! Aber man kann natürlich nicht leugnen, dass der Deutschlandfunk als selbst aus dem Rundfunkbeitrag finanziertes Medium auch ein gewisses Interesse an dieser Meinung hat. Ein Ansprechpartner aus dem Privatfunk oder vom BDZV hätte das alles sicher anders formuliert.

Jedenfalls ist das Idyll von gestern, als die Washingtoner Medien-Professorin Margot Susca "Qualitätsrundfunk" und "Qualitätsprodukte in der Printbranche" als "natürliche Verbündete" bezeichnete (Altpapier), damit erstmal wieder passé. Eine breitere Diskussion darüber fände ich ehrlich gesagt ziemlich sinnvoll.

Öffis, was ist eigentlich Euer Wert?

Die Diskussion über den Wert der Öffis für die Gemeinschaft wird heute von der Berliner Kommunikations- Journalismusprofessorin Margreth Lünenborg weitergeführt, und zwar in einem Gastbeitrag bei Zeit Online. Presseähnlichkeit kommt aber später auch nochmal vor, keine Angst. Jenseits der Eigeninteressen, die die aktuellen Machtkämpfe bestimmten (schöne Grüße schickt sie dabei an Döpfner und seine Staatsfunk-Rhetorik, wie hier in diversen Altpapieren nachzulesen), gelte es zu fragen: "Was macht den Wert öffentlich-rechtlicher Medien aus? Wie lässt sich dieser Wert steigern und öffentlich sichtbar machen?" Sie fordert konkret eine unabhängige Qualitätsprüfung, bei der die Öffentlich-Rechtlichen ihren Wert für die Gemeinschaft unter Beweis stellen sollen.

Als Vorbild für eine solche Prüfung sieht Lünenborg die Schweiz: "Die jährliche, unabhängige Analyse zur Qualität der Medien, erstellt vom Forschungsinstitut Öffentlichkeit und Gesellschaft (foeg), (…) ist keine klassische Auftragsforschung der Medienunternehmen, sondern wird durch Forschungsmittel finanziert. Der Bericht liefert vergleichende Daten zur Schweizer Medienlandschaft (…). Mit Inhaltsanalysen messen Wissenschaftler_innen hier Quellentransparenz, Sachlichkeit und journalistische Eigenleistung der Redaktionen."

Schließlich resümiert Lünenborg: "Die Ergebnisse solcher Untersuchungen können im Einzelfall wehtun. Aber nur dann gibt es Argumente für bessere Recherche, mehr Partizipation oder Mut zu neuen Formen und Formaten." Denn Legitimation der Öffis "kann nur darin bestehen, spezifische Leistungen für die Gesellschaft beziehungsweise für verschiedene Teile dieser Gesellschaft zu erbringen, die ansonsten nicht (oder nicht ausreichend) gewährleistet sind. Ihr Erfolg kann deshalb nicht zuvörderst anhand von Reichweite und Einschaltquoten bemessen werden." Diese Forderungen sind auch in einem offenen Brief mit zehn Thesen über die Zukunft der Anstalten festgehalten. Unterstützer sind Politiker, Wissenschaftlerinnen und generell medienpolitisch interessierte Menschen.

Um nochmal auf Rößner und die Presseähnlichkeit einzugehen – in dem Brief heißt es unter These zwei: "Das Verbot der Presseähnlichkeit entspricht – zumal in der restriktiven Interpretation der Rechtsprechung – nicht den Bedingungen der Content-Aufbereitung im Internet und muss aufgehoben werden. Dann könnte auch die bisherige Differenzierung zwischen sendungsbezogenen und nicht sendungsbezogenen Telemedien mitsamt der aufwändigen Ausweis- und Nachweispflicht für den Sendungsbezug vollständig fallen."

Auch an uns Medienbubble-Journalisten gibt es eine Botschaft. Die öffentliche Debatte um die Qualität öffentlich-rechtlicher Medien müsse vielschichtiger werden: "Dafür braucht es einen Medienjournalismus, der auch die Schwächen der Arbeit im eigenen Hause in den Blick nimmt und bei dem der O-Ton des Intendanten zum Jubiläum weniger bedeutsam ist als der kritische Blick auf überholte redaktionelle Routinen und mangelnde Flexibilität."

Wer wird denn gleich an Quoten denken?

Wo wir grade von Selbstkritik in öffentlich-rechtlichen Reihen sprechen: Gibt’s ja jetzt nicht unbedingt jeden Tag, in Puncto Talkshows aber schon manchmal. Der WDR-Rundfunkrat haut nämlich in einer Stellungnahme den eigenen Talkshow-Machern auf die Finger: "Die Formate 'Hart aber fair' und 'Maischberger' setzten nach wie vor zu häufig auf populistische Reizthemen und hätten zu selten Frauen und jüngere Menschen auf der Gästeliste, bemängelt das Aufsichtsgremium unter anderem", heißt es in einer epd-Meldung (leider nicht online).

"Der Programmausschuss rät dazu, Gesprächspartner der Talkshows danach auszuwählen, dass sie sachlich und kompetent argumentieren sowie differenzierte Positionen vertreten können, um dem Auftrag zur gesellschaftlichen Willensbildung – auch in komplizierten Themenfeldern – besser gerecht zu werden", heißt es in der WDR-Stellungnahme. Hört sich an, als ginge man auf die Kritik (Rechtsruck wurde herbeigetalkt, Talkshows beschwören Probleme, etc.) nach der Bundestagswahl ein (hier im Altpapier). "Es darf auf keinen Fall Anspruch an die Gäste sein, zu provozieren oder Skandale erwarten zu lassen, besonders wenn es darum geht, einen gesellschaftlichen Diskurs anzuregen", geht’s weiter. Die Frage ist nur, ob sich dadurch tatsächlich was ändern wird oder wir uns wieder im Kreis drehen.

2012 und 2015 gab’s nämlich schon ähnliche Talkshow-Kritik aus dem Rundfunkrat. Zitat: "Die (…) Hauptkritikpunkte des Rundfunkrats zur Themenvielfalt und zu einer ausgewogenen Gästeauswahl in den Sendungen würden weiterhin fortbestehen, hieß es nun. Die Themen müssten nach gesellschaftlicher Relevanz ausgewählt werden und dürften nicht zu reißerisch sein."

Auf ein eventuell hinter einem Hang zum Populismus stehenden Quotendenken der Talksows (weit hergeholt, ich weiß, just guessing) geht der Rundfunkrat allerdings nicht ein. Aber Quoten spielen ja auch eh kaum eine Rolle bei den Öffentlich-Rechtlichen. Hat ZDF-Programmchef Norbert Himmler grade erst wieder im Interview mit Thomas Lückerath von dwdl.de gesagt: "Ob 2017 ein gutes Jahr für das ZDF war, bemisst sich ja nicht nur an den Einschaltquoten, sondern eben auch an der Qualität." Um dann später hinterherzuschieben: "In einem Markt, der immer dichter wird, verlieren alle Sendergruppen, bis auf eine. Nur wir legen in der Kombination ZDF, ZDFneo, ZDFinfo und unsere Partnerkanäle zu."

Aber zurück vom Quotenschlenker zu der Talkshow-Stellungnahme: "Die Qualität der Sendungen ist nach Auffassung der AG häufig gut", heißt es weiter. "Der Programmausschuss hält es jedoch im Sinne seiner Aufsichts- und Beratungsfunktion für notwendig, auf nach wie vor vorhandene Verbesserungspotentiale aufmerksam zu machen", konstatiert der WDR in schönstem Beamtendeutsch. Dass die Anstalt in offiziellen Stellungnahmen schreiben würde: Quali is geil, könnten aber noch besser am Start sein, hätte ja auch keiner vermutet. Auch wenn der Rundfunkrat die Talkshows wohl ganz gerne in einen Jungbrunnen werfen würde?

Hört sich jedenfalls so an, wenn Joachim Huber im Tagesspiegel schreibt: "Ferner wird zur 'Belebung des Programms' angeregt, in den Talkshows auch neue junge Modertorinnen und Moderatoren einzusetzen". Wer jetzt Herzrasen bekommt, ob der Innovationswut der Anstalt: Nein, ganz so revolutionär ist es dann doch nicht. Wenn überhaupt könne man das ja mal in den Sommerpausen ausprobieren, schlägt der Programmausschuss vor.

Betonfarbener Präsentierteller für die AfD?

Weiter geht’s mit einem nicht auf den ersten Blick medienspezifischen Thema, das aber dennoch eine große Meta-Diskussion provoziert: über Moral, Medienmechanismen und Öffentlichkeit, über Erinnerungskultur und Grenzen verschiedenster Art.

Die Aktionskünstler des "Zentrums für politische Schönheit" haben Björn Höcke ja gestern eine Nachbildung des Denkmals für die ermordeten Juden Europas vor sein idyllisches Provinz-Refugium im thüringischen Bornhagen gesetzt – zwar nur aus Pappmaché, aber nicht weniger öffentlichkeitswirksam als das Original aus Beton. Anfang des Jahres hatte Höcke (kleine Erinnerung hier) das Mahnmal für die während der NS-Zeit ermordeten Juden in Berlin als "Denkmal der Schande" bezeichnet. Ein selbsternannter "ziviler Verfassungsschutz" der Aktivisten habe den AfD-Politiker in den vergangenen Wochen observiert und werde die gesammelten Informationen veröffentlichen, wenn Höcke nicht vor den grauen Steelen auf die Knie falle, drohen die Aktivisten.

Unter dem Titel "Artivisten" schreibt schreibt Mounia Meiborg heute in der Süddeutschen (im Print-Feuilleton oder bei Blendle für 79 Cent): "Als Inszenierung ist das durchaus konsequent. Es trifft die Richtigen: Björn Höcke, der in der AfD die Nähe zu Pegida und radikalen rechten Gruppen sucht, wird in seiner Partei gerade wieder salonfähig. Lange her, dass man ihn ausschließen wollte. (…) Die Methode der Artivisten wirft - wie oft beim Zentrum für politische Schönheit - Fragen auf, auch moralische. Ist öffentliches Bloßstellen die richtige Antwort auf politische Entgleisungen oder nicht Teil derselben Verrohung? Dürfen Privatleute Politiker beschatten?"

Bietet diese Beton-Aktion der AfD nicht auch wieder einen medialen Präsentierteller, wo sie aber doch grade angesichts der vorläufig gescheiterten Regierungsbildung ausnahmsweise mal nicht im Fokus steht?

"Im rechten Diskursraum dürfte die Aktion Furore machen, und so zu einem Fanal der anderen Art werden", schreibt Meiborg. Und Arno Frank fragt sich bei Spiegel Online, "ist es nicht am Ende Höcke selbst, der sich als Opfer einer linksgrünen Schmutzkampagne inszenieren kann - und von der Aktion womöglich noch profitiert?"

In den sozialen Medien ging die Aktion viral. Fast alle Zeitungen und Online-Portale berichten. Auf eine gewisse Weise (Achtung: steile These) bedient sich das Zentrum damit ähnlicher Mittel wie die AfD selbst: Die Mechanismen der Aufmerksamkeitsökonomie der Medien nutzen, provozieren und auf großen Widerhall spekulieren. Das tun natürlich auch andere Politiker und ich will gar nicht sagen, dass das per se verwerflich sei. Als Privatmensch denke ich nämlich über solche Aktivisten: Hau drauf, genau da wo’s wehtut. Manche Themen sind so wichtig, dass sie öffentlich wieder und wieder thematisiert werden müssen.

Als Journalistin denke ich allerdings: Auch damit werden wir Medien auf eine gewissen Art und Weise instrumentalisiert. Und das sollte uns bewusst sein. Wir sollten, auch wenn wir persönlich mit der Sache sympathisieren, in so einem Fall nicht zu schnell über das so häufig zitierte Stöckchen springen, das uns hingeworfen wird – egal ob von rechts oder von links, von Politikern oder Aktivisten. Sonst verlieren wir unsere Glaubwürdigkeit. Und tatsächlich findet sich in den Zeitungen heute viel gutüberlegte, reflektierte Meta-Diskussion zu der Aktion: über Moral, über Medienmechanismen und Öffentlichkeit, über Erinnerungskultur und Grenzen verschiedenster Art.

In der FAZ heißt es unter dem Titel "Moralbeton": "Allerdings hat das Zentrum gar nicht den Anspruch, auf moralisch einwandfreiem Grund zu stehen. Im Zweifel sind sie für Destabilisierung; aus der Grobheit ergibt sich die Ambivalenz, die das künstlerische Spiel mit Moral von bloßer Moral unterscheidet. Alles wird in dieser Aktion, die man sich auch als "Titanic"-Cover vorstellen könnte, zum Material einer Parodie, nicht zuletzt das Mahnmal-Original selbst." (Seite 9, bei Blendle für 45 Cent)

Und die taz bringt ein Pro und Contra zu der Aktion: "Sich an die Vergangenheit zu erinnern ist die Grundlage dafür, für die Zukunft Verantwortung zu übernehmen. Diese Verantwortung geht uns alle an – und nicht nur diejenigen, die ohnehin nicht das Problem sind", befürwortet Dinah Riese die Aktion. "Wer auf jeden Fall versuchen wird, sich mit jedem nur denkbaren Mittel vor die Kameras und Mikrofone zu werfen, ist die AfD. Dabei muss man ihr nicht noch helfen. Gut, all das konnten die InitiatorInnen nicht ahnen, als sie vor zehn Monaten mit dem Projekt begannen. Aber für missglückte politische Kommunikation gibt es eben keine Ausreden", kritisiert Peter Weissenburger.

Ach, und der Vollständigkeit halber: Youtube sperrte den Account des Zentrums, auf dem die Aktion live übertragen wurde, zwischenzeitlich komplett. So viel zum Thema Marktmacht von Suchmaschinen und sozialen Netzwerken (Tabea Rößner oben). Netzpolitik.org schreibt nach Nachfrage beim Mutterkonzern Google, "dass man das intern nach oben eskaliert hätte. Jetzt ist der Account nach ca. 80 Minuten Offline sein wieder da. Das ist sicherlich der öffentlichen Aufmerksamkeit geschuldet. Hier wurde aber wieder mal anschaulich gezeigt, was passiert, wenn Algorithmen verrückt spielen und einen öffentlichen Raum regulieren, der leider privatisiert ist."

Altpapierkorb (Dramaberichterstattung, Middelhoff-Doku, Kongo):

+++ Dödödö dööööö, dödödö döööööö: Hören Sie’s? Den Beginn von Beethovens Fünfter? Drama, Drama, Baby! Es geht um Jamaika, oder wahlweise auch Neinmaika. Hoffentlich wird diesen Wortspielen jetzt durch das Scheitern der Gespräche zwischen FDP, Union und Grünen ein Ende gesetzt. Der "Spiegel" haut heute covertechnisch aber nochmal so richtig auf die Kacke und titelt "Stunde Null". Wer wird denn da gleich an den Zweiten Weltkrieg denken? Na, na. Bei Meedia.de gibt’s weitere Titelblatt-Analysen dazu, unter anderem vom Stern ("Freier Fall").

+++ Der WDR strahlt die Doku über den ehemaligen Manager Thomas Middelhoff nicht wie geplant heute Abend aus. "Man könnte sagen, das sei für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk doch ein wenig peinlich und der WDR habe in letzter Minute einen Eklat vermieden", heißt es bei FAZ.net. Middelhoff habe beim Drehbuchschreiben ein Mitspracherecht gehabt, heißt es in einer Stellungnahme des WDR: "Vereinbarungen wie diese widersprechen den journalistischen Grundregeln des öffentlich-rechtlichen Rundfunks und sind für den WDR nicht akzeptabel." Weitere Meinungen dazu auch bei der Süddeutschen und Meedia.de.

+++ Für italophile Zeitungsbranchenbeobachter: Für die Süddeutsche hat sich Oliver Meiler den Relaunch der Repubblica angesehen (Medienseite oder für 79 Cent bei Blendle). Wie viele Zeitungen hat das linksliberale italienische Blatt fast die Hälfte seiner Leser verloren. Jetzt wirke die Zeitung, die ein Layout wie ein "fröhliches Chaos" hatte, beinahe nackt. "Eine kleine Revolution", urteilt Meiler.

+++ Über Journalismus im Kongo liest man ja hierzulande nicht allzu viel. Bei Deutschlandfunks @mediasres gibt es dazu grade einen hörenswerten Beitrag von Patricia Corniciuc über die Herausgeberin der Zeitung "Le Souverain" Solange Lusiku Nsimire. Frauen bräuchten für den Journalistenberuf besonders viel Durchhaltevermögen: "Unsere Sitten und Traditionen erziehen uns dazu, schüchtern zu sein. Bloß nicht das Wort ergreifen. Im Kongo ist der Journalismus das Vorrecht des Mannes. Wenn du als Frau im Kongo Journalistin wirst, ist das kein Zufall. Du wirst es, weil du Charakter hast", sagt sie.

+++ Das Recherchebüro Correctiv bekommt einen neuen Chefredakteur. Oliver Schröm, bisher Leiter des Investigativ-Teams beim NDR-Magazin "Panorama", übernimmt den Job. "Correctiv hat eine neue redaktionelle Führung dringend benötigt. In jüngster Vergangenheit verzeichnete Herausgeber Schraven mehrere wichtige Abgänge. Die Führungsposition im Recherchebüro gilt nicht als die einfachste", schreibt Marvin Schade für Meedia.de.

+++ Zur gestern hier kurz angeschnittenen Entscheidung über die Netzneutralität in den USA, die in ihrer jetzigen Form so wohl nicht mehr lange bestehen wird, gibt es mehr Infos zum "Zickzackkurs" in der Zeit. Die Süddeutsche sieht ein "Zwei-Klassen-Internet" kommen und die NZZ erinnert sich an die ursprünglich von Obama in Kraft gesetzte Regelung.

+++ In der Morgenpost wirft Kai-Hinrich Renner diverse Bekannte als Nachfolger für den scheidenden Konzern-CEO Thomas Ebeling in den Raum. Neben Fred Kogel seien auch Markus Tellenbach, früherer Chef des Sky-Vorgängers Premiere, und Ex-RTL-Mann Gerhard Zeiler im Gespräch. Ein branchenfremder Nachfolger sei aber auch möglich. +++ In der Zeit lobt Rainer Esser Ebeling für die Beleidigung seiner Zuschauer. Unter dem Titel "Endlich sagt’s mal einer" vergleicht er den scheidenden CEO mit Herkules und Odysseus und bezeichnet ihn als "Held der deutschen Gegenwart". Naja, vielleicht war er aber auch einfach nur arrogant. Streitbar…

+++ Deutschlands wohl bekanntester Herr im weißen Kittel ist gestorben: Dieter Bellmann wird keine neuen Folgen "In aller Freundschaft" mehr drehen können. Mehr dazu in der Süddeutschen und bei Spon.

+++ Auch der Filmproduzent Peter Berling ist tot. Claudius Seidl schreibt in seinem kleinen Nachruf für die FAZ: "Man tröstet sich, wenn man vom Tod eines solchen Mannes erfährt, ja gern mit dem Gedanken, dass uns die Werke, immerhin, erhalten bleiben – all die Filme, die Peter Berling produziert, all jene, in denen er mitgespielt hat; die Bücher, die er geschrieben und die vielen wundersamen Fernsehclips, die Alexander Kluge mit ihm gedreht hat". (Seite 11 oder bei Blendle für 45 Cent). Auch die Zeit hat eine Meldung.

Neues Altpapier gibt’s wieder am Freitag.