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Das Altpapier am 6. Dezember 2021Brauchen Journalisten Boxtrainer?

06. Dezember 2021, 14:08 Uhr

Olaf Scholz macht sich lieb Kind bei Springer. Wolfgang Schäuble beeinträchtigt die Umsetzung eines Gesetzes gegen Hasskriminalität im Netz. Stefanie Sargnagel legt nahe, dass man wie Hippies aussehende Leute, die mit Nazis demonstrieren, Nippies nennen sollte. Ein Altpapier von René Martens.

Hass im Netz (1)

Christian Drosten hat aktuell mal wieder einen Grund, die Bild-Zeitung zu kritisieren. Er fordert, "dass die Politik sich zu dieser Darstellung richtigstellend positioniert, um die betroffenen Wissenschaftler zu schützen". Es  geht um die Schlagzeilenkombination "Experten-Trio schenkt uns Frust zum Fest: Die Lockdown-Macher", mit der bild.de und Bild-Zeitung ihrer Community drei Wissenschaftler zum Fraß vorgeworfen hatten.

Eine der Angegriffenen, die Physikerin Viola Priesemann, schreibt dazu:

"Mich selbst erschüttert das recht wenig (…) Es ist ja nichts anderes zu erwarten. Ich verstehe meine Kolleg:innen, die sagen, dass sie gerne forschen, sich der Öffentlichkeit aber nicht aussetzen wollen. Das kann ich gut nachvollziehen. Trotzdem meine Bitte: Es hilft allen, diese Arbeit auf vielen Schultern zu verteilen."

Ihrem Hass auf die vermeintlichen "Lockdown-Macher" ließen Bild-Zeitung und bild.de freien Lauf, kurz nachdem in Grimma Fackelträger "im Stil der SA oder des Ku-Klux-Klans" (FAZ-Kommentar von heute) vor dem Haus der sächsischen Gesundheitsministerin Petra Köpping aufmarschiert waren. Die Meldung dazu fand sich online unter dem "Lockdown-Macher"-Märchen.

Wird sich "die Politik" (Drosten) in nennenswerter Weise gegen die Bild-Zeitung und bild.de positionieren? Wie realistisch das ist, zeigt unter anderem ein Artikel Joachim Hubers im Tagesspiegel, in dem er den Schlagzeilen-Angriff von Samstagmorgen im Kontext mit der im ZDF am Samstagabend übertragenen Springer-Werbefernsehsendung "Ein Herz für Kinder" kommentiert, bei der Olaf Scholz, Annalena Baerbock und Robert Habeck auftraten. Huber äußert sich für seine Verhältnisse relativ scharf:

"Scholz braucht Wissenschaftler wie Priesemann, Brockmann und Meyer-Hermann - oder braucht er die 'Bild' mehr? (…) Olaf Scholz hat bislang keine Gelegenheit ausgelassen, um sich beim 'Bild'-Eigner Springer lieb Kind zu machen. Kanzlerduell, Koalitionsvertrag, stets saß Scholz bei Bild-TV. Und am Samstag bei der TV-Bild-Gala 'Ein Herz für Kinder'."

Und der Volksverpetzer kommentiert für seine Verhältnisse normal scharf:

"'Querdenker:innen' und (die) Rechtsextremist:innen der AfD (…) sind allgemein schon als die Gefahr und Außenseiter geächtet, die sie sind. Zur BILD geht der kommende Kanzler jedoch für Interviews."

Huber hat wohl noch ein bisschen Hoffnung, dass Scholz und Co. ihre Strategie ändern könnten:

"Ob Blatt, online oder Bild-TV, 'Bild' hat nur die Macht, die ihr zugestanden wird. Also müssen sich ein Bundeskanzler Olaf Scholz und seine Koalitionäre genau überlegen, in welcher Nähe, mit welcher Distanz sie mit diesem zum Niedermachen bereiten Medium umgehen."

Die Kritik an der Bereitschaft zum "Niedermachen" greift indes zu kurz, auch wenn sie in früheren Zeiten - in denen die Bild-Zeitung noch nicht ganz so gefährlich war wie heute - adäquat gewesen sein mag. In der Kritik sollte heute immer im Zentrum stehen, dass es sich hier um ein "gesellschaftszersetzendes Medium" handelt (Bildblog-Autor Lorenz Meyer aus aktuellem Samstagabendshow-Anlass und mit der passenden Bebilderung).

Die prägnantesten Sätze zur ZDF-Sendung schließlich stehen in einem Text Willi Winklers für die SZ:

"Der leider Gottes verstorbene Wiglaf Droste hat einmal gesagt: 'Ich habe tote Fische gesehen, die es ablehnten, sich in Bild einwickeln zu lassen.' Olaf Scholz, Annalena Baerbock und Robert Habeck haben damit kein Problem."

Hass im Netz (2)

Mit einem Kommentar zu den Entwicklungen an der Hater-Front hat sich dann auch noch Johannes Boie eingeschaltet (in diesen Satz würde sogar das beliebte Journalisten-Füllwort "ausgerechnet" passen).

"Twitter, Facebook, Telegram und Co. belohnen radikale Aussagen. Mit ihrem Geschäft zerstören sie unsere Demokratie",

schreibt er. Sagen wir es mal so: Die Gefährlichkeit von sich in Telegram-Gruppen radikalisierenden Leuten würde sich zumindest in Deutschland in Grenzen halten, wenn sie nicht von jener Redaktion munitioniert würden, der Boie seit kurzem vorsteht.

Zu den Kolleginnen und Kollegen, die die rechtsextremistische Szene auf Telegram seit langem beobachten, gehört Alexander Roth, Redakteur beim Zeitungsverlag Waiblingen (Waiblinger Kreiszeitung, Winnender Zeitung), den die "Tagesthemen"  im Mai porträtiert hatten (siehe Altpapier)

Nun hat ihn "SWR aktuell" zu seinen Einschätzungen der aktuellen Entwicklung befragt. Roth sagt, er habe in den von ihm beobachteten Telegram-Gruppen eine Zunahme von "Tötungs- und Gewaltfantasien, die sich gegen konkrete Personen" richte, festgestellt. Am Sonntag erwähnte er in diesem Kontext bei Twitter Mai-Thi Nguyen-Kim als Objekt solcher Tötungsfantasien. In einem Beitrag der "Aktuellen Stunde" des WDR kam Roth gestern ebenfalls zu Wort, und wer seit Freitag medienabstinent gelebt hat, für die oder den liefert Autorin Susanna Zdrzalek in weniger als drei Minuten einen guten Überblick über die Gemengelage. Dass der Artikel über die vermeintlichen Lockdown-Macher "längst in Querdenker-Kreisen geteilt wird", bemerkt Zdrzalek unter anderem. Und Roth schreibt bei Twitter:

"Von 'Corona-Demos' kann man längst nicht mehr sprechen: Radikale Querdenker*innen und Rechtsextremisten tragen Telegram-Gewaltfantasien auf die Bühnen und Straßen."

Ihnen gehe es um den "Systemsturz". Gegenüber dem WDR sagte er dazu, der Protest gegen die Impfpflicht sei "maximal ein Vorwand". Damit weist Roth indirekt auf eine Schwäche vieler Redaktionen hin, die es sich damit bequem gemacht haben, das, tja, Narrativ der Demonstrierenden zu reproduzieren, es ginge ihnen um die "Corona-Maßnahmen". 

Ein anderer impliziter Ratschlag an die Medien findet sich in einer Rede, die die Autorin und Mockumentary-Hauptdarstellerin Stefanie Sargnagel am Wochenende auf einer Demo in Wien gehalten hat. Um die grundsätzliche Gefahr der Esoterik geht es unter anderem, und in diesem Zusammenhang sagt Sargnagel, man solle wie Hippies aussehende Leute, die mit Nazis demonstrieren, Nippies nennen.

Damit, dass hiesige Medien diesen Begriff für die Berichterstattung von Querdenker-Demonstrationen übernehmen, ist allerdings nicht zu rechnen.

Hass im Netz - der Film

Heute zeigt das Erste um 23.35 Uhr Klaus Scherers Dokumentation  "Hass im Netz", in der Mediathek steht der mehr als nur latent aktuelle Film bereits. Scherer hat mit Strafverfolgern und Tätern gesprochen, etwa einem Beschuldigten aus dem "Raum Celle", der zumindest zweimal zu Geldstrafen verurteilt wurde - einmal, weil er gegen Walter Lübcke hetzte, als dieser noch lebte, und ein weiteres Mal, weil er Claudia Roth beleidigt hat.

Während die von Scherer in diesem Kontext interviewte Roth gegen alles vorgeht, was strafrechtlich relevant ist, hat ihr früherer Bundestagspräsidiumskollege Wolfgang Schäuble beschlossen, "persönliche Beleidigungen" nicht an sich "heranzulassen". Schäuble beruft sich in einer Mail an den Filmemacher dabei auf eine Devise des früheren Bundespräsidenten Theodor Heuss: "Nicht mal ignorieren."

Von Bedeutung ist das, wie Scherer im Film problematisiert, mit Blick auf das im April in Kraft getretene "Gesetzespaket gegen Hass und Hetze", denn um eine Beleidigung zu ahnden, brauchen die Strafverfolger die Zustimmung des Betroffenen. Also: Ob der Beleidiger zur Rechenschaft gezogen wird, hängt vom Willen des Beleidigten ab. Ob Schäuble sich "aus der Sicht eines Strafverfolgers noch zeitgemäß" verhalte, fragt Scherer den Koblenzer Generalstaatsanwalt Jürgen Brauer. Und der sagt: "Wir würden uns wünschen, wenn die Ermächtigungen in jedem Fall erteilt werden."

Natürlich muss man den Umgang mit Hass und Beleidigungen, den Schäuble für sich persönlich als richtig erachtet, akzeptieren, auf der Makroebene und unter Solidaritätsaspekten ist seine Einstellung aber falsch. Sie ist ein falsches Signal an die Hater und Hetzer. In einem von der Teleschau geführten Interview, das unter anderem beim RND erschienen ist, formuliert es Filmautor Scherer ähnlich:

"Am Ende müssen sich Wolfgang Schäuble und andere Abgeordnete, die sich wie er verhalten, fragen lassen, wie es sein kann, dass der Bundestag ein Gesetz gegen Hass in Netz auf den Weg bringt, dann aber sagen: Meinetwegen könnt ihr das Verfahren einstellen. Denn erstens sind Politiker auch Vorbilder, und es werden auch andere Menschen im Rollstuhl beleidigt."

Besprochen haben den ARD-Film Thomas Gehringer für den Tagesspiegel und Ronen Steinke für die SZ ("Eine Doku zeigt, wie das juristische Instrumentarium gegen Hetzer endlich angewandt wird. Zumindest immer öfter").

Hass gegen Journalisten - eine neue Qualität

Der Tagesspiegel berichtet in auch eigener Sache von einer verbotenen Demonstration des Querdenker-Milieus in Berlin - weil ein Redakteur dort angegriffen wurde:

"Julius Geiler wurde attackiert, als er gerade eine Gruppe um den bekannten Rechtsextremisten Armin K. filmte, als diese gerade den Verdi-Gewerkschaftler Jörg Reichel ausgemacht hatte und Pläne besprach, ihn anzugreifen (…) Nach Informationen des Tagesspiegels gibt es ernst zu nehmende Hinweise darauf, dass bekannte Neonazis aus Hamburg Julius Geiler angegriffen haben."

Das Jüdische Forum für Demokratie und gegen Antisemitismus (JFDA) spricht von "fünf dokumentierten, teils sehr gewaltsamen Übergriffen auf Journalist:innen, die den Protestzug begleiteten". Erwähnt ist ein Angriff auf "zwei Journalist:innen" durch "eine Gruppe von jungen Erwachsenen, die dem Umfeld der neonazistischen Kleinstpartei 'Der III. Weg' und der Neonazi-Jugendgruppe 'Division MOL' zugerechnet werden". Eines der Opfer war ein Mitstreiter des Accounts @vuecritique, deren Betreiber u. a. auch im Mai schon einmal von Rechten attackiert worden waren (Altpapier).

"Die Vielzahl an gemeldeten Fällen und ihre Brutalität zeigten am 4. Dezember (…) eine neue Qualität", schreibt das JFDA des Weiteren, und als Illustration dieser "neuen Qualität" kann auch ein Tweet von Julius Geiler dienen (der sein Handy übrigens wieder bekommen hat):

"Um mir zur Hilfe zur eilen, haben heute mehrere Kollegen den Faustkampf mit Neonazis aufgenommen. Ich kann mich dafür nur bedanken. Ich weiß nicht, wie es sonst ausgegangen wäre."

Wenn wir darüber reden, inwiefern sich der Beruf des Journalisten verändert oder verändert hat, dann können wir solche Aspekte wohl nicht außer Acht lassen.

Das beschämend geringe Interesse an der globalen Corona-Situation

Die Zeit der Jahresrückblicke hat längst begonnen, am Wochenende ist beispielsweise die FAS eingestiegen. Teilweise Jahresrückblickscharakter hat auch ein Essay (€) von Georg Mascolo über den Ausnahmezustands-Journalismus "seit vier Corona-Wellen", den er für die Samstag-Ausgabe der SZ geschrieben hat.

Mascolo spielt dort viele Themen an, die in den vergangenen Wochen und Monaten in dieser Kolumne eine Rolle gespielt haben. Wie Klaus Raab in diesem Altpapier, kritisiert Mascolo etwa den überwiegend "deutschen Blick" hiesiger Medien:

"Eine echte Fehlleistung ist, dass bis heute bei zu vielen Medien ein sehr geringes Interesse an dem herrscht, was im Rest der Welt geschieht, mal abgesehen von der Frage, wer schon ‚Freedom Day‘ feiert und wer im Impfrennen vorne liegt. WHO und UN beklagen, dass die Frage einer gerechteren Verteilung von Impfstoffen keine größere Beachtung findet. Während jede RKI-Pressekonferenz gestreamt wird, ist das Interesse an globalen Fragen beschämend gering."

Der Text hat auch selbstreflexive Elemente:

"Man muss die Politik dafür kritisieren, dass sie die Impfpflicht nicht einmal diskutiert hat. Aber mich hindert meine eigene Kurzsichtigkeit, dies im schrillen Ton zu tun."

Während andere Journalisten jetzt den Eindruck erwecken, sie wären schon lange für die Impfpflicht, bekennt sich hier also jemand zu seiner "Kurzsichtigkeit".

Zum Tod von Mirco Nontschew und Bodo Zeuner

In der vergangenen Woche sind der Komiker Mirco Nontschew im Alter von 52 und der Politwissenschaftler und frühere Spiegel-Redakteur Bodo Zeuner im Alter von 79 Jahren verstorben.

Judith Liere schreibt zu Nontschews Tod bei Zeit Online: "Wer in den Neunzigerjahren fernsehsozialisiert wurde, kennt Mirco Nontschew", und zwar als Mitgründer von "RTL Samstag Nacht".

In der SZ (€) schreibt der heute schon erwähnte Willi Winkler:

"Wenn er (dort) nicht 'Das Wetter', sondern 'Wetterwetterwetter' ankündigte oder als 'Märchen-Man', nur begleitet mit plüschenem Papagei und einem doch recht stummen 'Frank, den ich 'kleiner sprechender Haken, der auf der Schulter sitzt' nennen darf', fast schon artmanneske Schnurrpfeifereien von sich gab, kam aus dem Fernseher endlich mal ein alles zermalmender Blödsinn."

Und noch einmal Liere:

"Innerhalb der Crew von damaligen Comedytalenten stach Mirco Nontschew heraus. Sein Humor erzählte sich weniger über Inhalte wie gut geschriebene und vorgetragene Gags oder treffend ausgefeilte Figurendarstellungen. Das Lustige an ihm war Nontschew selbst. Er trat auf und noch bevor er einen Laut von sich gab, lachte das Publikum, weil allein sein kantiges Gesicht, seine Augenbrauen, seine Mundwinkel da schon ein halbes Comedyprogramm abgeliefert hatten. Dann kam der Rest des Körpers hinzu und komplett machten es die Geräusche. Nontschew war Breakdancer und Beatboxer, bevor er Comedian wurde. Und als solcher machte er dann einfach Nonsens, Slapstick auf höchstem Niveau."

Anlässlich Bodo Zeuners Tod schreibt das ND darüber, wie zu seiner Zeit beim Spiegel "der Versuch, ein Redaktionsstatut im Sinne innerer Pressefreiheit durchzusetzen, misslang". Hinter diesem Versuch stand eine von der 68ern inspirierte Gruppe mit basisdemokratischen Anliegen, deren Protagonisten, darunter Zeuner, das Haus dann 1971 und 1972 verlassen mussten.

Bei Hoffmann & Campe hat Zeuner 1972 ein Buch über diese gescheiterte Palastrevolution veröffentlicht: "Veto gegen Augstein Der Kampf in der Spiegel-Redaktion um Mitbestimmung".

Die Palastrevolution blieb auch deshalb aus, weil Rudolf Augstein der Belegschaft mit dem bis heute praktizierten Mitarbeiter-KG-Modell ein finanzielles Leckerli präsentierte. Der Redaktion war der Mammon letztlich wichtiger als die Mitbestimmung.

Der Spiegel hat Zeuner in der aktuellen Druck-Ausgabe keinen Nachruf gewidmet, auch im Online-Angebot ist keiner zu finden.

"Die Struktur der Spiegel-Mitarbeiter KG, die den Verlag bis heute prägt, geht so zumindest implizit auch auf Impulse von Zeuner zurück" - der Satz hätte dort jedenfalls stehen können. Immerhin stand er aber fast so vor zwei Jahren in einem Nachruf auf Hermann Gremliza, einen anderen Beteiligten.


Altpapierkorb (HR-Rundfunkrat gelingt Intendantenwahl, Antisemitismusskandal bei DW noch größer als gedacht, Militärpropagandashow im polnischen Fernsehen)

+++ Dem Rundfunkrat des HR ist am Freitag die Wahl eines neuen Intendanten gelungen. Knapper Sieger: Florian Hager, der derzeit noch als stellvertretender ARD-Programmdirektor amtiert. Ende Oktober war die Wahl noch unentschieden ausgegangen (Altpapier). "Hinter den Kulissen wurde seither um Mehrheiten gerungen. Wie man sieht, hatten die Werber, die für Hager Stimmen sammelten, am Ende die besseren Karten", schreibt Michael Hanfeld frei online für die FAZ. In der kostenpflichtigen und bei Blendle für 75 Cent zu habenden Version schreibt er, sagen wir mal: ausführlicher. Hier lautet die entsprechende Passage: "Hinter den Kulissen wurde seither von den politisch eingefärbten Rundfunkratsmitgliedern bei den sogenannten 'Grauen' um Mehrheiten gerungen. Wie man sieht, hatten die Stimmensammler für Hager am Ende die besseren Karten. Sie dürften eher nichts mit der Staatskanzlei und der hessischen CDU zu tun haben." Nach dieser Lesart war die unterlegene HR-Betriebsdirektorin Stephanie Weber also die Kandidatin von CDU und Staatskanzlei.

+++ Der von der SZ aufgedeckte Antisemitismusskandal bei der Deutschen Welle (Altpapier, Altpapier) "ist noch größer als gedacht", schrieb Vice am Freitag - und deckte dabei eine fragwürdige Partnerschaft mit der jordanischen Roya TV auf. Diese habe die DW dann am Sonntag "wegen antisemitischer Kommentare und Karikaturen in sozialen Medien ausgesetzt", wie wiederum die SZ berichtet.

+++ Dass es noch wesentlich unschönere Formen der politischen Fernsehunterhaltung gibt als das oben erwähnte "Ein Herz für Kinder" im ZDF, zeigt ein Blick nach Polen. Am Sonntagabend war dort eine vom Verteidigungsministerium und dem staatlichen Fernsehsender TVP veranstalte Show zu sehen, in der u.a. deutsche Popstars (Lou Bega, Captain Jack) Truppenunterhaltung machten - und Stimmung für den Krieg gegen Geflüchtete im polnisch-belarusischen Grenzgebiet. Hier ein Ausschnitt der Show in guter Qualität - und einer in ein weniger guter. Teile der Sendung protokolliert hat @kapturak.

Neues Altpapier gibt es wieder am Dienstag.

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