Das Altpapier am 20. April 2023: Porträt des Altpapier-Autoren Ralf Heimann
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Kolumne: Das Altpapier am 20. April 2023 Stuckrads Spiegellabyrinth

20. April 2023, 11:54 Uhr

In seinem neuen Roman verwischt Benjamin von Stuckrad-Barre ganz bewusst Fiktion und Wirklichkeit. Er provoziert Missverständnisse. Aber wer das scheinbar Offensichtliche glaubt, geht seiner Inszenierung auf den Leim. Die Medienberichterstattung heute kommentiert Ralf Heimann.

Das Altpapier "Das Altpapier" ist eine tagesaktuelle Kolumne. Die Autorinnen und Autoren kommentieren und bewerten aus ihrer Sicht die aktuellen medienjournalistischen Themen.

Ist es ein Schlüsselroman?

Benjamin von Stuckrad-Barre hat dem Eindruck nach einen Schlüsselroman geschrieben, will es aber so nicht verstanden wissen. Im Interview mit dem "Spiegel" sagt er auf die Frage, ob sein am Mittwoch erschienenes Buch "Noch wach?" ein Schlüsselroman sei:

"Schlüsselroman? Auf gar keinen Fall. Was ist das auch für ein unangenehmes Wort, was soll das überhaupt bedeuten?"

Ja, was soll das bedeuten? Laut Wikipedia ist ein Schlüsselroman "ein Roman, der es nahelegt, als wahre Geschichte gelesen zu werden". Der Roman ist verschlüsselt.

Im Falle von Stuckrad-Barre ist es nicht schwer, ihn zu entschlüsseln, wenn man in denen vergangenen Jahren auch nur mit einem Ohr die Nachrichten verfolgt hat. So scheint es jedenfalls. Im Altpapier geht es die ganze Woche schon um Mathias Döpfner und sein Springer-Tollhaus, zuletzt gestern.

Jan Sternberg stellt Stuckrad-Barres Roman-Protagonisten in seiner Rezension für das Redaktionsnetzwerk Deutschland so vor:

"Da ist der Icherzähler, ehemals 'lose Bordkanone' bei einem großen Medienhaus. Da ist der Chef dieses Medienhauses, der 'Freund', 'allerbeste Freund' und zum Ende des Romans 'scheiß Ex-Freund' des Icherzählers. Und da ist der 'krawallige Chefredakteur' eines an die niederen Instinkte des Publikums appellierenden Fernsehsenders, der einer steten Folge junger Frauen nächtliche, schmachtende Kurznachrichten schickt oder sie zu intimen Treffen beordert."

In dieser Beschreibung ist nichts, was nahelegen würde, dass es sich nicht um Döpfner, Reichelt und Stuckrad-Barre selbst handelt.

Michael Hanfeld schreibt in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (Titel: "Das ist Springer, zu 100 Prozent"):

"Der wahre Handlungsort und die Originalbesetzung dieses Stücks erscheinen uns klar: Springer-Verlag, 'Bild'-Zeitung, Mathias Döpfner, Julian Reichelt und Benjamin von Stuckrad-Barre himself."

Stuckrad-Barre hat sich keine große Mühe gegeben, das Personal zu verfremden.

Sogar kleine Details stimmen überein. Der Ich-Erzähler hat früher, wie Stuckrad-Barre, als Autor von Harald Schmidt gearbeitet. Aber warum wehrt Stuckrad-Barre sich so vehement gegen das Wort Schlüsselroman?

Zum einen kann es so sein, wie er selbst behauptet. In dem "Spiegel"-Interview sagt er über Julian Reichelt:

"Mein Buch ist Literatur und kein Klatsch. Was über ihn und sein Verhalten bekannt ist, wäre kein Romanthema, wenn es nicht woanders vergleichbar vorkäme. Ich interessiere mich nicht für diesen Typen, sondern für einen."

Und er sagt:

"Ich habe einen Roman geschrieben, wirklich einen Roman, und der ist fiktiv. Aber wodurch ist der inspiriert? Natürlich durch die Wirklichkeit. So habe ich immer gearbeitet."

Tatsächlich könnte es auch etwas anders sein. Der Anspruch mag so richtig formuliert sein, aber die Tatsache, dass Stuckrad-Barre schon kleine Details aus der Wirklichkeit übernommen, kann auch ein Hinweis darauf sein, welchen Wahrheitsgehalt die größeren Zusammenhänge haben. Er hätte die Figuren auch mit anderen Eigenschaften und Hintergründen ausstatten und dann behaupten können: Was wollt ihr denn? Sind doch ganz andere Menschen?

Ein Roman ist keine Recherche

Genau das macht er aber nicht, denn das würde sehr plump deutlich machen: Hier ist vieles einfach ausgedacht. Stuckrad-Barre zeigt ein Bild, das viele Merkmale der Wirklichkeit hat, auf den ersten Blick auch so aussieht, aber er behauptet: Das ist alles Fiktion. Er spielt mit der Vorstellung. Er arbeitet wie ein Illusionist.

Bei der Premieren-Lesung gestern Abend im Berliner Ensemble sagte er selbst das Wort "Vexierspiel", distanzierte sich davon aber gleich wieder. Das erzählte mein Altpapier-Kollege Klaus Raab mir am Telefon, der sich die Veranstaltung angesehen hat.

Ist das, was man sieht, die Wirklichkeit? Ist es wirklich passiert? Oder ist sie fast so passiert, stimmen nur kleinere Details nicht? Oder größere? Oder ist es eine Geschichte, die einen größeren Zusammenhang herstellt, die nicht nur etwas über Döpfner, Reichelt und Springer erzählt, über das Wesen des Menschen. Das wäre der Anspruch von Literatur. Der Anspruch von Journalismus ist, die Dinge darzustellen wie sie passiert sind. Aber Journalismus spielt sich in Grenzen ab, die es in der Fiktion so nicht gibt. Diese Grenzen markieren unter anderem Persönlichkeitsrechte.

Der "Spiegel"-Reporter Anton Rainer sagt im Interview mit dem NDR-Medienmagazin "Zapp":

"Dieses Buch ist ein Roman, und das ist Belletristik. Und zwar ist das nicht nur deshalb so, weil der Verlag das behauptet, weil das quasi aus juristischer Sicht irgendwie angeraten ist, man würde über echte Personen schreiben, sondern weil der Autor da Freiheiten hat, die ein Journalist nicht hat. Er kann Dinge dazu erfinden, Orte verlegen, Personen vermischen. Das kennen wir im Journalismus nicht, und das ist auch ehrlicherweise gut so."

Das erklärt sehr gut, welche Erwartungen man an diese Geschichte haben darf. Auch wenn Stuckrad-Barre hier die Wirklichkeit so erzählen sollte, wie sie passiert ist, sollte man sie so nicht glauben, denn das steht schon auf der Verpackung.

Es ist vielleicht so wie mit sehr guten Steinpilzen, die ganz hervorragend schmecken und völlig ungiftig sind. Wenn auf der Verpackung steht "Vorsicht giftig" sollte man das auch dann glauben, wenn man meint, erkennen zu können, dass an der Behauptung nichts dran ist.

Das Buch ist keine Fortführung der Recherchen. Es kann nicht aufklären. Dann müsste es ein Sachbuch sein. Und dann wäre die Sachlage eine andere:

Volker Weidermann schreibt in seiner Rezension für die "Zeit":

"Wäre dieses Buch, von dem wir hier sprechen, ein Sachbuch mit namentlich gekennzeichneten Zeugenaussagen und gerichtsfesten Belegen, würde der Turm noch heute zu Staub zerfallen. Aber es ist nur ein Roman. Der Turm steht."

Der Spiegellabyrinth-Effekt

Es ist aber möglich, dass Stuckrad-Barre hier mit den Genres spielt, die Dinge im Großen und Ganzen so erzählt, wie sie passiert sind, aber behauptet: Das ist alles Fiktion. Dieser Eindruck soll jedenfalls entstehen. Stuckrad-Barre hätte ihn durch Verfremdungen leicht vermeiden können.

Aber der Spiegel-Labyrinth-Effekt ist Teil der Inszenierung. Hinter jedem Kapitel steht die Frage: Ist das jetzt wirklich so passiert?

Stuckrad-Barre verstärkt diesen Effekt dadurch, dass er etwa im "Spiegel"-Interview auf die Frage, wie real eine bestimmte Szene ist, sagt:

"Die ist real. Und sie ist wahr."

Es sind also anscheinend ganz reale, ganz wahre Szenen enthalten. Welche noch? Das ist die Frage, die Menschen sich beim Lesen stellen – stellen sollen.

Mit dem bestimmten Begriff Wahrheit kann Stuckrad-Barre hier ganz wunderbar spielen. Wenn sich eine Szene so zugetragen hat, aber an einem anderen Wort, vielleicht mit leicht veränderten Details, ist sie dann wahr? Oder ist das schon Fiktion?

Oder ist in gewisser Weise auch eine Szene wahr, die so nie stattgefunden hat, die aber etwas Wahres besser erklären kann als eine reale Szene – zum Beispiel eben Stuckrad-Barres im "Spiegel"-Interview formulierte These:

"Macht korrumpiert alle, auch die, die sie nicht haben (…)"

Mit künstlerischen Mitteln lässt sich so eine allgemeine Wahrheit herausarbeiten. Und am Ende ist es völlig unerheblich, ob das alles so stattgefunden hat oder nicht. Es ist Kunst. Und Kunst kann Wahrheit noch in etwas größerer Klarheit zeigen als Wirklichkeit.

Das hat allerdings den Nebeneffekt, dass Fiktion einen Vorschlag dazu macht, wie es gewesen sein könnte. Sie füllt eine Lücke mit einer Erzählung, und es kann passieren, dass Menschen diese Erzählung für real halten. Das beste Beispiel dafür, wie mächtig so eine Geschichte sein kann, ist die Bibel.

In Gefahr gerät dieses Konstrukt, wenn jemand in Frage stellt, dass es sich hier um reine Kunst handelt. Julian Reichelts Anwalt Ben Irle hat dem Tagesspiegel in einer E-Mail mitgeteilt:

"Ich bin beauftragt, den Inhalt des mir seit heute vorliegenden Werkes des Autoren Benjamin von Stuckrad-Barre rechtlich zu prüfen. Ob diese Prüfung ein rechtliches Vorgehen gegen den Autoren und den Verlag Kiepenheuer & Witsch nach sich zieht, hängt von dem noch nicht vorliegenden Ergebnis dieser Prüfung ab."

Irle schreibt auch, wovon das abhängt:

"Unter anderem wird rechtlich zu beurteilen sein, ob mein Mandant in diesem Werk erkennbar ist und ob konkret diejenigen Vorwürfe thematisiert werden, die wir als frei erfunden und damit unwahr belegen können."

Wenn Stuckrad-Barre hier also eine Person dargestellt haben sollte, die nach Einschätzung eines Gerichts als Julian Reichelt erkannt werden kann, wäre die Kunstfreiheit eingeschränkt.

Ein geschicktes Arrangement

Xaver von Cranach gibt im "Spiegel" (Titel: "Bin das etwa ich?") einen Überblick über Fälle in der Literaturgeschichte, in denen Bücher verboten wurden. Im Nachkriegsdeutschland waren das im Wesentlichen zwei Fälle.

Im Jahr 1971 verbot das Bundesverfassungsgericht Klaus Manns Buch "Mephisto. Roman einer Karriere", in dem es um den Schauspieler Gustav Gründgens geht. Sowohl Mann als auch Gründgens waren zu dem Zeitpunkt schon lange tot.

Vor genau 20 Jahren wurde Maxim Billers Roman "Esra" verboten, weil dessen frühere Partnerin sich in dem Buch wiedererkannte.

Stuckrad-Barre hätte, zumindest den Gesetzen der Aufmerksamkeit nach, in so gut wie allen Fällen gewonnen. Von Cranach beschreibt in seinem Text das paradoxe Problem beim Verbot von Veröffentlichungen. Es besteht darin, dass

"(…) durch den Versuch, etwas nicht zu veröffentlichen, das, was man verhindern wollte, erst recht Aufmerksamkeit bekommt. Vor allem, wenn das Verbot nicht durchkommt."

Da ist er wieder, der Streisand-Effekt. Stuckrad-Barre hat das Setting geschickt so arrangiert, dass Reichelt und Döpfner sich im Falle einer Klage dem Eindruck nach selbst widersprechen würden (wobei das wahrscheinlich noch das geringste Problem für sie wäre). Im "Spiegel"-Interview sagt er: 

"Mir hat es sehr imponiert, wie die Medien, die den beiden unterstellt sind, sich im vergangenen Sommer an die Seite der Künstler gestellt haben und engagiert dafür eingetreten sind, dass man in Deutschland jederzeit und überall singen darf, die sogenannte Puffmama Layla sei 'schöner, jünger, geiler' oder so ähnlich. Wenn sich jemand von künstlerischen Hervorbringungen beleidigt fühlt, ist das für diese beiden Freiheitskämpfer Cancel Culture. Beide sind also eindeutig Verbündete der Künstler."

Mit einer Klage würden Reichelt und Döpfner dem Framing von Stuckrad-Barre nach aber nicht nur ein künstlerisches Werk "canceln". Sie würden zudem selbst den Eindruck verstärken, dass Teile des Buchs real erscheinen. Und damit würde die Frage im Raum stehen, ob es ihnen tatsächlich darum geht, gegen eine falsche Darstellung vorzugehen oder gegen eine richtige. Es ist ein bisschen wie mit der Frage: "Gehst du eigentlich immer noch fremd?" Man kann darauf, ohne sich selbst zu belasten, weder Ja noch mit Nein antworten.

Eine Klage würde zudem in Frage stellen, ob es sich hier tatsächlich um einen Roman handelt, also um ein rein fiktives Werk. Stuckrad-Barre hat sich selbst eine Formulierung zurechtgelegt, die alles so weit wie möglich im Vagen lässt:

"Das gesamte Personal dieses Romans ist anhand der Wirklichkeit frei erfunden."

Es ist also der Behauptung nach eine Erfindung mit großen Anteilen von Wirklichkeit. Über Bande könnte Stuckrad-Barre hier dem Journalismus neue Recherche-Ansätze liefern, also Ideen, die man dann aber auf ihren Wahrheitsgehalt hin überprüfen müsste.

Es könnte auch sein, dass Stuckrad-Barre hier Dinge öffentlich macht, die in einer journalistischen Veröffentlichung nie öffentlich werden würden. Das wäre dann unlauter, wenn sich herausstellen würde, es wäre so. Ohne diesen Beleg könnte es den Effekt haben, Möglichkeiten vorstellbar zu machen, die man sich sonst vielleicht nicht hätte vorstellen können. Das wäre Literatur. Und auch das könnte einen ähnlichen Effekt auf die Wirklichkeit haben wie eine journalistische Enthüllung. Es würden sich zwar keine Indizien ergeben, aber Menschen könnten verstehen und daraus lernen.


Altpapierkorb (Noch mehr Springer, Reichelt und Döpfner, Querdenker-Professor, Fox News, Facebook-Fanpages, Evan Gershkovich, Berichterstattung aus der Ukraine)

+++ Wahnsinnig viele Texte heute, die sich mit Springer, Döpfner und Stuckrad-Barres Roman beschäftigen. Ich konnte im Hauptteil nicht alle unterbringen. Aber ganz interessant ist noch die Titelgeschichte im Stern, deren Haupttext zwar wenig Neues liefert, wenn man den ganzen Döpfner-Kram in den vergangenen Wochen gelesen hat, aber interessant ist der Text von Oliver Schröm und Lutz Meier, die beschreiben, wie Döpfner vor 17 Jahren bei der später durch den Cum-Ex-Skandal bekannt gewordenen Warburg-Bank relativ leicht einen Kredit über 60 Millionen Euro bekam, um Springer-Anteile zu kaufen, was sich für die Bank später bezahlt gemacht haben könnte, als sie selbst in Schwierigkeiten steckte. Darüber schreibt auch André Zuschlag für die taz.

+++ Heribert Prantl kommentiert in der SZ die Tatsache, dass eine Berliner Kanzlei sowohl Julian Reichelt vertritt als auch eine Frau, die ihm Machtmissbrauch vorwirft (Altpapier). Prantl schreibt: "Das ist ein Vorgehen, das mit dem Wort 'Interessenkonflikt' sehr zurückhaltend beschrieben ist. Es ist dies so aberwitzig, wie die gesamte Döpfner/Bild/Reichelt-Geschichte aberwitzig ist. Man muss kein Jurist sein, um zu erkennen, dass so ein Anwaltsverhalten das Vertrauen in die Zuverlässigkeit und die Integrität der gesamten Anwaltschaft untergräbt."

+++ Kritiken zu Stuckrad-Barres Premierenlesung im Berliner Ensemble am Mittwochabend haben unter anderem Henrik Schröder für "RBB24" geschrieben. Jan Sternberg war für das Redaktionsnetzwerk Deutschland da. Laura Hertreiter und Cornelius Pollmer berichten für die Süddeutsche über den Abend.

+++ In der Süddeutschen ist auch noch eine sehr schöne Rezension von Marlene Knobloch erschienen, auf die ich gerne hinweisen möchte. Sie arbeitet etwas heraus, das einem schon auf den ersten Seiten des Buchs auffällt. Wenn die Wirklichkeit klischeehaft und die Charaktere relativ vorhersehbar sind, kann man nichts machen. Aber Literatur sollte so nicht sein. Knobloch schreibt: "Keine Frage, dieser Roman ist hochspannend für alle Medieninsider-Begeisterten, die noch ein paar Details aus dem Compliance-Verfahren um Julian Reichelt möchten. Dabei hätte man das gern erfahren, wie das ist, wenn ein hochbegabter, in den Nullerjahren sozialisierter Ex-Springer-Freund, der dann doch recht männerdominant Gatsby, Hitchcock, Dietl, Bret Easton Ellis zitiert und Lars Eidinger vergöttert ('was für ein Genie’), wenn so jemand etwas verstanden oder nicht verstanden hat, wenn so jemand Angst hat, falsch abzubiegen, wenn so jemand bereut, sich quält, sich aufrafft."

+++ Der querdenkende Münchener Medienprofessor Michael Meyen arbeitet nicht mehr für die extremistische Zeitung "Demokratischer Widerstand", die Verbindungen ins braune Milieu pflegt, berichtet Alexander Spöri für "T-Online". Der Grund laut dem Bericht: An der Uni war sein Engagement dem Bericht nach nicht so gut angekommen.

+++ Der amerikanische Sender "Fox News" einigt sich außergerichtlich mit einem Hersteller von Wahlmaschinen und zahlt eine Entschädigung in Höhe von 787,5 Millionen Euro, um um ein Gerichtsverfahren und peinliche Geständnisse herumzukommen, berichtet unter anderem Nina Rehfeld auf der FAZ-Medienseite. Das Unternehmen hatte den Sender verklagt, weil der wider besseren Wissens Falschaussagen über Wahlfälschung verbreitet hatte. Im Preis enthalten ist auch, dass der Sender sich nicht entschuldigen muss, was "Fox News" eine große Peinlichkeit erspart, aber verständlicherweise auch kritisiert wird.

+++ Die deutschen Datenschutzbehörden halten Facebook-Fanseiten für nicht datenschutzkonform und wollen daher erreichen, dass öffentliche Stellen solche Seiten nicht betreiben, schreibt Gernot Knödler für die taz. Kaija Kutter erklärt ebenfalls für die taz am Beispiel der Seite des Hamburger Senats, warum nicht nur der Datenschutz gegen die Fanpages spricht.

+++ Führende deutsche Journalistinnen und Journalisten fordern in einem offenen Brief die Freilassung des "Wall Street Journal"-Reporters Evan Gershkovich (Altpapier). Der "Spiegel" hat den kompletten Brief veröffentlicht.

+++ Sonja Zekri erklärt für die Süddeutsche, warum die Berichterstattung aus der Ukraine jetzt noch schwieriger wird. Sie schreibt: "Die neuen Anweisungen der Armee für den Umgang mit den Medien, formuliert im Dekret Nr. 73, traten Anfang März in Kraft und gelten bis zum Ende des Kriegsrechts. Sie verschärfen die bisherigen Einschränkungen, über aktuelle oder geplante Kämpfe zu berichten, um den russischen Truppen nicht in die Hände zu spielen. Künftig ist es untersagt, den Namen oder das Gesicht eines Soldaten ohne Erlaubnis zu veröffentlichen, so wie es Soldaten von nun an generell verboten ist, mit Journalistinnen oder Journalisten ohne Erlaubnis zu sprechen."

Das Altpapier am Freitag schreibt Johanna Bernklau.

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