Das Altpapier am 20. Juli 2023: Porträt des Altpapier-Autoren Ralf Heimann
"Das Altpapier" ist eine tagesaktuelle Kolumne. Die Autorinnen und Autoren kommentieren im aktuellen Altpapier die wichtigsten Medienthemen des Tages. Bildrechte: MDR | MEDIEN360G

Kolumne: Das Altpapier am 20. Juli 2023 Wolff im Schafspelz?

20. Juli 2023, 11:05 Uhr

Der bislang als jüdischer Intellektueller bekannte Autor Fabian Wolff gibt in einem Essay zu: Er ist gar kein Jude. In seiner Geschichte stellt er sich als Opfer dar. Doch das alles gerät etwas zu eitel. Heute kommentiert Ralf Heimann die Medienberichterstattung.

Das Altpapier "Das Altpapier" ist eine tagesaktuelle Kolumne. Die Autorinnen und Autoren kommentieren und bewerten aus ihrer Sicht die aktuellen medienjournalistischen Themen.

Eine Geschichte mit einer Quelle

Der Autor Fabian Wolff, der heute zum ersten Mal im Altpapier auftritt, hat am Sonntag bei "Zeit Online" einen Essay veröffentlicht, der inzwischen mit dem Hinweis versehen ist:

"Vor Publikation dieses Textes hatten wir die Aussagen des Autors einem Faktencheck unterzogen, wie es unseren Standards entspricht. Nach Erscheinen wurde in anderen Medien nahegelegt, Fabian Wolff schreibe hier die Unwahrheit. Wir gehen diesen Vorwürfen nach, wie es ebenfalls unseren Standards entspricht."

Das ist bemerkenswert, weil Wolff in diesem Text eigentlich endlich die Wahrheit schreiben wollte, oder zumindest hat er diesen Eindruck erweckt.

In den vergangenen Jahren war Wolff in deutschen Medien, unter anderem dem "Spiegel" und der "Zeit", immer wieder als jüdischer Autor in Erscheinung getreten, der eine sehr kritische Haltung zu Israel hat. Jetzt räumt Wolff ein: Er ist gar kein Jude.

Das lässt Wolffs Texte und seine Israelkritik etwas anders erscheinen; eigentlich sah also nur ein Deutscher Linker Israel kritisch, und das ist nicht so außergewöhnlich, als dass man darauf eine Karriere als Autor aufbauen könnte. Das ist der zweite Punkt. Welche Rolle spielt diese Eigenschaft in der medialen Öffentlichkeit? 

Der Fall erinnert auf den ersten Blick an den von Max Czollek vor anderthalb Jahren, allerdings wirklich nur auf den ersten. Czollek war vorgeworfen worden, kein richtiger Jude zu sein (im Altpapier hier und hier). Er ist allerdings auf ein jüdisches Gymnasium gegangen und hat immerhin einen jüdischen Großvater.

Wolff gibt in seinem Text an, er habe erst kurz vor Ende seiner Schulzeit, im Jahr 2008, von seinen vermeintlich jüdischen Wurzeln erfahren, als er mehr oder weniger aus dem Nichts danach fragte. Das beschreibt er in seinem Text.

Er habe die fünfte Staffel der Serie "Curb your Enthusiasm" geschaut, so steht es dort. Der Protagonist der Serie glaubt, er sei adoptiert und gar nicht jüdisch; "die Kippot, die Selbstverständlichkeit, die profane Jüdischkeit, rüttelten irgendetwas in mir wach", schreibt Wolff. Er sei zu seiner Mutter gegangen, die gerade in der Küche stand und kochte. Er habe gefragt: "Mama, sind wir eigentlich jüdisch?"

Der Satz, auf den Wolff seine falsche Identität baute, lautete nach seiner Darstellung: "Na ja, nicht wirklich, aber du weißt ja das mit deiner Großmutter." Die habe, so erklärte die Mutter, eine jüdische Großmutter namens Stern gehabt. Wenn man so will hat der Journalist Wolff der Öffentlichkeit also viele Jahre lang immer wieder die gleiche Geschichte in verschiedenen Variationen erzählt, die auf ungeprüften Informationen aus einer Quelle basiert. Das ist jedenfalls seine Darstellung.

Jetzt kann man sagen: Gut, aber es war ja die Mutter. Allerdings lassen im Rückblick auch Äußerungen von Wolff in anderen Zusammenhängen Zweifel an der gesamten Darstellung aufkommen.

Der lange Weg zum Eingeständnis

Im Dezember 2021 schrieb er zum Beispiel bei Twitter, wie Christoph Huber dort nachvollzogen hat, er, Wolff, sei in dem Bewusstsein aufgewachsen, dass man vor Nicht-Juden nicht streite, um deren Lust auf jüdischen Streit nicht zu befriedigen. Das kann nur dann Stimmen, wenn Wolff mit Aufwachsen die Zeit nach dem Abitur meint.

Der Tweet ist Teil eines Threads, in dem Alexander Nabert Wolffs Angaben chronologisch zusammengestellt hat, und in dem er fragt: "Hat Wolff zwischen Herbst 2022 und Juli 2023 noch von der Rolle als jüdischer Intellektueller profitiert?"

Naberts Belege legen zumindest nahe, dass Wolff lange wartete, bis er Konsequenzen aus seinen Erkenntnissen zog. Im Herbst 2022 bekam er die Geburtsurkunde seiner nichtjüdischen Ur-Großmutter. Ab da wusste er, dass seine Herkunftsgeschichte so nicht stimmen konnte.

In seinem Essay schreibt er, was er danach geändert habe: "Ich habe aufgehört, öffentlich allzu prononciert jüdisch und allzu kontrovers zu sprechen, ich habe Aufträge abgelehnt, wenn ich das Gefühl hatte, dass ich in erster Linie als jüdischer Autor angefragt wurde, ich habe offene Briefe nicht unterschrieben."

Allerdings schrieb er weiter Texte, wie Nabert darlegt, in denen es um Antisemitismus, den Zweiten Weltkrieg und den Nationalsozialismus ging. Inwiefern seine Rolle als jüdischer Intellektueller bei der Auftragsvergabe eine Rolle spielte, kann ich nicht beurteilen. Aber die Frage ist, warum es so lange dauerte, bis Wolff die falschen Angaben zu seiner Identität öffentlich machte – beziehungsweise warum das überhaupt passierte, spielt hier eine Rolle, auch die Art und Weise, in der das passierte.

Philipp Peymann Engel schreibt in der Jüdischen Allgemeinen ("Der Kostümjude"):

"In Journalistenkreisen war nicht die Frage, wann Fabian Wolffs Kostümjudentum auffliegen würde, sondern nur, wer es zuerst publik macht. Denn im September 2021 wurde einigen Journalisten in Berlin eine ausführliche Recherche zugespielt, inwiefern Wolffs jüdische Biografie von vorne bis hinten ausgedacht war."

Das Dossier habe auch seiner Zeitung vorgelegen. Engel hat große Zweifel an Wolffs Glaubwürdigkeit. Er schreibt:

"Nach Wolffs jahrelangen Märchen sollte man spätestens jetzt besonders genau hinschauen."

Und er schreibt:

"Sowas passiert nicht einfach mal so. Er hat diesen Sprechort gewählt, genau wie zahlreiche Aufschneider und Scharlatane vor ihm. Diese Täuschung – ob Selbsttäuschung oder nicht – war interessiert, nämlich nicht, wie Wolff behauptet, um die 'Deutschen zu nerven', sondern sie kam dem sehr deutschen Bedürfnis nach Antisemitismusverharmlosung nach."

Der jüdische Autor Eliyah Havemann schreibt, ohne sich auf Engels Text zu beziehen, bei Twitter:

"Was die Causa #FabianWolff nochmals sehr deutlich machte, ist folgendes: Wer irgend etwas zu einem gesellschaftlichen oder politischen Thema 'als Jude' sagt, der sagt es nicht im Namen aller Jüd:innen, sondern nutzt seine wahre oder erdachte jüdische Identität als Immunität gegen Kritik. Das ist eine besonders beliebte Technik bei 'Israelkritikern' und anderen Antisemit:innen, aber auch zu anderen Themen lässt sich eine jüdische Identität als Schutzschild gegen Widerspruch missbrauchen."

Beides würde bedeuten: Wolff nutzte bewusst oder unbewusst eine falsche Identität, um eine bestimmte Position besonders glaubwürdig vertreten zu können.

"Verschwurbelt selbstverliebter Bekenntnistext"

Die Identität hat dabei nicht nur die Funktion eines Schutzschildes, sie ist in Kombination mit der Position gleichzeitig auch eine Art Alleinstellungsmerkmal – oder wie Moritz Hoffmann in seinem Newsletter schreibt, ein "'Unique Selling Point' seines publizistischen Schaffens". Der sei nach 15 Jahren nun weggebrochen.

Das könnte ein wichtiges Motiv in der Sache sein: der Versuch, diese literarische Karriere noch irgendwie zu retten.

Der Publizist Michael Wolffsohn nennt Wolffs Artikel einen "endlos langen, sympathisch ödipusfreien, mutterliebenden, doch masslos selbstverliebten und sich selbst fast zum Mittelpunkt des Kosmos stilisierenden" Artikel. An anderer Stelle schreibt er, der Beitrag sei ein "verschwurbelt selbstverliebter Bekenntnistext", der ihm "eher unsympathisch" sei.

Philipp Peymann Engel schreibt von einem "unerträglich langen – und ja, man muss es so klar sagen: auch unerträglich larmoyanten, Ich-bezogenen und zwischen Selbstverliebtheit und Opfergestus changierenden – Text".

Wolffs Essay ist knapp 75.000 Zeichen lang, das sind ungefähr 30 PDF-Seiten, Moritz Hoffmann vergleicht die Dimension mit einer Bachelor-Arbeit.

Platz für eine Entschuldigung war aber offenbar nicht. "An keiner Stelle auch nur ein Wort des Bedauerns, dass ausgerechnet er uns erklären wollte, Fast-Pogrome wie in der Jüdischen Gemeinde Gelsenkirchen müssten nun einmal im Kontext des Nahostkonflikts betrachtet werden", schreibt Engel. Und: "Nachdem jemand jahrelang gelogen, getrickst und fingiert hat, wäre eine Entschuldigung doch angemessen."

Eine Entschuldigung wäre allerdings auch ein Schuldeingeständnis. Die Geschichte, die Wolff hier erzählt, ist im Grunde aber eine Opfererzählung. Er ist getäuscht worden, und das versucht er wortreich zu erklären. Anhand seiner eigenen Geschichte und anhand der seiner Familie beschreibt er, wie es passieren konnte, dass falsche Erinnerungen sich festsetzen und fortpflanzen:

"Dann gab es Dinge, die ich selbst zu wissen meinte und die jetzt von niemandem mehr bestätigt oder korrigiert oder ergänzt werden konnten. Ich weiß, dass wir in meiner Kindheit zweimal in den Sommerferien in Bulgarien waren, aber ich weiß nicht, ob wir bei einem Tagesausflug in die Türkei über das Schwarze Meer die Fähre oder das Flugzeug genommen haben und ob es diesen Tagesausflug überhaupt gegeben hat. Ich weiß auch nicht mehr, wie alt ich war, als sie mich in einen anderen Kindergarten gesteckt hat, weil eine Erzieherin mich so hart am Ohr gezogen hatte, dass ich blutete."

Falsche Erinnerungen sind also im Grunde doch ganz normal. Kennen wir doch alle. Das ist hier die Erzählung. An einer anderen Stelle nimmt Wolff vorweg, wie sich das Bild auf ihn und seine Arbeit nun ändern wird:

"Was einst eine charmante Anekdote über verlorene und wiedergefundene jüdische Identität war, liest sich jetzt wie kompensierende Fantasterei. Wertschätzung und versuchte Fortschreibung einer wertvollen intellektuellen und literarischen Tradition wirken jetzt wie philosemitische Überidentifikation. Eine grundsätzliche ungerührte Feindseligkeit gegenüber Deutschen, öffentlich und manchmal auch im direkten Umgang, konnte vorher wenigstens von Außenstehenden als irgendwie Teil der belastenden deutsch-jüdischen Beziehung entschuldigt werden, hatte als Ehrlichkeit darin sogar seinen Wert, aber wird heute einfach als unverdiente Abfälligkeit aufgenommen. Eine ehemals aufopfernde jüdische Mutter wird wohl jetzt als irre Deutsche verschrien werden. Und ein Essay, der einst als Aufruf für ein stärkeres neues jüdisches Leben in der Diaspora und mehr Ehrlichkeit über das gegenwärtige diskutiert wurde, wird jetzt vermutlich einfach als Antisemitismusverharmlosung verstanden werden."

Kritik antizipieren, das ist eine einfache rhetorische Technik, um einen Verdacht abzufangen und aus ihm die Luft rauszulassen. Er hat das also schon verstanden, wie das alles jetzt wirken muss, aber genau so ist es ja nicht. Das ist die Aussage. Die Frage ist: Wie glaubhaft ist diese Erzählung?

Beispiel für schlechte Krisenkommunikation

Philipp Peymann Engel wirft Wolff Scheinheiligkeit vor. Die Zusammenarbeit zwischen seiner Zeitung und Wolff endete im Streit, mit Vorwürfen Wolffs, so stellt Engel es dar. Er schreibt:

"So feinfühlig, empathisch und sanft er sich in vielen Zeitungstexten gab, so herrisch, ultra-aggressiv und apodiktisch kanzelte Wolff, der als Lehrer in Berlin arbeitet, andere, nein besser: andere, die wirklich jüdisch sind, ab."

Diese Härte und Rigorosität findet sich auch in Wolffs Texten wieder, und das erscheint im Rückblick fast ironisch. Vor elf Jahren schrieb er für das jüdische Magazin "Heeb" über Irena Wachendorff, einer, so Wolff, "Alibi-Jüdin", die mit falschen Angaben zu ihrer jüdischen Identität bekannt geworden war. Im letzten Satz heißt es:

"Es gibt eine Lektion zu lernen: Eines der wenigen Dinge, die abscheulicher sind als ein Alibi-Juden, ist ein Alibi-Jude, der nicht einmal jüdisch ist."

Der Essay erinnert, ohne eine Zusammenhang zu Relotius herstellen zu wollen, an den Versuch des Magazins, kurz nach der Relotius-Enthüllung die Geschichte in einem ausführlichen Text zu erklären. Der Artikel war im "Spiegel"-Duktus geschrieben. Er klang so, als wolle man damit gleich wieder einen Journalistenpreis gewinnnen.

Fabian Wolff hätte auch die Form verlassen und auf nüchterne Weise erklären können, was hier schiefgelaufen ist, aber er nutzt seine Geschichte, um sein literarisches Können und seine intellektuelle Fähigkeit unter Beweis zu stellen. Sein Text will nicht nur aufklären, er will auch für seine Gedanken und seine Erzählkunst bewundert werden.

Am Ende bleibt der Eindruck zurück, dass Wolff in einem Abwasch eine drohende Enthüllung abwenden und seiner Geschichte einen Spin geben möchte, die seine Weiterbeschäftigung nahtlos möglich macht. Er erzählt eine Geschichte, die diese drohende Niederlage vielleicht doch noch zu einem Erfolg wenden kann. Ein Interpretationsvorschlag ist: Hier stellt ein exzellenter Autor, dem etwas wirklich Blödes passiert ist, mit dem, was er aus diesem Stoff macht, seine herausragende Fähigkeit als Intellektueller unter Beweis, nur eben leider, nicht als jüdischer.

Der Text ist ein schönes Beispiel für missglückte Krisenkommunikation, denn schon die gewählte Form überdeckt jegliche im Text möglicherweise enthaltene und in der Krisenkommunikation unabdingbare Demut mit blickdichter Eitelkeit.

Am Ende formuliert Wolff sogar noch eine Jobofferte. Also falls irgendwer in Zukunft mal einen Text brauchen sollte:

"Ich werde mich weiter für die Sachen interessieren, die mich interessieren, und auch über sie schreiben, wenn es die Möglichkeit dazu gibt. Aber wer mich danach fragt, etwas zu schreiben und zu sagen, sollte das alles hier wissen."

Altpapierkorb (RBB-Kuddelmuddel, CDU gegen Reichelt-Anzeige, Hate Aid, RBB-Freienstreik)

+++ Der neue Chef der Berliner Senatskanzlei, Florian Graf von der CDU, möchte, dass der ganze Schlamassel beim RBB am Ende doch noch zu irgendwas gut ist: Alle Anstalten sollen ihre Lehren daraus ziehen, hat er Helmut Hartung gesagt, der auf der FAZ-Medienseite darüber schreibt. Die Ergebnisse der Untersuchungen hätten Einfluss auf die Novellierung der Staatsverträge auf Länder- und Bundesebene. Und noch ein Kuriosum. In dem Text geht es auch um den Streit zwischen Sendern und Verlage, konkrekt: um die vor vier Jahren eingerichtete Schlichtungsstelle, zurzeit möglicherweise der ruhigste Arbeitsplatz in Deutschland. Die Verlage nutzten die Stelle noch immer nicht. Wenn es Auseinandersetzungen gebe, gehe man vor Gericht. Vielleicht bräuchte man eine Stelle, die diesen Konflikt lösen könnte.

+++ Wir bleiben bei der Berliner CDU: Die hat sich nämlich von der Strafanzeige des Queerbeauftragten Alfonso Partisano gegen Talkvideo-Moderator Julian Reichelt distanziert, wie Elmar Schütze für die Berliner Zeitung schreibt. Im Kern gehe es um die Frage, ob Partisano für den Senat spreche oder für sich selbst. Reichelt hatte Regenbogenflagge vor dem Berliner Polizeipräsidium als "Solidarität" für eine "totalitäre Ideologie" bezeichnet und geschrieben: "Jeder vernünftige Mensch in diesem Land würde sich wünschen, dass vor der Polizei und vor den düstersten Fassaden unserer Geschichte nie wieder die Flaggen einer politischen Bewegung gehisst würden." CDU-Fraktionschef Dirk Stettner sieht darin nicht, wie Partisano, Volksverhetzung. Er sagt: "Ich erwarte, dass man Journalisten gar nicht anzeigt."

+++ Stichwort Hassrede. Die Organisation "Hate Aid", die Betroffene von Hass im Netz unterstützt, befürchtet, dass sie in Zukunft mit sehr viel weniger Geld auskommen muss, berichtet "epd Medien". Der Haushaltsentwurf für das kommende Jahr sieht danach kein Geld für den Verein vor. Die geplante Förderung in Höhe von 600.000 Euro würde damit entfallen. Baumstieger: "Den Kampf gegen Hass im Netz, dem Studien zufolge fast ein Viertel aller Internetnutzer in Deutschland schon einmal ausgesetzt waren, hatte die Bundesregierung eigentlich zur Priorität erklärt. In ihrem Koalitionsvertrag hatte die Ampel angekündigt, gemeinsam mit den Bundesländern das Netzwerk zivilgesellschaftlicher Beratungsstellen auszubauen, der Bund wollte zudem 'umfassende Beratungsangebote aufsetzen'." Möglicherweise gibt’s aber doch etwas Geld. Das Ministerium teilt laut "epd Medien" mit, man spreche zurzeit mit der Organisation darüber, wie eine Anschlussfinanzierung "im Hinblick auf die gesamthaushalterischen Umstände" organisiert werden könne.

+++ Die RBB-Freien streiken, aber den Sender kümmert’s nicht, berichtet Anne Haeming für "Übermedien". Haeming: "Nicht einmal als lösungsorientierte Formel, nach dem Motto: 'Aktuell läuft eine Urlaubs-Protest-Aktion der Freien, dauert eine Woche, war lange angekündigt, alle haben vorgeplant, wird sich im Programm nicht bemerkbar machen.' Die rbb-Pressestelle erklärt: Eben weil die aktuelle Auszeit der Freien keine sichtbaren Programmfolgen habe – Sommerpause und so – sehe man keinen Grund, die Sache öffentlich zu thematisieren." Nächster logischer Schritt in der Gedankenkette: Und dann muss man ja auch nichts ändern. Allerdings, Haeming: "Indem das Unternehmen den Protest ignoriert, ist es, als existierten die Sorgen der Freien für das Haus nicht. Und die stellen immerhin über 40 Prozent des Teams. Bemerkenswert unsozial für eine öffentlich-rechtliche Anstalt mit gesamtgesellschaftlichem Auftrag."

Das Altpapier am Freitag schreibt Klaus Raab.

Mehr vom Altpapier

Kontakt