Das Altpapier am 22. März 2018 Ein Google-Spa gegen den Techlash

Während Facebooks Reputation nach der Affäre um Cambridge Analytica in der Jauchegrube liegt, will Google die Öffentlichkeit mit Streicheleinheiten auf seine Seite ziehen. Auch Mark Zuckerberg gibt noch nicht auf und zeigt sich nach langem Schweigen nun ungewöhnlich zerknirscht, ja nahezu unterwürfig. In der Türkei geraten die Dogan-Medien in den Erdogan-Dunstkreis. Und Tom Buhrow muss das mit dem Sauseschritt wohl noch etwas üben. Ein Altpapier von Nora Frerichmann.

Nach der ganzen (Pseudo-)Aufregung um Facebook und Cambridge Analytica steigen wir heute mal mit (Pseudo-)Entspannung ins Altpapier ein: Nämlich mit Google und seinem neuen "Wohlfühl-Paket" (Stefan Winterbauer bei Meedia.de). Jetzt wo Facebook zum Stressfaktor mutiert (ein paar Worte dazu weiter unten) will Google scheinbar mit Wellness locken.

Allerdings will der Konzern jetzt nicht Google Home mit Massage- und Aroma-Therapie-Funktion ausstatten (kommt bestimmt in ein paar Monaten/Jahren). Das Wellness-Angebot richtet sich eher an Medienhäuser. "Während Facebook aktuell im Feuer der Kritik steht, präsentiert sich der Such-Riese Google als Freund der Verlage und der Medien", schreibt Winterbauer.

Streicheleinheiten von Google

Die Streicheleinheiten tragen den Namen Google News Initiative (GNI) und sehen folgendermaßen aus: Es soll eine Google-Paywall eingeführt werden, eine Art Abo-Shop für Zeitungen. Verlage müssen dabei nichts tun, nur entspannen und zahlen, wie das im Spa so üblich ist (wieviel, das will Google allerdings erstmal nicht öffentlich machen). Und das Ganze soll mit den Zauberwörtern des digitalen Geldverdienens passieren: einfach und bequem.

"Hat ein Nutzer ein Abo via Google abgeschlossen, kann er mit aktivem Google-Login die Pay-Inhalte seines abonnierten Mediums jederzeit abrufen, ohne dass ein Passwort eingegeben werden muss. Auch der Vorgang des Abonnierens ist denkbar einfach. Hat man Google irgendwann schon einmal Kreditkartendaten anvertraut, werden diese zur Bezahlung genutzt. Google richtet auf Suchtrefferseiten sogar eine eigene Box ein, die speziell Inhalte von abonnierten Medien anzeigt."

Gleichzeitig will Google sich natürlich auch weiter gegen Fake News einsetzen und sowieso den ganzen Journalismus retten. Hört sich also tatsächlich nach Wellness für geschundene Verlegerseelen an, nicht?

Klingt also erstmal bequem, so ein Ausflug ins entspannte Google-Spa, aber halt auch etwas einlullend. Ob das der deutschen Medienbranche angesichts des Misstrauens gegenüber US-Internet-Giganten und nach dem langwierigen Hick-Hack (z.B. um das Leistungsschutzrecht) groß genug ist, bleibt erstmal abzuwarten. Bisher sind jedenfalls noch keine deutschen Häuser Teil des GNI. Das Ganze startet mit Nachrichtenseiten wie der New York Times, Washington Post, Le Figaro, Repubblica, Financial Times und Faifax Media.

Auf Googles Hausblog beschreibt der Konzern seine hehren Absichten. "Building an stronger future for news" … "deepen our commitment” … "empower news organization" heißt es da z.B. und Chef Business Officer Philipp Schindler schreibt:

"while the demand for quality journalism is as high as it’s ever been, the business of journalism is under pressure, as publications around the world face challenges from an industry-wide transition to digital. That matters deeply to Google.”

Was man dabei aber auch nicht vergessen sollte und was wohl auch deeply matters für Google, schreibt wiederum Alexander Fanta bei Netzpolitik.org:

"Google wird damit noch unmittelbarer Teil des Ökosystems des Nachrichtengeschäftes"

Außerdem kommt die GNI insgesamt etwas scheinheilig daher, wenn man bedenkt, dass Google eigentlich ja schon lange das ursprüngliche Geschäftsmodell der Medienhäuser untergräbt:

"Allerdings ist bisher für die meisten Zeitungen und Nachrichtenseiten die Haupteinnahmequelle weiterhin Werbung. Einen immer größeren Anteil der digitalen Werbeeinnahmen schlucken allerdings die Datenkonzerne Google und Facebook, nach Schätzungen der Industrie im Vorjahr rund 84 Prozent."

Auch Winterbauer sieht ein paar Haken an der GNI:

"Dabei sollte man aber im Hinterkopf behalten, dass hinter der Umarmungstaktik von Google gegenüber Medien auch das Kalkül stecken könnte, dass man den neuen 'besten Freund der Verlage' vielleicht etwas weniger mit Leistungsschutz- und Kartell-Vorstößen piesackt."

Und:

"Die Google Initiative ist bei allem PR-Pathos also keine reine Medien-Freundlichkeit. Der Such-Gigant scheint erkannt zu haben, dass es ihm besser geht, wenn auch die Inhalte-Produzenten, die Medien, prosperieren. Das ist eine Erkenntnis, die sich beim großen Rivalen Facebook noch nicht endgültig durchgesetzt hat."

Dass die Wahl zwischen Google und Facebook wohl in etwa so ist, wie die metaphorische Entscheidung zwischen Pest oder Cholera, ist ja nicht erst klar, seit bekannt wurde, dass beide Kampagnen gegen ein neues Datenschutzgesetz in Kalifornien finanzieren (mehr bei Spiegel Online und LA Times).

#deleteFacebook #techlash

Dass Facebook momentan was die PR angeht deutlich tiefer in der Jauche steckt, zeigen heute verschiedene Reaktionen. Nutzer, Journalisten und mittlerweile ja sogar Politiker wollen sich nicht mehr mit Facebooks PR zufriedengeben. Das Netzwerk setzt bisher alles daran, sich als Opfer zu gebärden, wenn es im Zusammenhang mit den etwa von 50 Millionen Profilen durch Cambridge Analytica abgesaugten Daten (Erinnerungsstütze im Altpapier von gestern und vorgestern) von "Diebstahl" oder "Missbrauch" spricht.

In einem Kommentar bei tagesschau.de stellt Samuel Jackisch aus dem ARD-Studio Brüssel aber nochmal klar heraus, dass jeder, der nun naiv erschreckt tut oder sich empört, in den vergangenen Jahren die Augen regelrecht vor der Wahrheit zugekniffen haben muss:

"Es wurde nichts gestohlen. Keine Passwörter geknackt, keine Firewall durchbrochen, nichts auf dem Schwarzmarkt verhökert, kein Hacker trieb sich herum, wo er nichts zu suchen hat. Im Gegenteil: Was passiert, ist 'business as usual'. Facebook sammelt Daten. Es erstellt Profile seiner Nutzer und verkauft sie an werbetreibende Unternehmen, Dienstleister, politische Parteien, Unterschriftensammler. Dieses Werbeprofil kann ich sogar einsehen und bearbeiten, zwar versteckt in den Tiefen meines Facebook-Kontos, aber das alles geschieht nicht geheim."

Und bringt das Ganze nochmal so auf den Punkt, dass es in einem Handbuch für Medienkompetenz stehen könnte oder in einem Geschichtsbuch (das in ein paar Jahren Reaktionen hervorruft wie: Das haben die damals nicht gemerkt? Himmel, wie konnte das denn passieren?):

"Es gilt eine kapitalistische Faustregel: Wenn ein Dienst für seine Kunden kostenfrei ist, dann ist der Kunde selbst das Produkt. Die massenhafte Auswertung unserer Daten haben Facebook zu dem gemacht, was es ist: Ein Technologie-Konzern mit 40 Milliarden Jahresumsatz. Das waren wir."

Bei FAZ.net werden Reaktionen zusammengefasst, die zeigen, dass die öffentliche Stimmung so deutlich gegen Facebook ist wie vielleicht noch nie zuvor:

"Die Soziologin Zeynep Tufekci schreibt in der New York Times von 'Facebooks Überwachungsmaschine'. Der frühe Facebook-Investor Roger McNamee warnt, wenn die Firma nicht reagiere, würden sich Nutzer abwenden (Anm. Altpapier: z.B. hier bei CNBC). Das könne die Plattform 'dauerhaft bedrohen'. Warton-Professor Michael Useem sieht einen 'katastrophalen Moment' für das Netzwerk (Anm. Altpapier: z.B. bei USA Today)."

Beim WDR-Blog Digitalistan bezeichnet Jörg Schieb die Situation als "Techlash":

"Aus den einstigen Musterschülern aus dem Silicon Valley werden allmählich manipulative, selbstsüchtige, gefährliche Täter. Na, zumindest wird ernsthafter diskutiert, wie es weitergehen soll. 'Techlash' wird das genannt. Ein Kunstwort, das sich aus 'Technologie' und 'Backlash' (Gegenreaktion) zusammensetzt. Das trifft es ziemlich gut. Es formiert sich Widerstand – oder besser: Gestaltungswille. Man will nicht mehr den US-Konzernen die Kontrolle überlassen."

Bei Spiegel Online schreibt Patrick Beuth dann noch:

"Die Aufregung ist so groß, weil Facebook derzeit ohnehin vor komplexen Problemen steht, und weil es in der Affäre Cambridge Analytica eine verheerende Außenwirkung abgibt."

Die Ganze Sache um CA sei nur (Achtung, jetzt wird’s poetisch) "der Flügelschlag eines Schmetterlings" gewesen, der "den perfekten Sturm ausgelöst" habe. Nun gut.

Mittlerweile hat sich auch die Facebook-Bienenkönigin Mark Zuckerberg zu dem Honigdiebstahl geäußert (um mal im Tierreich zu bleiben). Das klingt allerdings nicht gerade poetisch, sondern eher zerknirscht, ja nahezu demütig und unterwürfig. In einem Facebook-Post schreibt er, das Netzwerk "made mistakes" und müsse seinen Dienst verbessern:

"We have a responsibility to protect your data, and if we can't then we don't deserve to serve you."

So ganz auf die Opferrolle will er aber auch nicht verzichten:

"This was a breach of trust between Kogan (Anm. Altpapier: Aleksandr Kogan, Cambridge-Wissenschaftler und Entwickler der CA-App, über die Daten an CA geflossen sind), Cambridge Analytica and Facebook. But it was also a breach of trust between Facebook and the people who share their data with us and expect us to protect it. We need to fix that."

Mit verschiedenen Schritten will Zuckerberg die öffentliche Meinung und auch die einzelnen Nutzer nun wieder besänftigen:

  1. Weniger Zugriff auf persönliche Informationen für Entwickler
  2. Nach drei Monaten Nicht-Nutzung einer Facebook-Anwendung bekommt diese gar keinen Zugriff mehr auf persönliche Daten
  3. Beim Log-In mit der Facebook-Identität sollen nur noch Name, Profilbild und Mailadresse preisgegeben werden
  4. Facebook will alle Apps prüfen, die bis zur Änderung der Einstellungen zum Abgreifen von Daten im Jahr 2014 Zugang zu großen Informationsmengen hatten
  5. Auch andere verdächtige Aktionen sollen geprüft werden
  6. Entwickler, die das nicht akzeptieren wollen, sollen bei Facebook gesperrt werden

Bei der Süddeutschen schätzt Johannes Kuhn Zuckerbergs Reaktion so ein:

"Auf eine explizite Entschuldigung verzichtete Zuckerberg, schrieb aber: 'Am Ende des Tages bin ich dafür verantwortlich, was auf unserer Plattform passiert.' Angesichts drohender Sammelklagen hat der 33-Jährige kommunikativ kaum Spielraum."

Und bei Spiegel Online wird nochmal an alle Beteiligten (vor allem natürlich diejenigen am politischen Hebel) appelliert, das Ganze nun aber doch bitte im Auge zu behalten und nicht beim nächsten durch einen Schmetterlingsflügel verursachten Sturm wieder zu vergessen:

"Ohne anhaltenden politischen Druck könnte Facebook versucht sein, die Situation einfach auszusitzen. Nächste Woche veranstaltet Apple eine Pressekonferenz, vielleicht stellt es neue Produkte vor. Wer redet dann noch über Facebook?"

Schmerzlicher Paukenschlag-Scoop in türkischer Medienlandschaft

Und wer redet noch über die Presse in der Türkei? Nach der Freilassung Yücels gab es ja viele mahnende Stimmen, die forderten, man dürfe – nun wo kein deutscher Staatsbürger mehr betroffen sei – trotzdem nicht aufhören, über die Situation der Journalisten vor Ort zu sprechen. Ausnahmsweise war diese Sorge mal unbegründet, bisher jedenfalls.

Denn auch heute ist die Pressefreiheit dort (kann man das überhaupt noch so formulieren? Überwiegende Presseeingeschränktheit wäre wohl die weniger euphemistische Formulierung) wieder Thema im deutschen Medien-berichten-über-Medien-Reigen. Die DW schreibt von einem "Paukenschlag", Reporter-ohne-Grenzen-Chef Christian Mihr diagnostiziert dort einen "schmerzlichen Einschnitt", die Süddeutsche Zeitung nennt es "spektakulären Verkauf" und der Spiegel einen "Scoop". Es geht um Medien, die bisher noch als verhältnismäßig kritisch und unabhängig galten:

"In Hürriyet, der größten Tageszeitung der Türkei, war gelegentlich noch Regierungskritik zu lesen, und der TV-Nachrichtenkanal CNN Türk wagte Diskussionsrunden, in denen nicht nur Bewunderer von Präsident Recep Tayyip Erdoğan zu Wort kamen",

schreibt Christiane Schlötzer auf der SZ-Medienseite. Das könnte sich aber leider bald ändern, denn Hürriyet und CNN Türk sollen nun wohl auch noch in den Dunstkreis Erdogans wandern, wenn man der Berichterstattung verschiedener türkischer Nachrichtenportale vertraut (z.B. TurkyPurge, Ensonhaber, BBC Türkce).

Hürriet und CNN Türk wurden demzufolge mit den anderen Medien des Doğan-Konzerns an die Demirören-Gruppe verkauft. Die Gruppe ist nicht nur ein Medienunternehmen, sondern besitzt z.B. auch Immobilien und Energieunternehmen. In der SZ wird Demirören "als wesentlich regierungsfreundlicher, ja als geradezu lammfromm" bezeichnet. Dessen Chef, Erdoğan Demirören, nenne RT Erdogan unterwürfig "Patron". Mihr erwartet deshalb, dass die Berichterstattung künftig "auf Linie" sein wird.

"Das bedeutet, dass sie ganz und gar unkritisch über aktuelle Entwicklungen in der Türkei berichten und dass sie unkritisch über die Regierungspolitik berichten. Aktuell schließt das unter anderem den türkischen Einmarsch in Afrin, die dramatische Situation der Menschenrechte und die Masseninhaftierungen ein."

Der Verkauf ist auch deshalb so bedeutend, weil Doğan "das größte Medienkonglomerat der Türkei" (SZ) ist und

"weil die letzten unabhängigen Zeitungen wie "Cumhuriyet", "Evrensel" und "BirGün" zusammen eine lächerliche Auflage von nur rund 45.000 haben – da lag die Dogan-Gruppe weit darüber. Vor allem aber fürchte ich das Schlimmste, weil die Dogan-Gruppe nicht an irgendjemanden, sondern an die Demirören-Gruppe verkauft wurde, die der Regierung sehr nahe steht."

Bei Spiegel Online erwartet Türkei-Korrespondent Maximilian Popp auch nicht grade Sonnenschein für die Doğan-Journalisten:

"Die Berichterstattung dürfte weitgehend gleichgeschaltet werden, unliebsame Journalisten droht die Entlassung."

Im FAZ-Wirtschaftsteil (S. 22) wirft Christian Geinitz noch einen Blick auf den 81-jährigen, der mit dem Mediendebakel in der Türkei nun wohl nicht mehr viel zu tun hat.

"Der säkular eingestellte Konzerngründer Aydin Dogan ist der AKP seit langem ein Dorn im Auge. Vor einigen Jahren musste er nach einer dubiosen Steuerstrafe in Milliardenhöhe schon die Blätter Milliyet und Vatan an Demirören verkaufen. Seither berichten sie regierungsfreundlich. Auch Hürriyet und CNN Türk dürfte nun blühen, dass sie auf Linie gebracht werden. Erdogan und die AKP müssen spätestens 2019 drei wichtige Wahlen gewinnen. Da wollen sie nichts dem Zufall überlassen."

In der SZ gibt’s dazu noch eine Einschätzung von Yavuz Baydar, der lange Ombudsman der türkischen Presse war, inzwischen aber nicht mehr im Land lebt:

"mit dem neuen Medienriesen sei Erdoğan 'seinem Traum von einer lebenslangen Präsidentschaft mit autoritärer Herrschaft viel näher gekommen'".

An der Doğan TV Holding ist übrigens auch Springer beteiligt, laut SZ mit sieben Prozent. Dazu wird Konzern-Sprecherin Edda Fels zitiert:

"es gebe aber 'die klare Absicht, dass wir uns komplett zurückziehen'. Ex-Bildchefredakteur Kai Diekmann gehört noch dem Hürriyet-Aufsichtsrat an. Dies sei aber ein 'privates Engagement', sagt Diekmann. Was daraus werde, müsse er sich jetzt erst überlegen."

Altpapierkorb (Marietta Slomka, Trolle gegen Journalisten, Buhrows Sauseschritt, FAZ & die HartzIV-Zahlen, Watson in Deutschland)

+++ Obenauf im Papierkorb: Die 19.827. Studie zum Medienvertrauen. Laut einer Forsa-Umfrage für die Programmzeitschrift Hörzu vertraut die Mehrheit in Deutschland den großen Nachrichtensendungen. Laut dwdl.de liegen die Angebote von ARD und ZDF vorne. Digitalfernsehen.de berichtet, dass Klaus Kleber als Moderator am meisten Vertrauen genießt. Dicht danach folgt Peter Kloeppel.

+++ Passend dazu: Im Interview mit dem Stern verteidigt sich Marietta Slomka "gegen ihr Image als Politikerschreck": "Ich frage hartnäckig nach, wenn ich das Gefühl habe, dass jemand ausweicht. Aber mir weibliche Zickigkeit zu unterstellen, wenn ich das bei einer Frau mache, ist im Jahr 2018 nur noch ermüdend." Ähm, für Journalistinnen und Journalisten dürfte das Image des "Politikerschrecks" doch eine Auszeichnung sein! Seit wann muss man sich für kritisches Nachfragen rechtfertigen oder entschuldigen? Zur Diskussion um das Existenzrecht der Öffentlich-Rechtlichen und den Rundfunkbeitrag sagt die Journalistin: "Mich schmerzt es, wenn Journalismus generell verachtet wird und es heißt: 'Wozu brauche ich die überhaupt? Meine Informationen hole ich mir aus dem Netz.'" Die Fülle öffentlich-rechtlicher Informationssendungen könnten private Sender nicht bieten.

+++ Wie können Journalisten sich gegen Hass und Anschuldigungen im Netz schützen? Das könne manchmal schwierig werden, hat Kai Rüsberg für Deutschlandfunks @mediasres recherchiert. U.a. am Beispiel des Faktenfinder-Journalisten Patrick Gensing zeigt er, wie schwer Beschuldigungen, Inhalte transportierten Hass oder seien geklaut, sich angesichts der Löschpolitik der sozialen Netzwerke widerlegen lassen. Gensing sei aktuell selbst zum Ziel einer Trollfabrik geworden, über die er im Februar berichtet hatte (mehr dazu in diesem Altpapier). Fazit: "im schlimmsten Fall droht der Account-Tod."

+++ "Und ich düse, düse, düse, düse im Sauseschritt": Nachdem WDR-Intendant Tom Buhrow bei seinem Amtsantritt 2013 auf diesen Deutsche-Welle-Hit angespielt hatte, schaut Hans Hoff bei Übermedien zu seiner vorzeitigen Wiederwahl mal, was bei der Rundfunkanstalt unter Buhrows Leitung so passiert ist. Fazit: Sauseschritt gab’s eher nicht.

+++ Ebenfalls bei Übermedien kritisiert Stefan Niggemeier falsche Zahlen im FAZ-Wirtschaftsteil. Dort wurden Zahlen veröffentlicht, die suggerierten, dass sich reguläres Arbeiten verglichen mit den Leistungen, die es im Rahmen von Hartz IV gebe, kaum lohne. Dabei sei allerdings das Kindergeld nicht mitberechnet und die ganze Berechnung verzerrt worden: "Dass ausgerechnet der für ihre Wirtschaftskompetenz gerühmten FAZ ein solch gravierender Fehler unterläuft, ist peinlich. Aber er blieb nicht auf die FAZ begrenzt. Zahlreiche Medien übernahmen die Rechnung und die griffige Formel, mit der sich scheinbar eindrucksvoll beziffern ließ, wie wenig sich Arbeit lohne im Vergleich zu den vermeintlich üppigen Hartz-IV-Bezügen."

+++ Auf der Medienseite der FAZ analysiert Marc Zitzmann den Erfolg der französischen Online-Zeitung Mediapart (bei Blendle für 45 Cent).

+++ Das Schweizer Onlineportal Watson ist heute in Deutschland gestartet. Eine Meldung dazu gibt’s bei Meedia.de.

+++ Kleine Beobachtung zum Schluss: Was soll es uns eigentlich sagen, dass die Todesanzeigen in der FAZ meistens auf der Medienseite landen (heute wieder zwei)? a) Menschen, die an Medienpolitik und -erzeugnissen interessiert sind, sind irgendwie Harold-and-Maude-mäßig drauf und haben ein Faible für den Tod. b) In der Branche gibt’s eh wenige Hoffnung, also sind Todesanzeigen hier auch kein Schocker mehr. c) Alle, die sich eine Todesanzeige in der FAZ leisten können/wollen sind Medienmenschen. d) Da bleibt halt immer noch etwas Weißraum, der befüllt werden will. Weitere Vorschläge?

Frisches Altpapier gibt’s wieder am Freitag.