Alzheimer
Kann man Alzheimer bald heilen? Vielleicht – wenn man die Krankheit frühzeitig entdeckt. Bildrechte: IMAGO / YAY Images

Wissenschaftlicher Durchbruch Neue Studie zeigt: Alzheimer kann 17 Jahre im Voraus erkannt werden

22. Juli 2022, 17:52 Uhr

Die Demenzerkrankung Alzheimer könnte zukünftig sehr viel früher diagnostiziert und möglicherweise sogar verhindert werden. Ein Bochumer Forschungsteam fand heraus, dass sich bereits 17 Jahre vor Ausbruch feststellen ließe, ob jemand an Alzheimer erkranken wird.

Denn nach Erkenntnissen der Wissenschaftler hat Alzheimer einen jahrelangen symptomfreien Verlauf. Es kann durchaus sein, dass Betroffene bis zu 20 Jahre nichts von ihrer Krankheit wissen. Mit einer nun neu entwickelten Technologie könne Alzheimer zukünftig im Blut festgestellt – und damit auch behandelt werden. 

Zu schön um wahr zu sein? Alzheimer-Früherkennung dank Blutprobe

Für die Studie hat die Forschungsgruppe der Ruhr-Universität in Bochum das Blutplasma von Testpersonen auf Alzheimer-Biomarker getestet. Die Blutproben waren rund 20 Jahre zuvor entnommen und dann eingefroren worden. Zu diesem Zeitpunkt waren die Teilnehmer zwischen 50 und 75 Jahre alt und hatten kein Alzheimer.

In den anschließenden 17 Jahren wurden die Probanden weiter beobachtet. Bei 68 Testpersonen wurde über diesen Zeitraum Alzheimer diagnostiziert. Ihre damaligen Blutproben wurden daraufhin auf mögliche Anzeichen für die Erkrankung untersucht.

Und tatsächlich: Die Wissenschaftler wurden fündig. Alle 68 Patienten konnten dank eines neu entwickelten Sensors klar identifiziert und von den anderen Probanden unterschieden werden.

Der Sensor erkennt die Fehlfaltung des Protein-Biomarkers Amyloid-beta. Bei Betroffenen verursacht diese Fehlfaltung die für Alzheimer so charakteristischen Ablagerungen im Gehirn, die sogenannten Plaques.

Alzheimer-Früherkennung: So können Betroffene profitieren

Diese Plaques wurden bisher oft viel zu spät erkannt, weiß Klaus Gerwert, der Gründungsdirektor des Zentrums für Proteindiagnostik (PRODI) der Ruhr-Universität Bochum: 

Bisher scheiterten reihenweise klinische Studien für Alzheimer-Medikamente offenbar an dem zu späten Zeitpunkt für die Therapieansätze, weil die in den Studien eingesetzten etablierten Plaque-Tests die Erkrankung offensichtlich nicht rechtzeitig anzeigen.

Klaus Gerwert, Ruhr-Universität Bochum

Das Forscherteam hofft nun, dass eine extrem frühe Diagnose helfen könnte, Alzheimer-Medikamente in Zukunft rechtzeitig einsetzen zu können – nämlich lange bevor erste Symptome auftreten und das Gehirn bereits geschädigt ist. 

BRISANT/ruhr-uni-bochum.de/innovations-report

(Dieser Beitrag wurde am 22.07.2022 erstmals veröffentlicht.)

Dieses Thema im Programm: Das Erste | BRISANT | 22. Juli 2022 | 17:15 Uhr

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