Junger Mann mit Übergewicht
Bodyshaming betrifft Männer und Frauen. Bildrechte: IMAGO / Westend61

Gesundheit Was ist eigentlich Bodyshaming? So sehr leiden die Opfer

07. August 2023, 19:22 Uhr

Schönheitsideale setzen Männer wie Frauen unter Druck. Wer nicht dem vermeintlichen Ideal entspricht, bekommt oft negative Kommentare und abschätzige Blicke. Und das hat Auswirkungen.

Was ist Bodyshaming?

Bodyshaming (oder auch Body Shaming) ist eine Form von Mobbing. Der Begriff bedeutet, dass ein Mensch aufgrund seines Aussehens beleidigt, diskriminiert oder gedemütigt wird. Menschen, die nicht den gesellschaftlich vorgegebenen Schönheitsidealen entsprechen, werden dabei abgewertet.

Das kann sich zum Beispiel in abwertenden Kommentaren äußern, vor allem in den Sozialen Netzwerken, aber auch durch abschätzige Blicke. Genauso dazu gehören vermeintlich gut gemeinte Tipps für die richtige Kleidung im Sommer, die Rolle der "lustigen Dicken" im Fernsehen oder die Tatsache, dass viele Textilhersteller Kleidung nur bis zu einer bestimmten Größe herstellen.

Bodyshaming betrifft dabei nicht nur mehrgewichtige Menschen, sondern auch sehr dünne oder kleine. Wobei mit dem Begriff meistens die Diskriminierung und Abwertung von vermeintlich dicken Menschen gemeint ist. Weitere Begriffe, die damit im Zusammenhang stehen, sind etwa Fat Shaming oder Skinny Shaming.

Eine Frau macht Yoga.
Die Körperform sagt nichts über die Fitness einer Person aus. Bildrechte: IMAGO / Westend61

Der Begriff mehrgewichtig wird innerhalb der Body-Positivity-Bewegung anstelle von "übergewichtig" benutzt. "Über" würde bedeuten, dass es für Körperformen ein definiertes Maß gibt. Die Körperform sagt allerdings nicht unbedingt etwas über die Gesundheit einer Person aus, weswegen innerhalb der Bewegung auch die Diagnose "Übergewicht" hinterfragt wird.

Auswirkungen von Bodyshaming

Dabei hat Bodyshaming natürlich eine Wirkung auf die Menschen, die es erfahren. Fachleute gehen davon aus, dass Betroffene die Diskriminierung so sehr verinnerlichen können, dass sie auch ein negatives Selbstbild bekommen. Lästereien und negative Kommentare zu ignorieren, kostet Kraft und die haben viele nicht. Gerade junge Menschen lassen sich stark beeinflussen. Außerdem sind sie Kommentaren und Bewertungen in den Sozialen Netzwerken unter Umständen noch mehr ausgesetzt als Ältere. Hinzu kommt, dass sich Mobbingattacken im Netz sehr schnell und weit verbreiten können.

Eine Studie der Stadt Wien zeigt: Für viele junge Menschen gehören negative Kommentare auf WhatsApp, Instagram und Co. zum Alltag. Und sie zeigt auch: Gerade Mädchen reagieren sensibler auf solche Bewertungen ihres Äußeren. Sie schämen sich doppelt so häufig für ihre Figur und ihren Körper wie Jungen. Aber: Die Jugendlichen kennen auch Strategien, um mit der Bewertung im Netz umzugehen, wie etwa nicht alles so ernst zu nehmen und User bei Bedarf zu blockieren.

Eine junge Frau schaut ausdruckslos auf ihr Handy.
Negative Kommentare sind in den Sozialen Netzwerken alltäglich. Bildrechte: IMAGO/Westend61

Betroffene kämpfen häufig mit Essstörungen, Depressionen, Schlafstörungen, Angstzuständen und sogar Panikattacken, Minderwertigkeitsgefühlen oder ziehen sich aus dem sozialen Leben zurück. Bodyshaming ist also durchaus ein ernst zu nehmendes Thema.

Diskriminierung von mehrgewichtigen Menschen findet auf vielen Ebenen statt und sie hat im Zweifel nicht nur psychische Auswirkungen. Eine Studie der Universität Tübingen aus dem Jahr 2012 zeigt: Im Job werden adipöse Menschen benachteiligt. So würden viele Personaler ihnen Führungsqualitäten absprechen, Stellen mit hohem Prestige trauen ihnen die wenigsten zu und sie werden ebenso selten für leitende Positionen ausgewählt.

Als Feen gegen Bodyshaming

Dass Körper in der Realität selten einem Schönheitsideal entsprechen, zeigt der Verein "fit4charity". Schon zum zweiten Mal stehen für dessen Anti-Bodyshaming-Kalender die Models vor der Kamera. Ihre Botschaft: Alle Menschen sind schön, egal ob jung, alt, dicker oder dünner.

"Echt sind die Menschen mit den Pölsterchen, mit den Ringen, mit den Haaren auf der Brust, auf dem Rücken oder sonstwo, oder eben mit keinem mehr auf dem Kopf", sagt Benjamin Kiehn, Vorsitzender des Vereins.

Verkleidet als Feen lassen sich die Männer ablichten - ehrenamtlich. Die Einnahmen aus dem Verkauf des "schamlos realistischen" Kalenders sollen in die Arbeit des Vereins fließen und zum Beispiel schwer krebskranken Kindern ihre letzten Wünsche erfüllen.

BRISANT/AOK/Techniker Krankenkasse/Amnesty International/fit4charity

(Dieser Beitrag wurde am 25. Oktober 2022 erstmals veröffentlicht.)

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