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Kohlekraftwerke sind große Klimasünder. Bildrechte: imago/Sven Simon

KlimakillerSo umweltschädlich ist Braunkohle

09. Februar 2023, 11:07 Uhr

Braunkohle gilt als schmutzigster Energielieferant, da bei ihrer Verbrennung Unmengen des Treibhausgases CO2 freigesetzt werden. Die Kohle-Tagebaue zerstören ganze Landstriche. Lange Zeit war Deutschland Förderweltmeister - mittlerweile ist der Ausstieg beschlossen.

Braun- und Steinkohle sind fossile Energieträger. Vor Millionen Jahren waren das noch Pflanzen, die irgendwann zu Torf wurden und dann zu Kohle. Obwohl Kohle aussieht wie Gestein, ist sie brennbar und gibt über längere Zeit Wärme ab. Sie ist daher ideal zum Heizen.

Der Unterschied zwischen Braun- und Steinkohle:In Deutschland wird Braunkohle nur über Tage abgebaggert, Steinkohle wird zusätzlich aus Bergwerken an die Oberfläche geholt. Sie ist älter als Braunkohle, stärker gepresst und steckt tiefer in der Erde als Braunkohle.

Braunkohletagebau Welzow-Süd in der Lausitz. Bildrechte: picture alliance/dpa/dpa-Zentralbild/Patrick Pleul

Klimakiller Kohlekraftwerk

Kohlekraftwerke sind zweifellos große Klimasünder. Rund die Hälfte aller CO2-Emissionen in Deutschland wird laut Bundesumweltamt von der Energiewirtschaft verursacht - der größte Teil durch die Verbrennung von Kohle.

Gäbe es eine Reihenfolge in Sachen Umweltschädlichkeit, dann stünde Steinkohle auf Platz 1, weil bei ihrer Verbrennung am meisten CO2 ausgestoßen wird. Da aber dreimal so viel Braunkohle nötig ist, um die gleiche Energiemenge zu erzeugen, gilt Braunkohle als schädlicher. Steinkohle setzt pro Kilowattstunde (kWh) bis zu 950 Gramm CO2 frei. Bei Braunkohle sind es bis zu 1.200 Gramm. 1 kWh Kohlestrom aus Braunkohle ergibt mehr als 1 kg Kohlendioxid!

Kohlekraftwerke stoßen neben Treibhausgasen und Feinstaub weitere 53 verschiedene giftige Stoffe wie Schwefeloxide, Stickstoffoxide, Ammoniak, Methan, Quecksilber, Blei, Arsen und Cadmium aus.

Braunkohletagebau Nochten und das Kohlekraftwerk Boxberg (Sachsen). Bildrechte: IMAGO / Steffen Unger

Deutschland ist Braunkohle-Land

Weltweit ist Deutschland noch immer eines der Hauptförderländer von Braunkohle. Das geschieht vor allem im Ruhrgebiet, in Brandenburg und in der Lausitz. Steinkohle wurde bis 2018 im Ruhrgebiet und im Saarland abgebaut.

Deutschland ist also ein echtes Braunkohle-Revier, hat mit Hambach im Rheinland den größten Tagebau Europas. Er ist gigantische 85 Quadratkilometer groß.

Interessant dabei ist, dass weltweit nur 2% der Energie aus Braunkohle gewonnen werden. Aus Steinkohle sind es 28% (Stand 2018).

Wann kommt der Kohleausstieg?

Aus dem Steinkohleabbau ist Deutschland bereits 2018 ausgestiegen, um die international vereinbarten Klimaziele zu erreichen. Das bedeutet aber nicht, dass in deutschen Kraftwerken keine Steinkohle mehr verbrennt - sie wird heute importiert, zum Beispiel aus Russland, Australien oder den USA.

Bis 2038 soll in Deutschland kein Braunkohlekraftwerk mehr laufen. 2034 soll für das letzte Steinkohlekraftwerk Schluss sein. Das Problem: Aktuell sind Wärme und Energie aus Kohle in Deutschland noch unverzichtbar.

Ersatz für Kohleenergie muss also her. Daher werden derzeit Milliarden Euro in den Ausbau erneuerbarer Energien wie Windkraft oder Solarkraft gesteckt.

Die erneuerbaren Energien haben das Potenzial, die Energie zu erzeugen. Und dafür können wir auch gerade Rest-Tagebauflächen nutzen, um Photovoltaik aufzubauen, um Windenergieanlagen aufzustellen.

Karsten Smid, Greenpeace

Tagebaue zerstören Landwirtschaft und Lebensräume

Braunkohlereviere sieht man schon von weitem - sie erinnern an Mondlandschaften. Um an die bis zu 70 Meter breiten Kohle-Flöze heranzukommen, muss zuerst die Erde darüber weggebaggert werden. Dieser "Abraum" wird an anderer Stelle aufgetürmt, so dass am Rande eines Tagebaus kleine künstliche "Mittelgebirge" entstehen.

Auch Dörfer mussten den Maschinen weichen, Menschen verloren ihre Heimat und wurden umgesiedelt.

Erdfälle und Probleme mit dem Grundwasser

Selbst nachdem ein Tagebau stillgelegt wurde, gehen weiter Gefahren von ihm aus. Immer wieder kommt es zu sogenannten Erdfällen. Dann sackt die Erde über stillgelegten Bergwerken ab und bedroht oder zerstört Häuser, Brücken und Straßen.

Ein weiteres Problem: Der Grundwasserspiegel ist empfindlich gestört. Während des Abbaus muss er bis unter die Tagebausohle abgesenkt werden. In der Niederrheinischen Bucht sind das bis zu 450 Meter. Diese "Trockenlegung" des Bodens wirkt sich nicht nur negativ auf Feuchtgebiete aus, sondern auch auf die Qualität des Grundwassers.

Weil die natürlichen geologischen Schichten zerstört werden - und mit ihnen die Druckverteilung - gelangen Schwefelverbindungen aus der Tiefe an die Oberfläche und versauern das Wasser. Davon betroffen sind die Landwirtschaft und die Trinkwasserversorgung der Bevölkerung.

Da müssen Dörfer und Siedlungen zerstört werden, und wertvolle Ackerfläche wird vernichtet. Und das muss hinterher alles rekultiviert werden. Sie müssen Unmengen Wasser abpumpen und im Nachhinein müssen Sie auch diesen Wasserhaushalt wiederherstellen.

Karsten Smid, Greenpeace

Gesundheitliche Folgen durch Kohleabbau und -kraftwerke

Dem Umweltbundesamt zufolge schädigt der giftige Smog aus den Schornsteinen vor allem die Lunge. Asthma, Bronchitis oder Lungenkrebs sind die typischen Erkrankungen. Die Heinrich Böll Stiftung spricht von bis zu 23.000 Todesfällen in Europa jährlich (!), die sich auf die belastete Atemluft durch Stein- und Braunkohlekraftwerke zurückführen lassen.

Quellen: Statista/Umweltbundesamt/Bundesumweltamt/utopia.de/quarks/BUND

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