Spezialkräfte der Polizei beim Betreten einer Villa
Clan-Kriminalität ist eine Unterform des organisierten Verbrechens. Bildrechte: picture alliance/dpa | Marcel Kusch

Kriminalität Was wird in Deutschland gegen Clan-Kriminalität getan?

14. März 2023, 19:09 Uhr

Immer wieder stehen Familienclans wie Remmo, Miri oder Abou-Chaker in Verdacht, Straftaten zu verüben: Raub, Geldwäsche, Drogen- und Waffenhandel oder illegales Glücksspiel. Was ist Clan-Kriminalität und was wird dagegen getan?

Was ist Clan-Kriminalität?

Seit dem Jahr 2018 geht der Bundeslagebericht "Organisierte Kriminalität" des Bundeskriminalamts explizit auf Clan-Kriminalität ein und unterscheidet das Phänomen von anderen Formen des organisierten Verbrechens. Clan-Kriminalität gilt demnach als eine Unterform der organisierten Kriminalität und wird seitens des BKA als "Straftaten durch Angehörige ethnisch abgeschotteter Subkulturen" beschrieben.

Der Bund Deutscher Kriminalbeamter definiert Clan-Kriminalität als "bestimmt von verwandtschaftlichen Beziehungen, einer gemeinsamen ethnischen Herkunft und einem hohen Maß an Abschottung der Täter, wodurch die Tatbegehung gefördert oder die Aufklärung der Tat erschwert" werde. Dies gehe "einher mit einer eigenen Werteordnung und der grundsätzlichen Ablehnung der deutschen Rechtsordnung".

Die einzelnen Familien agieren laut Lagebericht des BKA nicht in ganz Deutschland, sondern konzentrieren sich auf regionale Schwerpunkte. Mehr als zwei Drittel aller Ermittlungen erfolgen in den Bundesländern Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen, Bremen und Berlin.

Keine Vorverurteilung der Familien

Wie viele Personen zu den kriminellen Familienstrukturen gehören, lässt sich kaum sagen. Wichtig ist den Ermittlern jedoch, dass einzelne Mitglieder der Familien nicht per se als kriminell eingestuft werden. Das seien nur diejenigen, die entsprechend in Erscheinung treten.

Welche Straftaten werden durch Clans begangen?

Das Spektrum der Straftaten krimineller Großfamilien ist breit: Drogen- und Waffenhandel, Geldwäsche, illegales Glücksspiel, Überfälle auf rivalisierende Gruppen bis hin zum Mord. Den Großteil der kriminellen Geschäfte macht laut BKA der Handel und Schmuggel mit Rauschgift aus. Dabei agierten einige Familien auch international.

Beispiel für Clan-Kriminalität: der Remmo-Clan

Immer wieder sorgen spektakuläre Straftaten, hinter denen Clans stecken, für Schlagzeilen. Im März 2017 wurde die "Big Maple Leaf", eine 100 Kilogramm schwere Goldmünze, aus dem Berliner Bode-Museum entwendet. Ihr Wert: gut vier Millionen Euro. Sie ist bis heute verschwunden. Mitglieder des Berliner Remmo-Clans wurden für den Diebstahl verurteilt.

Im November 2019 wurden im Grünen Gewölbe in Dresden einzigartige Juwelen und Kunstwerke von unschätzbarem Wert gestohlen. Derzeit läuft das Verfahren in Dresden. Pikant: Zwei der sechs Angeklagten, die allesamt aus der Remmo-Familie stammen, wurden bereits für den Diebstahl im Bode-Museum verurteilt.

Immerhin: Im Dezember 2022 gelang es den Behörden in Berlin einen großen Teil der Beute sicherzustellen. Dabei handelte es sich um insgesamt 31 Objekte oder Teile davon.

Was wird gegen Clan-Kriminalität getan?

Nachdem die Gefahr der organisierten Kriminalität im Bereich krimineller Großfamilien lange Zeit kaum thematisiert wurde, haben einige betroffene Bundesländer das Thema mittlerweile zur Chefsache erklärt. Permanente Razzien, Hausdurchsuchungen und Kontrollen sollen in Nordrhein-Westfalen die Clan-Strukturen schwächen. Ähnlich sieht es in Berlin aus.

Spezialkräfte der Polizei beim Betreten einer Villa
In mehreren Bundesländern verfolgen die Behörden einen harten Kurs gegen Familienclans. Bildrechte: picture alliance/dpa | Marcel Kusch

Nordrhein-Westfalens Innenminister Herbert Reul stellt klar: "Von Anfang an war dabei klar: Wir werden den kriminellen Clans in Nordrhein-Westfalen keine ruhige Minute mehr lassen. Diese Kriminalität besiegt man nur mit einem langen Atem."

Ein weiteres Mittel, auf das verstärkt gesetzt wird, ist, kriminell erlangtes Vermögen "abzuschöpfen". Sachwerte, wie etwa Immobilien, bei denen der Verdacht besteht, dass sie mit Geld aus illegalen Geschäften bezahlt wurden, dürfen von den Behörden beschlagnahmt werden. Gleiches gilt, wenn der Verdacht der Geldwäsche besteht.

BRISANT/reuters/dpa/bka

(Dieser Beitrag wurde am 08.06.2021 erstmals veröffentlicht.)

Dieses Thema im Programm: Das Erste | BRISANT | 23. Februar 2023 | 17:15 Uhr

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