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China hat die Reiseregeln am Sonntag (08.01.) gelockert - Tausende machen davon Gebrauch. Bildrechte: IMAGO/ZUMA Wire

"Drohendes Virusvariantengebiet"China beendet Corona-Abschottung - Sorge vor neuen Virusvarianten

Stand: 09. Januar 2023, 18:08 Uhr

Die aktuelle Corona-Welle in China hat für Einreisende hierzulande nicht nur eine neuerliche Testpflicht zur Folge, sondern auch die Bezeichnung "drohendes Virusvariantengebiet" für das bevölkerungsreichste Land der Erde. Was das bedeutet und welche Auswirkungen das hat, erfahren Sie hier.

Nach fast drei Jahren Corona-Abschottung hat China seine Grenzen wieder geöffnet. Als erste Besucher reisten einen Monat nach dem Ende der rigorosen Null-Covid-Politik einige Zehntausend Hongkonger über die Grenzübergänge in die Volksrepublik. Das Auswärtige Amt in Berlin rät "aktuell von nicht notwendigen Reisen" nach China ab - zum einen wegen der massiven Corona-Welle im Land, aber auch aus Sorge vor neuen Virusvarianten.

Die Infektionszahlen in China seien aktuell auf dem höchsten Stand seit Beginn der Pandemie 2020: "Das chinesische Gesundheitssystem ist überlastet, auch die ausreichende Versorgung in medizinischen Notfällen ist davon betroffen", heißt es in den Reise- und Sicherheitshinweisen des Auswärtigen Amts.

Das Auswärtige Amt rät aktuell von nicht notwendigen Reisen nach China ab. (Symbolbild) Bildrechte: photothek / Auswärtiges Amt

Gefahr neuer Virusvarianten

Der rasante Anstieg der Infektionszahlen in China hat weltweit Besorgnis ausgelöst. Sorge bereiten vor allem die mangelhaften Daten zu den Infektionen sowie die Gefahr neuer Virusvarianten. Aus diesem Grund hat China ab Montag (09.01.) nach Angaben des Robert Koch-Instituts (RKI) die Bezeichnung "Virusvariantengebiet in dem eine besorgniserregende Virusvariante aufzutreten droht".

Bisher wurden im Rahmen der Corona-Pandemie neben "Hochrisikogebieten" nur "Virusvariantengebiete" ausgewiesen. Dies sind Regionen, in denen eine in Deutschland noch nicht verbreitete Coronavirus-Variante "mit besorgniserregenden Eigenschaften" bereits grassiert. Derzeit gilt diese Kategorie für keine Region.

In China steigen die Infektionszahlen rasant. Dennoch wurde die Abschottung nun gelockert. (Symbolbild) Bildrechte: IMAGO/Xinhua

2,5 Millionen Neu-Ansteckungen pro Tag

In Deutschland soll die geplante Testpflicht für Einreisende aus China ab Montag (09.01.) gelten: Betroffene Personen müssen damit vor dem Abflug mindestens einen negativen Antigenschnelltest vorweisen, der maximal 48 Stunden alt ist. Kontrolliert werden soll das von den Fluggesellschaften. Zudem sollen Reisende nach der Landung auf Behördenanforderung stichprobenartig getestet werden können. Deutschland will außerdem, wie andere Länder auch, das Abwasser von Flugzeugen aus China auf mögliche neue Coronavirus-Varianten untersuchen.

Zuletzt waren viele Besucher aus China bei der Ankunft in anderen Ländern als infiziert aufgefallen. Nach Schätzungen des Datenverarbeiters Airfinity stecken sich in dem bevölkerungsreichsten Land der Welt gegenwärtig jeden Tag 2,5 Millionen Menschen neu an, während 16.600 sterben. Mitte Januar könnte die Zahl der täglichen Neuinfektionen demnach auf 3,7 Millionen steigen. Nach diesen Schätzungen soll es schon 209.000 Tote gegeben haben. Bis Ende April könnte die Zahl der Corona-Toten den Hochrechnungen zufolge auf 1,7 Millionen anwachsen.

Hochrechnungen zufolge könnten bis Ende April mehr als 1,5 Millionen Menschen in China sterben. (Symbolbild) Bildrechte: IMAGO/Christian Ohde

Neue China-Strategie setzt auf Selbstschutz

Im Umgang mit Corona setzt China mit einem neuen Vorbeugungsplan verstärkt auf Selbstschutz und Impfungen. Die meisten Einreisebeschränkungen und vor allem die zuletzt noch einwöchige Zwangsquarantäne bei der Ankunft im Land entfallen mit Wirkung vom Sonntag (08.01.).

Die Öffnung folgt auf den abrupten Kurswechsel Anfang Dezember in China von dem strikten Null-Toleranz-Ziel, das seit 202 verfolgt wurde, zu einer völligen Lockerung. Die Kehrtwende wurde mit leichteren Krankheitsverläufen begründet. Was hinzu kommt: Lockdowns, Massentests und Zwangsquarantäne konnten das Virus nicht mehr eindämmen. Zudem litt die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt auch wirtschaftlich zunehmend unter den Maßnahmen.

Lockdowns, Massentests und Quarantäne konnten die Verbreitung des Coronavirus und China nicht stoppen. (Symbolbild) Bildrechte: IMAGO/ZUMA Wire

Varianten-Überwachung durch Proben

Die Entwicklung der Infektionslage und die potenzielle Entstehung neuer Virusvarianten soll in China von mehr als 500 Krankenhäusern durch Proben überwacht werden. Auch geplante Abwasseranalysen dienen diesem Zweck.


BRISANT/dpa/afp

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