Mann in Labor hält Test-Plättchen.
Thomas Mortelmans hat einen schnellen Test für Infektionen mit Sars-CoV-2 entwickelt. Bildrechte: Paul Scherrer Institut/Mahir Dzambegovic

Forschung Neuer Schnellest erkennt Corona und Grippe gleichzeitig

26. Januar 2022, 17:32 Uhr

Schweizer Forscher haben eine neue Test-Generation entwickelt. Sie soll Aufschlüsse liefern über die körpereigene Immunreaktion auf die Corona-Infektion, sucht also gezielt nach Antikörpern im Blut.

Möglich wird das durch eine spezielles Fräsverfahren auf einer dünnen Plexiglasscheibe. Drei Kanäle, die sich verjüngen bis auf eine Breite, die 100 mal dünner ist als ein menschliches Haar, nehmen Flüssigkeit auf, in diesem Fall Blut.

So funktioniert der neue Corona-Test

Da sich Antikörper der Gattung IgM (akute Infektion) im Blut aufhalten, muss der Patient durch einen Piks in den Finger einen Tropfen Blut lassen. Der wird mit einer speziellen Flüssigkeit gemischt, in der bestimmte Nanopartikel schwimmen. An die docken die Antikörper an.

Zudem werden fluoreszierende Teilchen beigemischt, die sich zusätzlich an die Antikörper heften. Alles bleibt an einer vordefinierten schmalen Engstelle des Kanals hängen, der "Einfangregion". Das Ablesen ist dann unter einem Fluoreszenz-Mikroskop einfach: Je heller die Region leuchtet, desto mehr Antikörper hat der Patient gebildet.

Milder oder schwerer Verlauf?

"Außerdem kann man anhand der Signalstärke erkennen, ob das Immunsystem gut reagiert und ein milder Verlauf zu erwarten ist - oder ob es womöglich sogar überreagiert und Komplikationen drohen", erläutert Erfinder Thomas Mortelmans.

Dass tatsächlich ein Zusammenhang besteht zwischen erhöhtem Antikörper-Aufkommen und einem schweren Covid-19-Verlauf, hat bereits das Paul Ehrlich-Institut 2020 festgestellt.

Test kann auch Grippe erkennen

Weiteres Plus: Auch Antikörper gegen andere Viruserkrankungen wie etwa Grippe kann der Test zeigen. Und zwar gleichzeitig! Einfach indem andere Nanopartikel beigemischt werden und an anderer Stelle des Kanals hängen bleiben.

Bis zu zehn verschiedene Krankheiten könnten zugleich getestet werden. Noch steht die Forschung allerdings am Anfang. Es dürfte noch einige Zeit vergehen, bis der neue Multifunktionstest marktreif ist.

Die sensiblen PCR-Tests ersetzt diese Erfindung übrigens trotzdem nicht. Denn nur PCR-Tests reagieren auf die Virenfragmente gleich nach der Infektion. Dieser neue Schweizer Corona-Test reagiert wie die Antigentests erst, wenn auch im Körper eine Immunreaktion stattfindet, also nach ein paar Tagen. Bis dahin kann der Patient andere Menschen anstecken.

Schnelltests oder Antigentests spüren im Speichel oder Nasensekret charakteristische Bestandteile des Virus auf. Beim PCR-Test hingegen wird in komplexen Arbeitsschritten nach Erbmaterial des Virus gesucht. Da auch niedrige Virusmengen erkannt werden, gelten PCR-Tests als deutlich zuverlässiger gegenüber Antigen-Schnelltests.

BRISANT/PSI

(Dieser Beitrag wurde am 26.01.2022 erstmals veröffentlicht.)

Dieses Thema im Programm: Das Erste | BRISANT | 26. Januar 2022 | 17:15 Uhr

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