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Experten gehen von einem besinnlicheren Weihnachtsfest 2023 aus. (Symnolbild) Bildrechte: dpa

AusblickDritter Winter mit Corona - Alles wie gehabt oder fröhliche(re) Weihnachten?

Stand: 01. November 2022, 14:15 Uhr

Der dritte Winter in der Corona-Pandemie steht bevor. Im Vergleich zu den vergangenen zwei Jahren scheint die Ausgangslage besser zu sein. Aber ist das wirklich so? Kann man sich sorgenfrei auf Weihnachten im Familienkreis und große Silvesterfeiern wie früher freuen? Aktuelle Experten-Meinungen im Überblick:

Weihnachten mit stark begrenzten Kontakten und Silvester-Feiern auf dem heimischen Sofa haben in den vergangenen zwei Jahren für Corona-Tristesse im Winter gesorgt. Dass sich das auch in diesem Jahr wiederholt, gilt unter Forschern als nicht besonders wahrscheinlich.

Hoher Schutz vor schweren Verläufen

Dieser Optimismus liegt vor allem an der deutlich besseren Ausgangslage als in den Jahren zuvor. Fachleute erwarten im Hinblick auf die Wintermonate in der Bevölkerung in Deutschland eine hohe Immunität und damit einen hohen Schutz vor schweren Verläufen. Der Großteil der Bürger weist laut Untersuchungen Antikörper auf, die auf eine durchgemachte Corona-Infektion und/oder Impfung hindeuten.

Was das aber nicht bedeutet: Dass sich niemand mehr ansteckt. Vor allem der Omikron-Abkömmling BQ.1 und dessen Sublinie BQ.1.1 stehen dabei im Fokus der europäischen Seuchenschutzbehörde ECDC, die diesbezüglich mit einem Anstieg der Fallzahlen rechnet. Ob BQ.1 und/oder BQ.1.1 die dominierenden Erreger werden, und welche Auswirkungen das hätte, ist allerdings noch unklar. Für eine höhere Krankheitsschwere gibt es laut ECDC bei BQ.1 und BQ.1.1 bisher keine Hinweise.

Drei potenzielle Winter-Szenarien

Mit einer neuen Welle wird dennoch gerechnet - und zwar unabhängig davon, ob sich eine neue Variante durchsetzt oder nicht. Das ist zumindest eine Annahme mehrerer Modellierer-Gruppen, die ihre potenziellen Winter-Szenarien kürzlich veröffentlichten. Noch deutlicher fällt die Welle demnach aus, wenn eine neue, besser übertragbare Variante auftritt.

Nicht ausgeschlossen wird zudem ein pessimistisches Szenario, in dem eine neue Variante den bisherigen Immunschutz umgeht und wieder schwerere Verläufe hervorruft. Dann könnten die bisher erreichten Spitzenwerte der Krankenhausbelastung deutlich überschritten werden, heißt es von den Forschern.

Corona mit "aufmerksamer Routine" kontrollieren

Wie sollte man die Winter-Monate mit Weihnachten und Silvester angehen? Es müsse jetzt einen geordneten Übergang in so etwas wie eine "aufmerksame Routine" geben, meint der Epidemiologe Hajo Zeeb: Bürgerinnen und Bürger sollten alles tun, was sinnvoll und machbar ist, um Corona möglichst unter Kontrolle zu halten.

Das heißt auch: Ältere und Risikopatienten sollten sich die empfohlenen Auffrischimpfungen geben lassen. "Hier spielt sich der besonders gefährliche Teil der Pandemie weiterhin ab, und steigende Sterbezahlen sollten wir wirklich in der Lage sein zu verhindern."

Vor allem Älteren und Risiko-Patienten wird die Auffrischungsimpfung empfohlen. (Archiv) Bildrechte: imago images/Hans Lucas

Schutz gefährdeter Gruppen nicht ausreichend

Patientenschützer sehen beim Schutz wirklich gefährdeter Gruppen noch immer eklatante Mängel. "Die Situation für Menschen, die sich in der stationären und ambulanten Altenpflege nicht selbst schützen können, ist nach wie vor verheerend", sagte Eugen Brysch, Vorstand der Deutschen Stiftung Patientenschutz.

Bund und Länder unternähmen bei dem Thema präventiv nicht genug. Bryschs Forderung: ein bundesweites Testregime, um Virus-Einschleppungen durch Personal und Besucher zu verhindern.

Kliniken für Wieder-Einführung der Maskenpflicht

Auch in Krankenhäusern scheint es Nachholbedarf zu geben. Schon nach dem aktuellen Fallzahlenanstieg sprach sich etwa die Universitätsklinik Charité in Berlin für stärkeren Infektionsschutz mit einer Maskenpflicht in Innenräumen aus.

Hajo Zeeb rechnet für den Winter damit, "dass unsere Versorgungseinrichtungen unter mehr oder weniger permanentem Druck stehen werden, auch mit eigenem erkrankten Personal". Mediziner äußerten Schätzungen, wonach sich in ihren Häusern ein Viertel bis ein Drittel des Personals im Lauf von Herbst und Winter mit Corona anstecken dürfte.


BRISANT/dpa

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Dieses Thema im Programm:Das Erste | BRISANT | 01. November 2022 | 17:15 Uhr